Wegfall von ICE-Stopps am Bahnhof Siegburg Kreispolitiker ärgern sich über Bahn-Vorstand

Siegburg/Bonn · Das Schreiben des Bahn-Vorstands an Landrat Sebastian Schuster hat die Mitglieder des Kreisplanungsausschusses empört. Der DB-Konzernbevollmächtigte schrieb unter anderem, keine andere Kleinstadt wie Siegburg werde so gut bedient. Der Landrat und die Bonner Oberbürgermeisterin sollen ihren Protest verstärken.

 Weniger ICE halten in Siegburg. Das sorgt für Unmut bei Pendlern.

Weniger ICE halten in Siegburg. Das sorgt für Unmut bei Pendlern.

Foto: Meike Böschemeyer

Die Mitglieder des Kreistagsausschusses für Planung und Verkehr fühlen sich von der Deutschen Bahn nicht ernstgenommen und haben Landrat Sebastian Schuster (CDU) und die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) aufgefordert, sich beim DB-Vorstand noch einmal für eine Stärkung des ICE-Haltepunktes Siegburg/Bonn stark zu machen und gegen eine weitere Reduzierung von ICE-Verbindungen zu protestieren.

Bekanntlich sind zum Fahrplanwechsel im vergangenen Dezember erneut wichtige ICE-Verbindungen am Bahnhof Siegburg/Bonn weggefallen. Dörner und Schuster hatten sich deswegen bereits mit einem gemeinsamen Brief an den DB-Vorstand und das Bundesverkehrsministerium gewandt. Auch der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht Mark Branson hat sich wegen der Angebotskürzungen an die DB gewandt. In den Ausschussunterlagen findet sich an ihn ein fast wortgleiches Antwortschreiben von Michael Peterson, Vorstand DB-Personennahverkehr. Schuster erhielt ein fast dreiseitiges Schreiben des NRW-Konzernbevollmächtigten Werner J. Lübberink, der darin darlegt, dass die DB das große Ganze im Blick haben müsste und deutschlandweit keine Stadt der Größe Siegburgs so gut bedient werde.

ICE 4 ist langsamer

Immerhin blieben in Bonn und Siegburg jeweils rund 60 ICE-Halte am Tag. Zudem stünden der quantitativen Kürzung qualitative Verbesserungen gegenüber: Es gebe heute häufigere und um 20 Minuten schnellere Direktverbindungen nach Stuttgart, Ulm, Augsburg und München. Die ICE-Linie 47 (Dortmund-Düsseldorf-Köln Messe-Frankfurt-Mannheim-Stuttgart) halte neu in Siegburg. Dass die ICE-Linie 43 (Köln-Basel) nicht mehr in Siegburg halte, liege daran, dass auf dieser Strecke die wesentlich langsamere ICE 4 eingesetzt werde, die im Vergleich zur ICE 3 nicht 300 km/h, sondern nur maximal 265 km/h fahren könnte. Auf der dicht belegten Strecke sei daher ein Halt in Siegburg nicht mehr möglich. Dafür könnten die Menschen aber mit dieser Linie ab Köln direkt nach Hamburg fahren. Lübberink zählt auch auf, dass es zusätzliche Verbindungen zum Frankfurter Flughafen gebe. „Auch wenn der Fahrplanwechsel für Fahrgäste aus Siegburg/Bonn teilweise mit einer Umstellung gewohnter Reiseverbindungen einhergeht, stellen wir mit dem neuen Fahrplankonzept die Weichen auf weiteres Wachstum, gerade auch in NRW“, so der DB-Konzernbevollmächtigte.

Horst Becker (Grüne) schüttelte angesichts der Reduzierung des ICE-Haltes Siegburg auf einen Kleinstadtbahnhof den Kopf: „Da wird nicht berücksichtigt, dass dies der Halt des drittgrößten Landkreises Deutschlands ist. Zudem ist dieser ICE-Haltepunkt als Teil der Ausgleichsmaßnahmen nach dem Umzug von Regierung und Parlament nach Berlin geschaffen worden.“ Auch Denis Waldästl (SPD) ärgerte sich: „Zusammen mit Bonn bilden wir eine Region von der Einwohnergröße Kölns. Es würde doch niemand auf die Idee kommen, ICE-Halte in Köln zu streichen.“ Das Antwortschreiben der DB berücksichtige in keiner Weise die besondere Bedeutung des ICE-Haltes in Siegburg, bekräftigte auch Felix Keune (FDP).

Planungsausschussvorsitzender Ingo Steiner (Grüne) appellierte an den Ausschuss, weiter an der Sache dranzubleiben, damit „Siegburg nicht zum Provinzbahnhof verkommt“. Wichtige Verbindungen von Pendlern seien einfach gestrichen worden – und zwar, um prestigeträchtigere Verbindungen wie die Strecke Berlin-München zu bevorzugen, sagte Oliver Krauß (CDU). Der Appell an Dörner und Schuster wurde einstimmig beschlossen.

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