Einzelhandel in Siegburg Ladenlokale in der Innenstadt sind teuer und trotzdem begehrt

SIEGBURG · Die Mieten am Siegburger Markt sind extrem hoch. Trotzdem entstehen nach wie vor viele Ladenlokale in der Innenstadt. In den Seitenstraßen hingegen herrscht gähnende Leere.

 In der Holzgasse stehen Ladenlokale leer.

In der Holzgasse stehen Ladenlokale leer.

Foto: Antonia Clausen

Die ehemalige Kneipe "Em Kehsge" - neben dem zurzeit entstehenden City-Gate an der Bahnhofstraße - wird abgerissen. Im Laufe des Jahres entsteht dort laut Projektleiter, der Bautrend Immobilien GmbH aus Köln, ein hochwertiges Geschäftshaus. Zwischen 45 und 65 Euro Miete pro Quadratmeter sollen dafür aufgerufen werden.

Und seien durchaus realistisch, wie Reiner Krings von Bautrend betonte. Ein paar Hundert Meter weiter gähnen leere Schaufenster, wo Schilder "Zu Vermieten" seit längerem hängen. Dabei kostet dort der Quadratmeter nur ein Viertel von dem, was rund um den Siegburger Markt verhandelt wird. Die Diskrepanz der Mietpreise erstaunt. Und wirft Fragen nach der Entwicklung der Siegburger Innenstadt auf.

"Ach, macht der Laden schon wieder zu?" Ein über die Jahre immer wieder gehörter und quer durch die Innenstadt Siegburgs quasi austauschbarer Kommentar. 40 ab sofort zu mietende Büro- und Praxisräume sowie Ladenlokale sind laut einem Internet-Portal derzeit verfügbar.

"Aber nicht in der 1-a-Lage rund um den Marktplatz und an der Kaiserstraße bis auf Höhe des Kaufhofs", erklärt Carlos Franzen von Bautrend. Im Vorfeld habe sich die Firma intensiv mit der Entwicklung der Stadt befasst und dabei festgestellt, "dass auf dem Teil der Holzgasse, der hinter der Post liegt, nicht mehr so viel los ist".

Die Passanten, die, vom Bahnhof kommend, ihren Blick übrigens eher nach links lenken, würden konsequent am oberen Markt ebenfalls nach links schauen - und tatsächlich auch abbiegen. "Warum das so ist, ist nicht zu begründen - aber es ist so und für uns als Projektentwickler entscheidend", so Franzen.

"Vor zehn Jahren noch war die Holzgasse eine hochfrequentierte Einkaufstraße mit ganz tollen individuellen Geschäften", so Bürgermeister Franz Huhn. Er appelliert an die Eigentümer der Häuser dort, ihre Mietpreisforderungen zu überdenken. "Es ist doch besser, ich habe einen zuverlässigen Mieter, der für etwas weniger Geld langfristig am Ball bleibt, als dass ich mich an einem bestimmten Preis festbeiße und mein Haus immer wieder leer steht."

Die Anbieter, die ihre Objekte in 1-b- oder schlechteren Lagen in Siegburg an den Geschäftsmann bringen wollen, folgen offenbar allmählich dieser Überlegung: Eine "schöne Bürofläche im Herzen der Stadt" mit einer Größe von 100 Quadratmetern ist bereits für 850 Euro Kaltmiete zu haben. Auch ein Erdgeschoss mit großer Schaufensterfront nahe dem ICE kostet vergleichsweise wenig: 800 Euro exklusive Nebenkosten werden für 103 Quadratmeter vorgeschlagen.

Ladenmieten in Toplage in Siegburg betragen zurzeit laut Bautrend deutlich mehr. Im neuen City-Gate gingen die Flächen nach GA-Informationen für 55 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter weg - und zwar wie "warme Semmeln". Dass sich etwas Gutes in der Stadt entwickelt, davon sind auch andere Kenner der Entwicklung überzeugt.

Christoph Machens etwa, Mitglied der Interessengemeinschaft Siegburg, freut sich auf das, was kommt: "Es ist Bewegung in der Stadt, das Pflaster ist für Investoren interessant, die Besucherzahlen stimmen." Ähnlich Bernd Kranz vom Parkhotel: "Trotz einiger Leerstände beurteilen unsere Gäste von außerhalb Siegburgs Zentrum als sehr schön."

Neu in der Innenstadt:
Das Haus Bahnhofstraße 5, die ehemalige Kneipe "Em Kehsge", weicht außergewöhnlicher Architektur: Eine konvexe "Nur-Glas-Fassade" ist an der etwa 3,50 Meter schmalen Straßenfront geplant. In die Tiefe erstreckt sich der Bau auf 23 Meter, mit bis zu elf Meter Geschosshöhe. Welcher Filialist einzieht, steht noch nicht fest. Ins ehemalige "van Gils" am Markt kommt übrigens ein Schuhladen.

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