"Comedymuseum" in Siegburg Lachsalven im Sekundentakt - Großkaliber der Kabarettszene

SIEGBURG · Ein volles Haus trotz Champions League im Fernsehen. Nito Torres war zufrieden. Der Gastgeber aus Siegburg, Schauspieler und Comedian, hatte auch zum vierten "Comedymuseum" im Forum des Stadtmuseums illustre Gäste eingeladen, die am Mittwoch für einen kurzweiligen Abend mit Pointen im Sekundentakt sorgten.

 Sie sorgen für die Lacher im Comedymuseum (v.l.): Nito Torres, Dagmar Schönleber, Benjamin Eisenberg und Karin Berkenkopf.

Sie sorgen für die Lacher im Comedymuseum (v.l.): Nito Torres, Dagmar Schönleber, Benjamin Eisenberg und Karin Berkenkopf.

Foto: Holger Arndt

Torres kündigte die Akteure nicht nur brav an, sondern beteiligte sich am Blödeln. Er erinnerte zum Beispiel an das "Wunder von Bern" 1954, das jetzt Thema eines Musicals unter dem Titel "Aus, aus, aus, das Spiel ist aus" sei. Zwei Hauptrollen konnte er auch schon verraten: "Florian Silbereisen und Helene Fischer spielen den rechten und linken Vollpfosten." Das Publikum hatte sich akklimatisiert und war bereit für Frieda Braun aus Winterberg. Hinter der etwas schrulligen, aber quirligen Kunstfigur verbirgt sich die Kabarettistin Karin Berkenkopf, die als Frieda ihr eigenes und das Leben der Menschen im Sauerland beschreibt, dabei alle Register bei Mimik und Gestik zieht.

Das Publikum kringelte sich bei einer Zeitreise in die Vergangenheit, wo das Telefon noch mit einem "Brokatponcho" gekleidet auf dem Tischchen im Flur stand. Und alles passend zur Einrichtung in "Eiche brutal" mit einer 20 Meter langen Schnur, weshalb man getrost behaupten könne, das sei der Vorläufer des mobilen Telefons gewesen. Das kenne die Jugend heute gar nicht mehr: "Sagen Sie der mal, sie soll den Hörer richtig auf die Gabel legen..."

Dagmar Schönleber, ausgezeichnet mit mehreren Kabarettpreisen, kommt aus Ostwestfalen. "Wenn das Rheinland das Brasilien Deutschlands ist, dann ist Ostwestfalen die Schweiz. Allerdings dürfen bei uns Ausländer rein - wollen die aber nicht", stellte sie sich vor und gab Gas. Sie machte sich unter anderem Gedanken darüber, was bei manchen Menschen aus ihren Berufswünschen geworden ist: "Wann hat jemand beschlossen, Politesse zu werden?", fragt sie fassungslos.

Mit Benjamin Eisenberg, den die Zeitung "Die Welt" schon als Nachfolger Dieter Hildebrandts bezeichnete, wird es politisch. Er komme aus Bottrop, so Eisenberg, das sei der Ort, "wo die Altkleidersammlung Säcke nicht abholt, sondern hinbringt". Alle bekommen ihr Fett weg, allen voran "Angie" (Merkel), "Sigi" (Gabriel) sowie "Hotte" (Seehofer). Und sogar ein brandaktuelles Siegburger Thema greift er auf und macht sich über das geplante Siegburger Laufhaus lustig.

Über zwei Stunden Comedy vom Feinsten: Langsam scheint sich die Veranstaltungsreihe zu etablieren. Auf jeden Fall ist Siegburg mit dem Comedymuseum um eine kulturelle Attraktion reicher.

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