Demonstration vor Siegburger Krankenhaus Klinikpersonal fordert mehr Unterstützung

Siegburg · Pflegekräfte demonstrieren in einer bundesweiten Aktion von Verdi vor der Siegburger Helios-Klinik für eine bedarfsgerechte Personalbemessung. Sie fordern die Einführung des PPR 2.0.

 Etwa 30 Pfleger der Helios-Klinik in Siegburg haben am Montag in einer bundesweiten Aktion von Verdi für die Einführung des PPR 2.0 demonstriert.

Etwa 30 Pfleger der Helios-Klinik in Siegburg haben am Montag in einer bundesweiten Aktion von Verdi für die Einführung des PPR 2.0 demonstriert.

Foto: Annika Schmidt

Das Problem ist nicht neu und längst kein Einzelfall mehr, Pflegepersonal in deutschen Krankenhäusern ist tendenziell unterbesetzt. Es mangelt an allen Ecken und Enden, das machte auch Georg Rakel, Vertrauenssprecher bei Verdi und Betriebsratsvorsitzender der Helios-Klinik, am Montagmittag bei einer Demonstration vor der Siegburger Helios-Klinik deutlich. „Nicht erst mit dem Beginn der Pandemie, sondern schon seit fast drei Jahrzehnten arbeitet die Pflege in den deutschen Krankenhäusern am Limit“, so Rakel. Damit soll Schluss sein. Zusammen mit stellvertretend etwa 30 Pflegern der Siegburger Klinik und Vertretern der Gewerkschaft Verdi schloss er sich in Siegburg einer bundesweiten Protestaktion an und forderte die Einführung des PPR 2.0. Anlass der Aktion war die zeitgleich stattfindende Anhörung im Bundestag zum „Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung“.

Die PPR 2.0 bezeichnet ein von der Deutschen Krankenhausgesellschaft zusammen mit dem Deutschen Pflegerat und Verdi entwickeltes Programm zur bedarfsgerechten Personalbemessung in deutschen Krankenhäusern. „Beim PPR 2.0 werden Patienten Pflegeminuten zugeordnet. Das bedeutet, es wird geschaut, wie viel Zeit ihre Pflege wirklich benötigt“, erklärt Daniel Engel, gelernter Krankenpfleger und zuständig für die Digitalisierung der Pflege in der Helios-Klinik. Anhand dieser Zeit soll anschließend die Personalausstattung berechnet werden und so dafür gesorgt werden, dass jeder Patient die Pflege bekommt die er benötigt und das passende Personal dafür vor Ort ist.

Er wirbt wie Rakel und die anderen Pflegekräfte für die Einführung des Programms, um endlich eine einheitliche Regelung zu haben und Streitigkeiten zwischen den Krankenkassen und den Krankenhäusern zu vermeiden. Bereits von 1993 bis 1996 habe es ein solches Programm gegeben. Jetzt solle es wieder eingeführt werden, sie bisher aber noch nicht im Gesetz berücksichtigt worden.

 Georg Rakel, Vertrauenssprecher bei Verdi und Betriebsratsvorsitzender der Siegburger Helios-Klinik, wünscht sich mehr geschultes Pflegepersonal und eine einheitliche Struktur.

Georg Rakel, Vertrauenssprecher bei Verdi und Betriebsratsvorsitzender der Siegburger Helios-Klinik, wünscht sich mehr geschultes Pflegepersonal und eine einheitliche Struktur.

Foto: Annika Schmidt

Aber nicht nur die bedarfsgerechte Personalbemessung bereiten Engel und Rakel Sorgen. „Der Arbeitsmarkt ist leer. Man bekommt kaum noch gute Pflegekräfte“, sagt Engel. „Wenn sich jetzt einer krank meldet, haben wir schon ein Problem. Man kann gutes Pflegepersonal nicht nur noch mit Geld locken, auch an der Arbeitszeitregelung, sprich Freizeit, muss etwas getan werden“, sagt Engel.

Die aktuelle Situation in Krankenhäusern sei schwierig, der Pflegenotstand groß, bestätigt Rakel, der selbst auch als Krankenpfleger arbeitet. Zwar habe der Bund einst eine Pflegepersonal- Untergrenzen-Verordnung verabschiedet, doch regele die nur das nötigste und sei komplett an der Realität vorbei, findet Rakel. Aus diesem Grund fordert er von Gesundheitsminister Jens Spahn, das PPR 2.0 einzuführen und dieses im „Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung“ zu berücksichtigen. Patienten sollten weiterhin sicher und gut gepflegt werden können – und das mit ausreichend gutem Personal.

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