Klimaprotest Fridays for Future macht vor der Bundestagswahl Druck in Siegburg

Siegburg · 200 waren angemeldet, mehr als 500 kamen: Dem Aufruf zum Klimastreik der neu formierten Rhein-Sieg-Gruppe von Fridays for Future folgten Menschen aus allen Altersschichten auf den Siegburger Markt.

 Vom Markt zieht der Demonstrationszug Richtung Kreishaus, Bahnhof und zurück zum Markt.

Vom Markt zieht der Demonstrationszug Richtung Kreishaus, Bahnhof und zurück zum Markt.

Foto: Paul Kieras

„Die jetzige Regierung hat eine nachhaltige Entwicklung verpennt, wir wollen zwei Tage vor der Wahl noch einmal Druck machen“, erklärte Alexander Göhrs von der Bewegung „Fridays for Future“ Rhein-Sieg, die sich im Januar dieses Jahres neu formiert hat. Für Freitagmittag hatte sie zu ihrer ersten Demonstration unter neuer Führung aufgerufen, um an die Politik zu appellieren, mehr für den Klimaschutz zu tun, der aber „mit sozialer Gerechtigkeit einhergehen muss“, wie seine Mitgründerin Alina Schmunk anmerkte.

Für die Veranstaltung waren 200 Teilnehmer angemeldet, weit mehr als 500 kamen zum Siegburger Markt. Darunter waren viele ältere Menschen, die sich solidarisch mit der Jugend zeigen wollten, neben anderen Hartmut Kramme und Regina Schwarz. „Die verheerenden Folgen des Klimawandels betreffen mich nicht mehr, aber meine Enkel und Kinder“, so der 71- Jährige. Deshalb unterstütze er das Anliegen der Jugend. Und seine 67-jährige Begleiterin forderte dazu auf, Politiker zu wählen, „die etwas bewegen“.

Rund 20 Mitglieder der „Solidarischen Landwirtschaft“ vom Hanfer Hof in Hennef-Hanf waren ebenfalls nach Siegburg gekommen. Der Hof praktiziert bereits seit Jahren eine zukunftsorientierte Landwirtschaft. „Die Form der Landwirtschaft hat ja auch Einfluss auf das Klima“, gab Henrike Berger als Begründung für die Teilnahme ihrer Gruppe an.

Mütter kamen mit, um ihre Kinder zu unterstützen

Aus Windeck hatten sich die Mütter Sofia Bönisch und Melina Suhre auf den Weg in die Kreisstadt gemacht. Und zwar mit Kindern aus verschiedenen Schulen und einer Kita. „Die Kinder sind überzeugt von den Klimaschutz-Forderungen, also unterstützen wir sie“, erklärten beide. Mit einer fünften Klasse stieß eine Lehrerin des Gymnasiums Alleestraße zu den Demonstranten quer durch alle Altersschichten. Ihren Namen wollte sie nicht nennen, da sie nicht an einer Demonstration teilnehmen darf. „Ich habe das Ganze als Exkursion in die Stadt deklariert“, verriet sie augenzwinkernd.

Bevor sich die Gemeinschaft auf einen Zug Richtung Kreishaus machte, wandte sich der verkehrspolitische Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs vom Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg, Peter Lorscheid, an die Demonstranten. Er forderte die Umstehenden dazu auf, mehr das Rad zu nutzen und die Politik, den Ausbau der Radinfrastruktur zu beschleunigen, denn das sei aktiver Klimaschutz. Er verlangte in diesem Zusammenhang eine dauerhafte Erhöhung der Fördergelder des Bundes für den Radverkehr und eine Beschleunigung von Planungsprozessen in die Umsetzung.

„Der Klimawandel lässt uns keine Zeit. Wir werden die Leute nicht aufs Rad bekommen, indem wir von einer goldenen, aber fernen Fahrradzeit schwärmen“, betonte Lorscheid. Alina Schmunk beklagte die Ignoranz und Untätigkeit vieler Menschen, obwohl der Klimawandel Realität sei. „Laut Studien soll bis zum Jahr 2040 die Anzahl der Klimaflüchtlinge auf 200 Millionen steigen. Menschen, die ihre Heimat verlassen, um sich vor der Klimakrise zu schützen, oder Menschen, die gar kein Zuhause mehr besitzen“, sagte die 19-Jährige und stellte fest: „Das Klima holt uns jeden Tag mehr ein und wir wissen es und lesen die Berichte darüber.“ Aber wir suchten nach der nächsten Ausrede, statt zu handeln.

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