Aggressionen gegen Polizei und Rettungskräfte Landrat Schuster fordert mehr Respekt vor Einsatzkräften

RHEIN-SIEG-KREIS · Belästigungen, Pöbeleien, Prügel: Landrat Sebastian Schuster kritisiert das Verhalten mancher Bürger gegenüber Polizei, Rettungskräften und Verwaltungsmitarbeitern. Erst kürzlich musste ein Kreishaus-Besucher in Handschellen abgeführt werden.

 Landrat Sebastian Schuster vermisst Respekt - auch gegenüber seinen Mitarbeitern.

Landrat Sebastian Schuster vermisst Respekt - auch gegenüber seinen Mitarbeitern.

Foto: Holger Arndt

Landrat Sebastian Schuster will sich für mehr Respekt gegenüber Uniformträgern starkmachen. Zusammen mit der Kreispolizeibehörde Siegburg plant er eine Kampagne. Dabei will Schuster nicht nur für die Rolle von Polizisten, sondern auch von Rettungskräften und Mitarbeitern der Kreisverwaltung sensibilisieren. Auch von der Kreispolitik fordert er einen moderateren Umgangston: Im Kreistag sei das Klima in den vergangenen Monaten zunehmend rauer geworden.

„Leider müssen wir zunehmend feststellen, dass der Polizei und den Rettungskräften immer weniger Respekt entgegengebracht wird“, so Schuster zum GA. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Menschen, die sich von Berufs wegen zum Wohl anderer einsetzen, zum Dank beleidigt oder verletzt werden.“ Es sei empörend, wenn sich bei einem Altherrenturnier in Meindorf eine größere Gruppe Betrunkener im Festzelt gegen Polizeibeamte richte – so geschehen 2015. Ein weiterer Fall, der für Aufsehen sorgte, trug sich im Februar in Heimerzheim zu: Dort wurde bei einer Karnevalsparty ein Sanitäter von mehreren Personen zusammengeschlagen und schwer verletzt, als er einen Partybesucher versorgte. Die Polizei sucht nach wie vor die Täter.

Schuster will aber auch die Mitarbeiter der Kreisverwaltung schützen. Auch im Kreishaus komme es immer wieder vor, dass Besucher keinen Respekt zeigten. Ein besonders renitenter ist kürzlich aus Unmut über eine Verwaltungsgebühr für eine Bescheinigung auf die Barrikaden gegangen. Laut Polizei belästigte er Kreis-Mitarbeiter. Der Aufforderung, das Haus zu verlassen, kam er nicht nach. Auch den Platzverweis der herbeigerufenen Polizei ignorierte der 49-Jährige. „Der Mann musste von der Polizei in Handschellen abgeführt werden“, so Schuster. Die Polizei nahm den Mann vorübergehend in Gewahrsam.

Kritik auch an Umgangston im Kreistag

Im Blick hat Schuster bei seiner Respekt-Kampagne aber auch die Kreispolitik. Wenn er von der Öffentlichkeit mehr Respekt verlange, dann müsse die Politik mit gutem Beispiel vorangehen. Schuster findet, dass die politische Kultur in den vergangenen Monaten gelitten habe. Vor allem die Diskussion um Wohnungsbau, maßgeblich von der SPD initiiert, sei teilweise scharf geführt worden. Deshalb will sich Schuster nun mit führenden Sozialdemokraten treffen und über den Umgangston sprechen. „Das, was in den vergangenen Monaten gelaufen ist, geht über die normale Streitlust hinaus“, so der Landrat.

Als Beispiel nennt er die Neubesetzung der Sozialdezernentenstelle im Herbst. Dort war ursprünglich ein Volljurist gesucht. Weil die Bewerbungen aber hinter den Erwartungen zurückblieben, änderte der Landrat im Herbst die Vorgaben und holte mit Dieter Schmitz schließlich einen Nicht-Juristen.

Die SPD kritisierte ihn dafür hart. Zu hart, meint Schuster: „Aus Reihen der SPD wurde behauptet, der Landrat mache alles allein und halte die Politik für überflüssig. Wer mich kennt, der weiß, dass ich so nicht bin.“ Er habe die Sorge, dass sich der Ton in Wahlkampfzeiten weiter verschärfe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort