Pacheco und Kraus Kubanische Starpianistin begeistert im Siegburger Stadtmuseum

Siegburg · Sie ist eine kubanische Starpianistin, er ein international bekannter Jazztrompeter: Als Duo ergänzen sich Pacheco und Kraus kongenial. Die beiden verzauberten ihr Publikum im ausverkauften Stadtmuseum vom ersten bis zum letzten Takt.

 Ungewöhnliches Trompetenspiel zeigt Joo Kraus im Duo mit Marialy Pacheco.

Ungewöhnliches Trompetenspiel zeigt Joo Kraus im Duo mit Marialy Pacheco.

Foto: Meike Böschemeyer

Mit schwindelerregenden High Heels, einem tiefen Rückendekolleté am hautengen Sommerkleid und einem mädchenhaft-erfrischenden Lächeln im Gesicht betritt die 33-jährige, kubanische Jazzpianistin Marialy Pacheco die Bühne im Stadtmuseum. Vor zwei Jahren war sie bereits im Rahmen des Beethovenfestes mit dem WDR-Funkhausorchester in der Rhein-Sieg-Halle zu erleben, jetzt verzauberte sie ihr Publikum im ausverkauften Stadtmuseum vom ersten bis zum letzten Takt als Pianistin im Duo. Als Duo-Partner hatte die kubanische Starpianistin, die 2012 als erste Frau das Montreux Jazz Festival gewann, einen Trompeter, der nicht minder prominent ist: Joo Kraus (51) erhielt 2013 den Echo Jazz als bester Trompeter und 2015 seinen inzwischen sechsten Jazz Award in Gold.

Vom Abschlusstag der Frankfurter Musikmesse war Kraus mit zwei nach ihm benannten Instrumenten-Prototypen nach Siegburg gekommen und konnte dort das erste Konzert an der Joo Kraus-Trompete und dem Joo Kraus-Flügelhorn geben, die die Firma Galileo aus Basel demnächst baut. „I don't drink coffee, I drink tea, my dear“ – auch in einem rein instrumentalen Konzert ist der Anfangstext von Sting's Meisterwerk „Englishman in New York“ natürlich präsent. Und der Gedanke, dass ein Duo aus einer kubanischen Jazzpianistin und einem deutschen Jazztrompeter das Stück genau deshalb bearbeitet, weil es darin um Gegensätze geht, die sich scheinbar nicht vereinbaren lassen, drängt sich auf.

Pacheco eröffnet mit Solostück aus dem Buena Vista Social Club

Pacheco bekennt sich zu ihren kubanischen Wurzeln, eröffnet mit einem Solostück aus dem Buena Vista Social Club („El manicero“) und zeigt im Folgenden mit Eigenkompositionen und Bearbeitungen, dass sie den Blick auf die zeitgenössische Jazz-, Soul- und Pop-Szene richtet. Eine Hommage an die „coole Stadt“ Tokio weiß sie genauso in Töne zu fassen, wie die musikalische Erinnerung an ihren dreijährigen Aufenthalt im australischen „Sunshine State“ Brisbaine.

Als Duo ergänzen sich Pacheco und Kraus kongenial. Beide sind voll sprühender Spiel- und Improvisationsfreude und besitzen zugleich die Fähigkeit, sich im nächsten Moment in meditative Tiefen fallen zu lassen. Kraus, der mit Dämpfer einen unfassbar sanften, entrückten Ton findet, lässt sich als Solist von Pacheco tragen und als Partner von ihr mit spielerischer Leichtigkeit und Spielwitz begleiten.

Mit seinen Life-Electronic-Effekten, wie Filter, Oktaven und Echo, bringt der Ausnahmetrompeter auf der Bühne zudem ungewohnte Hörerfahrungen aktiv ein, die von Gitarristen bekannt sind. Michael Jacksons „Earth Song“ wird so zu einem meditativen Gebet an die Erde, sphärisch abgehoben, melodisch und harmonisch reduziert auf das Wesentliche und im Duo auf den Punkt gebracht – eine Sternstunde der Zweisamkeit.

Ein Wiedersehen mit den beiden Musikern soll es in zwei Jahren zur Eröffnung der ausgebauten Rhein-Sieg-Halle geben.

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