Konzert Jazz-Klänge verführen und berühren in Siegburg

Siegburg · Sängerin Sara Decker jammt in Siegburg mit ihrem Quartett. Das Publikum bekommt temperamentvolle Improvisationen und soulige Soli.

 Sara Decker trat zusammen mit ihrem Quartett im Rhein-Sieg-Forum auf.

Sara Decker trat zusammen mit ihrem Quartett im Rhein-Sieg-Forum auf.

Foto: Susanne Haase-Mühlbauer

Das Jazz-Konzert zum Tag der Deutschen Einheit ist in Siegburg Tradition. Und doch wohnte dem diesjährigen Konzert ein Hauch von Premiere inne. Im neu angebauten Kammermusiksaal und unter Berücksichtigung der 3G-Regeln stand das Sara-Decker-Quartett auf der Bühne mit einer Reihe von Songs aus Deckers zweitem Album „poetryfied“. Ob nur mit langem Atem gehaucht oder mit kraftvoller Stimme und ausgefeilter Intonation geformt – Sara Decker und ihr Quartett jammten, verführten und berührten.

Die in Düren bei Aachen lebende Jazz-Sängerin, die mit ihrem Quartett erstmals nach „gefühlten Ewigkeiten“ wieder auf der Bühne stand, hat eine besondere Beziehung zur Kreisstadt. Sie unterrichtet Jazz- und Pop-Gesang an der Siegburger Engelbert-Humperdinck-Musikschule und arbeitet hier auch musikalisch mit den Kindern der Hans-Alfred-Keller-Grundschule beim Projekt „Starke Kinder-Stimmen“.

Wandlungsfähige Jazz-Stimme

Dass Decker selbst über eine starke, wandlungsfähige Jazz-Stimme verfügt, konnten nun einige ihrer Schüler aus dem Publikum heraus miterleben. Die „persönliche“ Fan-Gemeinde und der Bekanntheitsgrad in der Region war spürbar – das Publikum artikulierte sich schon früh mit Bravo-Rufen. Die Zuhörer genossen die bewegenden und die poetischen Momente, die temperamentvollen Improvisationen und souligen Soli, mit denen sich das Quartett und seine Sängerin auf die Reise durch das Programm machte.

Decker schreibt ihre Songs selbst und scheut sich dabei auch keineswegs, Gefühle und Stimmungen zu beschreiben, die voller Emotion und Melancholie sind und unter die Haut gehen. Sie kann zahlreiche Preise und Auszeichnungen vorweisen, wie das NRW-Künstler-Stipendium 2019, die Montreux Jazz Voice Competition 2017 oder den European Jazz Award 2015.

Poetische Textinterpretationen

Mit ihrem New Yorker Sextett hat Decker 2017 einen Song eingespielt, der als frühester Song des Programms nun von ihrem Kölner Quartett gespielt wurde. Billy Test (WDR-Bigband) ist ein experimentierfreudiger New Yorker Pianist, dessen Soli vor Energie und Einfallsreichtum nur so sprudelten. Auch Bassist Nicolai Amrehn und der niederländische Drummer Jeroen Truyen bestachen mit ihren nuancenreichen Klangfarben und dem satten Groove, etwa im melancholischen Song „The heart is a lonely hunter“.

Der Titel des zweiten Albums von Sara Decker lautet „poetryfied“. „Poetrifiziert“ oder „lyrisiert“ war das Publikum bereits nach wenigen Takten. Von der Lyrik einer Mascha Kaleiko im Liebeslied „Für Einen“, von Jane Tyson Clement, Emily Dickinson und Rainer Maria Rilke. Lyrisiert war das Publikum aber auch von den poetischen Textinterpretationen, die aus den Instrumenten und aus Deckers Stimme sprachen.

Rede zum Tag der Deutschen Einheit

Bürgermeister Stefan Rosemann hatte in seiner Rede zum Tag der Deutschen Einheit zu Beginn des Konzerts noch kritisch bemerkt, dass die Einheit an vielen Stellen noch nach 31 Jahren nicht vollzogen sei. Vielmehr benannte Rosemann weiterhin sichtbare Frontlinien mit Blick auf die Wahlergebnisse, und auch bei den Themen Flucht, Ehe für alle, Klimaschutz oder Tempolimit. Rosemann wünschte sich den Klimawandel im positiven Sinne mit Blick auf einen respektvollen Umgang.

Dass Jazz-Musik mit ihrem kreativen Miteinander in vieler Hinsicht vorbildlich sei, bestätigte das Konzert des Jazz-Quartetts in eindringlicher Weise.

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