"Purple Schulz" in Siegburg Kölner Liedermacher spielt Musik mit Tiefgang

Siegburg · Rüdiger „Purple“ Schulz hat beim Konzert in Siegburg die Besucher begeistert. Im Kubana präsentierte er sich mal humorvoll, mal nachdenklich.

 Rüdiger "Purple" Schulz (links) wechselte bei seinem Konzert in Siegburg zwischen Klamauk und Ernsthaftigkeit.

Rüdiger "Purple" Schulz (links) wechselte bei seinem Konzert in Siegburg zwischen Klamauk und Ernsthaftigkeit.

Foto: Franziska Jünger

Es ist dieses Auf und Ab der Gefühle, das die Fans von „Purple Schulz“ so an ihm schätzen. Von einem Song zum nächsten kann kölscher Frohsinn in nachdenkliche Melancholie umschlagen. Der Kölner Liedermacher und Pianist bot dem Publikum am Samstagabend beim Clubkonzert im Kubana ein Repertoire an fröhlichen Mitsingliedern und ernsten Nummern mit politischer Botschaft. Unterstützt wurde er dabei von Gitarrist Markus Wienstroes.

„Wir machen heute Abend eine Zeitreise“, kündigte Schulz zu Beginn an und stimmte in ein Lied von 1990 ein: „Guck mal, so schöne Leute, die haben heute die hässlichen eingesperrt.“ Bei „Schöne Leute“ zückten die Damen in der ersten Reihe ihre Smartphones und die rund 100 Besucher zeigten sich textsicher. Damals, als er das Lied gespielt habe, seien die Mädels im Publikum höchstens 23 gewesen. Dass das heute anders sei, sei kein Wunder – er selbst sei ja auch vor kurzem 60 Jahre alt geworden. In „Das ist nicht fair“ singt Schulz über das Älterwerden, nimmt es mit Humor und Selbstironie. „Nimm dich wie du bist und denk daran, dass auch der Mann sein bestes Stück irgendwann nur noch im Spiegel sehen kann.“

Purple Schulz ist ein Musiker, der das Publikum unterhalten will – aber nicht nur. Das Lied „Fragezeichen“ widmete er seinem an Demenz und Parkinson erkrankten Vater, in dessen Augen er diese Fragezeichen allzu oft gesehen habe. Auf seiner Internetseite veröffentlichte der Musiker ein passendes Video, das einen Einblick in die Gefühlswelt betroffener Patienten geben soll.

„Manchmal habe ich das Gefühl, das ist nicht mehr mein Land. Deutschland dreht völlig am Rad. Das macht mich Woche für Woche heimatloser“, sagte Schulz mit Blick auf die Feier zum Tag der Deutschen Einheit in Dresden und die gewaltsamen Ausschreitungen gegen Flüchtlinge in den vergangenen Monaten. „Die Zeit erfordert es, dass ich dieses Lied wieder ins Programm nehme“, sagte Schulz mit Bedauern. „Heimatlos“ hatte er 1992 anlässlich eines Anschlags auf ein Asylbewerberheim in Hünxe geschrieben. An der Stelle wies der gebürtige Kölner auf das vierte Gebot des Kölschen Grundgesetzes hin: Jeder Jeck is anders.

„Purple Schulz“ wagt sich an jedes Thema heran, mal ernsthaft, mal humorvoll, egal, ob Politik oder Religion. In „So macht das kein Spaß“ nimmt er gleich alle Weltreligionen aufs Korn und wirbt mit dem „kölschen Buddhismus“, nach dem Motto „Was brauch' ich Religion? Ich hab' den Dom.“ Lieder wie „Sehnsucht“, mit denen Schulz in den 1980er-Jahren seinen Durchbruch feierte, wurden von den vielen langjährigen Fans im Publikum sehnsuchtsvoll erwartet – und machten die Zeitreise perfekt.

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