Diskussionen um Vorgärten Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis kämpfen gegen Steinwüsten

Rhein-Sieg-Kreis · Schotter und Kies statt blühende Pflanzen prägen mehr und mehr die Vorgärten - auch im Rhein-Sieg-Kreis. Politiker in den Kreis-Kommunen beschäftigen sich nun mit den „Gärten des Grauens“.

 Steine statt Pflanzen: Vielen Kommunen sind versiegelte Vorgärten aus Pflastersteinen und Kies ein Dorn im Auge. FOTO: DPA

Steine statt Pflanzen: Vielen Kommunen sind versiegelte Vorgärten aus Pflastersteinen und Kies ein Dorn im Auge. FOTO: DPA

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Schotter, Kies oder Pflastersteine statt blühenden Gartenlandschaften prägen seit einigen Jahren immer häufiger das Stadtbild. So auch in Hennef. Dem möchte die Junge Union (JU) Hennef nun mit einem Antrag an die Stadt entgegentreten. Unterstützt wird sie vom umweltpolitischen Sprecher der CDU, Peter Ehrenberg. Das Ziel: Darauf hinzuarbeiten, dass solche Steingärten in Hennef künftig vermieden werden.

Denn Steingärten hätten gerade in Städten viele negative Auswirkungen auf die Umwelt, so der Vorsitzende der Hennefer JU, Christoph Laudan. Um Steingärten anzulegen, werde der Vorgarten häufig mit einer Folie abgedeckt, die Fläche also versiegelt. Die fehlende Fläche zum Versickern könne zu Problemen bei Starkregen führen. Fehlende Pflanzen bedeuteten zudem fehlenden Lebensraum für Insekten und Vögel. Und im Sommer entstehe durch die Speicherung der Tageshitze das Problem, dass sich die Stadt weiter aufheize.

Die Stadtverwaltung soll deshalb Informationsmaterial zusammenstellen, um das Bewusstsein für die Probleme, die Steingärten mit sich bringen, zu erhöhen. Sie könnten, so die Idee der JU, etwa bei Bauanträgen ausgehändigt werden. Das Thema soll in Hennef nun im Umweltausschuss beraten werden. Vorgärten, die abweichend von Bebauungsplänen zu Steingärten oder Stellplätzen umgewandelt wurden, sind in Sankt Augustin vielerorts zu finden. Politik und Stadtverwaltung ist dies aus eigener Beobachtung sowie aus diversen Beratungen in den Ausschüssen bekannt. So kamen unerlaubte Umbauten der Vorgärten etwa bei der Beratung über die Parkplätze im Wohngebiet Zentrum-West zur Sprache, aber auch im Falle eines Sankt Augustiners, der seinen Vorgarten zu einem Lade- und Stellplatz für Elektroautos umbauen wollte. Die Stadt musste ihm den beantragten Umbau versagen, wenngleich zahlreiche weitere Vorgärten im Umfeld bereits umgestaltet worden waren – ohne Genehmigung und ohne Konsequenzen.

Das könnte sich nun ändern, wie in der jüngsten Sitzung des zuständigen Umwelt-, Planungs- und Verkehrsausschusses deutlich wurde. Die Fraktion der Grünen hatte ein ganzes Bündel an Maßnahmen beantragt und mit Zustimmung von FDP, SPD und Aufbruch bei Gegenstimmen der CDU auch durchbringen können: Die Verwaltung solle künftig bei der Aufstellung neuer Bebauungspläne die Gestaltung von grünen Vorgärten festsetzen. Zudem sollen Bauherren sowie Garten- und Landschaftsbaubetriebe informiert und sensibilisiert werden. Der Beschluss sieht auch Kontrollen durch die Bauordnungsbehörde bei Neubauten sowie Routinekontrollen auch von Bestandsgärten vor.

"Wir wollen nicht die Keule auspacken"

Zumindest auf dem Papier. Der Antrag sei bewusst defensiv formuliert, so Grünen-Fraktionschef Martin Metz in der Sitzung: „Es ist mehr als ein Bekenntnis, es ist Handeln. Aber wir wollen nicht die Keule auspacken.“ So zeigte sich der Ausschuss einig, keine Überregulierung betreiben zu wollen, wenngleich das in der Praxis schwierig werde, wie der Technische Beigeordnete Rainer Gleß unterstrich: „Wenn man es festschreibt, muss man es auch kontrollieren.“ Neben der Einhaltung von Gestaltungsvorgaben und Pflanzlisten habe die Erfassung versiegelter Vorgärten für die Stadt noch einen weiteren Vorteil, erinnerte Wolfgang Köhler vom Aufbruch: Versiegelte Gärten seien versiegelte Flächen und unterlägen damit, wie Dachflächen, der Pflicht für Niederschlagsgebühren. Ob und wie genau die Kontrollen zur Einhaltung der Pflanzlisten, Bebauungspläne und versiegelten Flächen durchgeführt werden, blieb im Ausschuss noch unklar.

Ähnlich offen formuliert ist der Vorstoß des Stadtentwicklungsausschusses der Stadt Lohmar, der im Februar mehrheitlich bei Gegenstimmen der SPD dem Antrag eines Bürgers vom November 2018 gefolgt war: Steinwüsten in Vorgärten sollen künftig durch die Festsetzung in Bebauungsplänen verboten sein. Aber auch hier sei fraglich, ob und wie die Stadt dies kontrollieren könne. Nicht zuletzt wolle man die Kosten für Bauherren in der Planung nicht nach oben treiben oder Bürger gar gängeln, so der Ausschuss.

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