Prozess gegen 44-jährigen Lehrer Kollegen und Mitschüler sagen aus

SIEGBURG · Im Prozess gegen einen Lehrer vor dem Siegburger Amtsgericht haben am Dienstag Kollegen und Schüler ausgesagt. Der 44-Jährige muss sich wegen Missbrauchs einer Schutzbefohlenen verantworten.

 Statue der Justitia

Statue der Justitia

Foto: picture alliance/dpa/David-Wolfgang Ebener

Fast wäre der Prozess gegen einen Lehrer, der eine Schutzbefohlene 2015 missbraucht haben soll, ohne Öffentlichkeit weitergegangen (der GA berichtete). Eine als Zeugin geladene Lehrerin, die damals an der Schule im Rhein-Sieg-Kreis unterrichtete, beantragte den Ausschluss der Öffentlichkeit, weil sie im fraglichen Zeitpunkt eine Beziehung zu dem verheirateten Kollegen unterhielt. Ein Jugendschöffengericht unter Vorsitz von Richterin Alice Weismann wies den Antrag jedoch zurück.

Sie habe mit ihrem Kollegen über die Schülerin gesprochen, sagte die Lehrerin. Die sei, wie alle 15- und 16-Jährigen, maßgeblich durch die Pubertät geprägt gewesen. Das damals 15-jährige Opfer sei in ihrem Verhalten unsicher gewesen. Insbesonders ältere Männer hätten ihre Aufmerksamkeit erregt. Daraufhin habe sie die Schülerin zur Schulsozialpädagogin geschickt, in der Hoffnung, dass das Mädchen durch entsprechende Hilfe Orientierung zu Gleichaltrigen finde. Und im Gespräch mit ihrem damaligen Liebhaber habe sie diesem geraten, „größtmögliche Distanz“ zu der Schülerin zu halten. Auch unter Kollegen sei schließlich über das Verhalten der Schülerin gesprochen worden, nämlich als die dem Lehrer einen Maibaum vor die Schule gestellt hatte. Was sie 2015 indes noch „als nette Teenie-Aktion“ bewertet habe.

Lehrerin meldete Beziehung der Schulleitung

Schließlich habe sie aber in eine Schule in einem anderen Landkreis gewechselt, berichtete die Lehrerin, aber immer noch Kontakt zu ehemaligen Schülern gehalten und denen angeboten, man könne sich gerne auf einen Kaffee treffen. Ende der Sommerferien 2017 hätten sich dann ein Schüler und eine Schülerin gemeldet, es kam zu einem Treffen. Bei dieser Gelegenheit habe der Schüler ausgepackt, was er über die Beziehung zwischen der Schülerin und dem Lehrer wusste - was die Lehrerin dann der Schulleitung und dem Personalrat gemeldet habe.

Dieser als Zeuge geladene Schüler bestätigte, dass das Opfer erzählt habe, dass ihr der Lehrer gut gefalle. Anfangs habe er dem keine Bedeutung zugemessen. Dann aber sei die Angelegenheit immer intensiver geworden, Stück für Stück habe seine Klassenkameradin von den Treffen mit dem Lehrer erzählt. Auch sei er bei einem Treffen dabei gewesen, da hätten sich die beiden in den Armen gelegen. Innerhalb des damaligen Freundeskreises hätte das Opfer sogar intime Details erzählt. Bei der Polizei hatte der junge Mann 2018 ausgesagt, das Opfer sei „wie besessen“ von dem Lehrer gewesen.

Um noch mehr Licht in das Verfahren zu bringen, sind zwei weitere Verhandlungen angesetzt. Am Dienstag, 3. November, wird mit einem Urteil gerechnet.

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