Wo war Ludwig van Beethoven? Beethoven steht im Fokus des Kreis-Jahrbuchs 2020

Siegburg · Die Sinfonie Nr. 6 von Ludwig van Beethoven aus dem Jahr 1808 gilt nach geläufiger Überzeugung als große Naturbeschreibung. Der Band schildert außerdem weitere Erfolgsgeschichten aus der Region.

Auch das Siegburger Kreishaus und die Kreiskommunen freuen sich auf das Beehovenjubiläumsjahr.

Auch das Siegburger Kreishaus und die Kreiskommunen freuen sich auf das Beehovenjubiläumsjahr.

Foto: GA/Meike Böschemeyer

Von dem Komponisten ist bekannt, dass er gerne wanderte, dass die Natur für ihn ein Rückzugsort war. Wurde Beethoven beim Komponieren dieses Werks von seinen Naturerlebnissen in Bonn und der Region geleitet? Dazu gibt das Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2020 mit dem Schwerpunkt "BTHVN im Rhein-Sieg-Kreis" zwar keine Antwort, aber es gibt zumindest einen Eindruck dessen wieder, wie Beethoven seine Umgebung erlebt haben könnte.

Am Montag stellten Landrat Sebastian Schuster, Kulturdezernent Thomas Wagner, Kulturamtsleiter Rainer Land und Redaktionsleiterin Alexandra Lingk die 35. Ausgabe des Jahrbuchs vor.

Die Aufsätze der 30 Autoren stehen dieses Mal unter dem Leitthema, das die Buchstaben des Kürzels, mit dem Beethoven gelegentlich Briefe und Partituren unterzeichnete: Bthvn - Bonner Weltbürger, Tonkünstler, Humanist, Visionär, Naturfreund. Entsprechend ist das Jahrbuch zum 250. Geburtstag des Bonner Komponisten auch in diese Abschnitte geteilt.

Quellenlage eher spärlich

Dass die Quellen, die Aufschluss über die Präsenz des Komponisten im Gebiet des heutigen Rhein-Sieg-Kreises geben können, recht spärlich sind, gibt die Leiterin des Beethoven-Archivs in Bonn, Christine Siegert, in ihrem Beitrag zu. Der Name Ludwig van Beethovens taucht in den sogenannten Hofkalendern auf, eine Übersicht über alle - heute würde man sagen - Beschäftigten des Kölner Domkapitels bis Zülpich. 1784 wird der junge Ludwig dort aufgeführt, nachdem er als zweiter Organist angestellt wurde.

Man kann annehmen, dass Beethoven auch außerhalb der damaligen Residenzstadt musizierte, denn das gehörte zu seinen Aufgaben. Siegert entdeckte Briefe von Bäckermeister Fischer, Vermieter des Beethoven‘schen Hauses an der Rheingasse, in denen dieser beschrieb, dass sich der junge Mann wohl viel auf Reisen befand und in Köln, Deutz, Andernach, Koblenz "und wer weis, wo mehr" aufgetreten sei. Gesichert ist auch, dass Musikliebhaber wie der kurkölnische Kämmerer Friedrich Wilhelm Freiherr von Dalwigk Beethoven auf seine Burg Flamersheim "bestält" habe.

Der junge Ludwig und sein Vater Johann van Beethoven waren auf diese Weise viel in der Region unterwegs, etwa auf dem Gut Meinerzhagen, bei den "Gerichts Herren in Hennef", bei Bürgermeister Schopp in Ahrweiler, Pfarrer Hilger Joseph Dick in Odendorf oder beim Abt im Kloster Michaelsberg in Siegburg.

Viel Gegend und wenig Bevölkerung

Die Wanderungen und Kutschfahrten müssen idyllisch gewesen sein. Jedenfalls reisten die Menschen damals durch weite, menschenleere Gegenden. Siegburg war mit damals 1500 Einwohnern die größte Stadt im Landkreis, insgesamt lebten auf dem Gebiet des heutigen Rhein-Sieg-Kreises keine 80 000 Menschen.

Heute sind es rund 600 000. Die mit Abstand meisten Menschen lebten von Landwirtschaft. Roggen, Hafer und Kartoffeln waren die Haupterzeugnisse, es gab aber auch Obst und Gemüse, und am Rhein kam noch der Weinanbau hinzu. Auch die Viehzucht spielte eine nicht unwesentliche Rolle. Im Gegensatz zu vielen anderen Regionen Mitteleuropas, war die Leibeigenschaft im Rheinland längst abgeschafft.

Christian Schlöder vom niedersächsischen Landesarchiv hat ein schönes Bild des Alltags der Menschen von damals gezeichnet. In seinem Text lässt sich nachlesen, wie der überwiegende Teil der Bevölkerung sich damals durchschlug, mit Pocken und anderen Krankheiten zu kämpfen hatte, sich morgens von Haferbrei, mittags von Gerstensuppe und abends von Kartoffelsuppe ernährte.

Komasaufen schon damals ein Problem

Allerdings waren die Rheinländer offenbar auch damals schon ein feierfreudiges Völkchen, das sich bei Kirchweihfesten gerne mal zum Komasaufen traf. Ja, der Alkoholkonsum war ein "großes gesundheitliches Problem", heißt es.

Lingk weist aber darauf hin, dass es sich nicht um ein reines Beethoven-Jahrbuch handelt. Das bildet so etwas wie eine Klammer um das Konzept. So beleuchtet ein großer Abschnitt auch das gesamte Musikgeschehen im Rhein-Sieg-Kreis - von der musikalischen Früherziehung über die Orgelkultur in der Region bis zu Porträts von Klangkörpern wie der Sinfonia Rhein-Sieg.

In weiteren Kapiteln geht es um den Humanismus im Alltag, umr Erfolgsgeschichten wie das Rheinbacher Glasmuseum oder die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und natürlich die Natur - das alles auf 232 Seiten und für 13,50 Euro im Buchhandel.

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