Kultur steht still Siegburger Theatermacher trotz Corona-Krise optimistisch

Siegburg · Durchhalten in Corona-Zeiten heißt es derzeit für die Schauspielschule Siegburg und die Studiobühne. Doch es gibt auch Lichtblicke für die Theatermacher: Dank Spenden und NRW-Soforthilfe können sie noch Honorare bezahlen - und Zukunftspläne schmieden.

 Wohin steuert der Kulturbetrieb? René Böttcher vor der geschlossenen Studiobühne in Siegburg.

Wohin steuert der Kulturbetrieb? René Böttcher vor der geschlossenen Studiobühne in Siegburg.

Foto: Paul Kieras

Keine Aufführungen. Keine Workshops. Keine geregelten Einnahmen. Seit sechs Wochen befinden sich die Schauspielschule Siegburg, das Kinder- und Jugendtheater Tollhaus und die Studiobühne im Lockdown – ein Ende ist nicht in Sicht. Die Einrichtungen überleben dank Soforthilfe des Landes und Spenden. Dennoch bleiben die Leiter René Böttcher und Maike Mielewski optmistisch und entwickeln schon Ideen für die Zeit „danach“.

Am 16. März kam der offizielle Bescheid, dass der Betrieb mit sofortiger Wirkung einzustellen sei. Vollzogen hatten Böttcher und Mielewski das schon drei Tage zuvor, nachdem Ministerpräsident Armin Laschet die Corona-Maßnahmen angekündigt hatte.

Fans kaufen Gutscheine für spätere Vorstellungen

35 Schauspielschüler wurden bis auf Weiteres nach Hause geschickt, zwölf Dozenten auf Honorarbasis und ein Festangestellter freigesetzt, rund 40 Aufführungen in dem Zimmertheater abgesetzt. „Die können wir auch nicht irgendwann nachholen, wenn der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden darf“, sagt Böttcher.

Die Lehrer wollen Böttcher und Mielewski so lange weiter bezahlen, wie es geht. „Die meisten von ihnen bestreiten einen großen Teil ihres Lebensunterhalts vom Unterricht an der Schauspielschule“, so Böttcher. Dank der Soforthilfe, vieler Spenden und dem Verkauf von bisher mehr als 50 Gutscheinen für zukünftige Vorstellungen ist das Geld da.

8000 Euro Spenden

„Innerhalb von 14 Tagen gingen bei uns Spenden von 8000 Euro ein, wir haben 20 neue Fördervereinsmitglieder gewonnen“, freut sich Böttcher.

Auch zahlen viele Eltern weiterhin für Kinder-Workshops des Theaters Tollhaus, obwohl die nicht stattfinden. „Mit einer solchen Unterstützung und einer so hohen Spendensumme hätten wir nicht gerechnet. Das hat uns berührt und begeistert. Trotz aller derzeitigen Probleme haben uns die Menschen nicht vergessen.“

Casting findet per Videoclip statt

Jetzt mache man sich Gedanken, wie der Betrieb fortgeführt werden kann. Der Schauspielunterricht findet zurzeit online statt, auch das Casting neuer Schüler: Ein Videoclip der Bewerber ersetzt das persönliche Vorsprechen.

Anders sieht es beim Theater aus. Von Aufführungen per Livestream etwa hält Böttcher nichts. „Theater bedeutet Begegnung und eine besondere Atmosphäre, die kann man nicht mit einem Livestream übermitteln.“ Davon abgesehen, sei die Bühne für Aufführungen und sogar für Proben gesperrt.

Alternativen führ die Zeit nach Corona

Das Team der Studiobühne denkt derweil über Alternativen für die Zukunft nach. Das sei gar nicht so einfach, weil es von der Landesregierung keine Infos zu Theatern gebe, so Böttcher. Man brauche aber „eine Form, um planen zu können.“ Ideen haben die Kulturleute schon. „Wir denken beispielsweise an Aufführungen in privaten Wohnungen und Gärten oder im Freien“, berichtet der Theaterleiter. Er bleibt optimistisch: „Es liegt in der Hand der Kunstschaffenden, sich an eine Situation anzupassen.“

Und was ist nach Corona? Für Böttcher stellen sich Fragen wie: „Wie viel Schaden bleibt, wann schöpfen die Menschen wieder den Mut, ins Theater zu gehen, wann das Vertrauen, sich mit anderen Menschen in einen Raum zu setzen?“ Aber er schmiedet wieder Programmpläne – und dabei spielt die gegenwärtige Ausnahmesituation sogar eine Rolle. So schwebt ihm etwa ein Rückblick auf die Coronazeit in all ihren Facetten vor, der in einem Museum aufgeführt werden könnte. Den Titel hat er auch schon: „Als wir Klopapier aßen“.

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