Rathaus in Siegburg Kernsanierung möglich

SIEGBURG · Dass das Rathaus 46 Jahre später als grauer, seelenloser Kasten betrachtet werden würde - das hätte sich ein Siegburger Bürger im Jahr 1968 wohl kaum vorstellen können.

 Das Siegburger Rathaus am Nogenter Platz ist in die Jahre gekommen. Es wird über Sanierung oder Abriss und Neubau diskutiert.

Das Siegburger Rathaus am Nogenter Platz ist in die Jahre gekommen. Es wird über Sanierung oder Abriss und Neubau diskutiert.

Foto: Arndt

"Damals, bei der Eröffnung, wurde das Rathaus als Einstieg in eine neue Zeit bejubelt", erklärte am Donnerstagabend der Architekt Klaus Petersen im städtischen Bau- und Sanierungsausschuss im Rathaus, "es herrschte Aufbruchstimmung in der Stadt."

Heutzutage gleicht die Einstellung zum Rathaus mancherorts eher Abbruchstimmung: Dass ein Abriss und Neubau günstiger sein könnte als eine Sanierung, wurde bereits diskutiert. Deutliche Anzeichen, dass eine Kernsanierung durchaus möglich und wirtschaftlich sein könnte, gibt es allerdings seit dem Vortrag Petersens vom Architektenbüro "petersen pörksen partner", das in Hamburg und Lübeck tätig ist.

Die Stadt erwägt, Petersen als unabhängigen Moderator einzusetzen. Im Ausschuss stellte der Experte für Verwaltungsbauten der Nachkriegszeit sich und seine bisherigen Überlegungen zum Siegburger Rathaus erstmals vor. Petersen schlägt vor, die Stadt in vier Workshops zu begleiten: von der Gebäudeanalyse über die Prüfung unterschiedlicher Sanierungsvarianten bis hin zum konkreten Sanierungskonzept und schließlich der Fertigstellung.

Jeder dieser Schritte soll von Verwaltung, Gremium und Bürgern begleitet und diskutiert werden. Am Donnerstag ging es zunächst um die detaillierte Gebäudeanalyse, die der Architekt bereits vorgenommen hat. Sie förderte teils Erstaunliches zutage und brachte viele Ausschussmitglieder dazu, "unser Rathaus mit neuen Augen zu sehen", wie etwa Michael Keller von der SPD sagte.

Petersen nahm die Kommunalpolitiker gleichsam mit auf eine Zeitreise in die 1960er Jahre, als das Rathaus in Siegburg entstand. Schon damals konnten die Bürger mitbestimmen, wie der Verwaltungssitz am Ende dann aussehen sollte.

War ein Rathaus, typischerweise mit ehrwürdigem Turm, früher vor allem Ausdruck der Macht, sollte es nun zum Treffpunkt der Bürger mit ihren gewählten Vertretern werden. "Das damals geschaffene Rathaus versinnbildlicht den Versuch, sich nicht mehr gegenüber dem Bürger abzuschotten, sondern sich zu öffnen", erklärte der Architekt. Wichtig war in diesem Zusammenhang auch die Ansiedlung des Rathauses direkt am Marktplatz, dem Herzen der Stadt.

Architekt Petersen lobte die Vorgehensweise des Rathaus-Erschaffers Peter Busmann, der das Urheberrecht besitzt und bei einer Sanierung einbezogen werden müsste: "Ich bin beeindruckt von der Offenheit des Baus, etwa durch die Verbindung von Verwaltungstrakt und Ratssaal", sagte er. Die grundsätzliche Einteilung, wenngleich von der Stadt teils durch Schaffung neuer Räume "verbaut", sei heute noch "up to date".

Die größtenteils schon bekannten altersbedingten Probleme vor allem energetischer Natur, die undichten Fenster und die marode Fassade, benannte der Lübecker Planer auch - er hob aber hervor, dass das Grundskelett des Rathauses von guter Substanz sei. "Die Konstruktion eignet sich für eine Sanierung", meint Petersen und schlägt eine Kernsanierung im Sinne einer Transformation vor, bei der die ursprüngliche Struktur erhalten bliebe, aber auf den neuesten Stand gebracht würde.

Wie teuer eine solche Kernsanierung - auch im Vergleich zu einem Neubau - würde, soll im nächsten Schritt geprüft werden. Petersen machte aber deutlich: "Das Rathaus ist Teil der Erinnerungskultur der Stadt - damit sollte man nicht leichtfertig umgehen."

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