Rhein-Sieg-Halle Kölner Kammeroper begeistert mit der "My Fair Lady"

SIEGBURG · Mit Tempo, pointierten Dialogen und hervorragenden Darstellern hat das Ensemble der Kölner Kammeroper am Freitagabend das Publikum in Siegburg begeistert: Es brachte die deutsche Adaption des Frederick Loewe-Musical-Klassikers "My Fair Lady" auf die Bühne der Rhein-Sieg-Halle.

 Das kleine Kölner Ensemble erntete in der Rhein-Sieg-Halle immer wieder Szenenapplaus für besonders witzige Dialoge.

Das kleine Kölner Ensemble erntete in der Rhein-Sieg-Halle immer wieder Szenenapplaus für besonders witzige Dialoge.

Foto: Jens Kleinert

"Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen." Eliza (Maria Mucha) ist verzweifelt. 150 Mal soll sie ab sofort jeden Abend vor dem Zu-Bett-Gehen die Vegetation der iberischen Halbinsel preisen und damit ihre Artikulation verbessern. Denn mit dem "Ü" will es beim Blumenmädchen aus dem Londoner Armenviertel Mayfair nicht so recht klappen. Schuld ist ihr Dialekt - hier Berliner Platt als Pendant zum Londoner Cockney-Englisch der Originalversion - , der den Umlaut stets zum "IE" werden lässt.

Und so "grient" und "blieht" es bei Eliza, die damit ein perfektes Versuchsobjekt für den Phonetikprofessor Henry Higgins (Volker Hein) darstellt. Der ist davon überzeugt, dass der Mensch sich über seine Sprache definiert, weshalb er die Herausforderung seines Freundes Oberst Pickering (Bernhard Dübe) angenommen hat, aus der einfachen Blumenverkäuferin mit Hilfe von Sprechübungen innerhalb von sechs Monaten eine feine Dame zu machen, und sie auf dem Diplomatenball im Buckingham Palace vorzuführen.

Eliza betrachtet er dabei zunächst nur als eine wertlose "Kreatur", bis schließlich der Erfolg einsetzt und Higgins sich - getreu dem Vorbild der antiken "Pygmalion"-Sage - in die von ihm geschaffene Kunstfigur verliebt. Die sich wandelnde Beziehung zwischen beiden, die Verwandlung Elizas, wie auch ihr Kontrast zu den anderen, größtenteils in der Upper Class beheimateten Figuren, bilden den Handlungsstoff des Stückes.

Und den meisterten die Darsteller unter der Regie von Lajos Wenzel in Siegburg gekonnt: Maria Mucha brillierte in der Rolle der Eliza Doolittle sowohl als herrlich krabitzige Gossengöre wie auch als vermeintliche Society-Dame. Mit viel Gefühl und Vibrato in der Stimme intonierte sie unter anderem "Ich hätt' getanzt heut' Nacht", und machte auch beim gemeinsamen Lindy Hop mit dem Ensemble eine gute Figur.

Das Ensemble, gerade einmal sechs Männer und Frauen klein, erwies sich in der rund dreistündigen Aufführung als wandelbar, beim Singen intonationsfest, und dank der pfiffigen Tanzchoreografien sehr belebend.

Mit ihrem männlichen Gegenpart Volker Hein als Henry Higgins harmonierte Mucha auffallend gut - immer wieder spielten sich beide im richtigen Timing die verbalen Bälle zu. Eine hin und wieder etwas hölzern wirkende Betonung einzelner seiner Textstellen machte Hein durch seine Gesangsinterpretation wett. Als charmant-schlitzohriger Vater Doolittle wusste Peter Millowitsch, Sohn des großen Kölner Volksschauspielers, zu gefallen. Und die aristokratische Erhabenheit von Bernhard Dübe als Oberst Pickering ging selbst beim "Häschen in der Grube" nicht verloren.

Die Zuschauer in der nahezu ausverkauften Halle waren begeistert: Gesang, Tanz und besonders witzige Stellen - etwa eine Anspielung auf den ehemaligen Bischof Tebartz-van Elst - ernteten immer wieder Szenenapplaus. Mit Standing Ovations wurden das Ensemble sowie das kleine, von Inga Hilsberg geleitete Begleitorchester schließlich verabschiedet.

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