Neue Verordnung Klärschlamm wird im Rhein-Sieg-Kreis zum Problem

Rhein-Sieg-Kreis · Etliche Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis müssen neue Entsorgungswege für die Abfälle aus den Kläranlagen finden. Bisher wurde der Klärschlamm oft in der Landwirtschaft verwertet.

Kläranlagen reinigen das Abwasser, zurück bleibt brauner Schlamm oder getrocknetes Granulat. Das wiederum ist reich an Stickstoff, Phosphor, Kalium und Spurenelementen. Darum diente Klärschlamm bisher der Landwirtschaft als organisches Düngemittel. Die neue Klärschlammverordnung stellt Kommunen wie Eitorf und Niederkassel zunehmend vor Probleme: Sie wissen nicht mehr, wohin mit ihren Klärschlämmen.

In Zeiten von Mikroplastik und Zusatzstoffen sind im Abfallprodukt aus den Kläranlagen nicht mehr nur Nährstoffe enthalten. Immer mehr Schadstoffe wie Arzneimittelrückstände, Blei, Quecksilber, Cadmium, Kupfer, Dioxine, PCB und PFT finden sich in den Rückständen der Kläranlagen. Werden sie auf die Böden ausgebracht, reichern sich diese Stoffe an und gelangen über die Pflanzen oder das Grundwasser wieder in die menschliche Nahrungskette.

Aus diesem Grund wurde schon im Koalitionsvertrag 2013 die Einstellung der landwirtschaftlichen Klärschlammeinbringung festgeschrieben. Seit 2015 gelten für organische Düngemittel die Grenzwerte der Düngemittelverordnung, im Oktober 2017 trat die novellierte Klärschlammverordnung in Kraft. Die Ausbringungsmengen im Landbau wurden begrenzt, Kläranlagen mit einem Einzugsgebiet von über 100.000 Einwohnern dürfen Klärschlamm nur noch bis 2029 bodenbezogen verwerten. Im ökologischen Landbau ist der Einsatz gänzlich verboten.

Wohin mit den Klärschlämmen?

Die neue Situation stellt Kommunen wie Eitorf und Niederkassel, deren Verträge mit den Entsorgern gerade auslaufen, vor ein großes Problem. Denn sie wissen nicht mehr, wohin mit ihren Klärschlämmen. In Eitorf fallen jährlich rund 1200 Tonnen an. Die Trocknung und Entsorgung hat die Kommune bislang jährlich öffentlich ausgeschrieben. In diesem Jahr erhielt sie jedoch nicht wie sonst bis zu fünf Angebote, sondern gar keins. Die Nachfrage bei den bisherigen Vertragspartnern ergab, dass sie zwar die Pressung des Klärschlamms anbieten könnten, nicht aber die Entsorgung. Es gebe weder einen dauerhaften Entsorgungsweg, noch Zwischenlagermöglichkeiten, weil nicht mehr genügend Kontingente in der Landwirtschaft zur Verfügung stünden.

Im Gegensatz zu Eitorf hat Hennef genug Lagerflächen. Dort gibt es überdachte Klärschlammlager mit einer „Lagerkapazität von beinahe einem Jahr“, wie Stadtsprecherin Mira Steffan auf Anfrage mitteilte. „Da unser Klärschlamm ständig analytisch überwacht wird und dieser die vorgegebenen Grenzwerte unterschreitet, konnten wir erneut einen dreijährigen Verwertungsvertrag mit einer auf Verwertung spezialisierten Firma abschließen“, so die Stadtsprecherin. Der Klärschlamm wird in der näheren Umgebung als Dünger landwirtschaftlich verwendet. „Vor der Verwertung erfolgt eine Bodenanalyse und eine Düngeberatung mit dem Landwirt“, so Steffan.

Auch Hennef muss Verordnung novellieren

Trotzdem muss auch Hennef auf die Novellierung der Klärschlammverordnung reagieren und bis 2023 ein Konzept zur anderweitigen Verwertung des Klärschlamms in Verbindung mit einer Phosphor-Rückgewinnung vorlegen. Auch für Hennef ist ab 2023 ist Schluss mit Verwendung als Dünger.

„In der Tendenz kann man sagen, dass es auch für die kleinen Kommunen mit Kläranlagen bis zu 50 000 Einwohnergleichwerten in Richtung Verbrennung geht“, erklärte Eitorfs Erster Beigeordneter, Karl Heinz Sterzenbach. Eitorf möchte in Zusammenarbeit mit anderen Kommunen Lösungen finden.

Das strebt auch Sankt Augustin an. Die Stadt lässt den Klärschlamm, rund 8000 Tonnen pro Jahr, bereits seit 2015 verbrennen. „Unser Vertrag läuft noch bis Ende 2019. Anfang 2019 beginnen die Vorbereitungen für die europaweite Ausschreibung ab 1. Januar 2020. Wir klären auch, inwieweit es Möglichkeiten im Rahmen kommunaler Zusammenarbeit gibt“, teilte Stadtsprecherin Eva Stock-siefen mit.

In Troisdorf wird der Klärschlamm bereits seit Jahren in einem Braunkohlekraftwerk verbrannt, wie Volker Jansen, Vorstand der Städtischen Abwassergesellschaft, erklärte. „Unsere Verträge laufen noch bis Ende nächsten Jahres. Wir werden im Laufe des Jahres neu ausschreiben“, so Jansen. In Troisdorf seien die Pläne bekannt, sagt er mit Blick auf die neue Verordnung. In der ist nämlich auch festgeschrieben, dass langfristig das im Klärschlamm enthaltende und für die Landwirtschaft wichtige Phosphat durch verschiedene Verfahren zurückgewonnen werden muss.

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