Fußballtalk „FC Johnny 2.0“ "Langer Tünn" schlägt in Siegburg auch unter die Gürtellinie

SIEGBURG · Beim Talk mit Ralf Richter und Bernd Cullmann nimmt der „Lange Tünn“ in Siegburg kein Blatt vor den Mund. Die Reaktionen fallen gemischt aus.

Der „Lange Tünn“ greift zum Mikrofon und pöbelt los. Einmal in Fahrt, ist er nicht zu bremsen, teilt nach allen Seiten aus, zieht respektlos jedem den Scheitel mit dem Vorschlaghammer. In breitestem Kölsch. Mal grinsend, dann wieder mit einem Gesichtsausdruck, als wolle er zubeißen.

So natürlich auch beim Fußballtalk „FC Johnny 2.0“, einer munteren Diskussionsrunde aus ehemaligen Bundesliga-Spielern und Show-Prominenz, die nach der legendären Miljö-Elf „FC Johnny“ benannt ist. In Köln ist der Talk bereits Kult, jetzt feierte das Wortduell Premiere in Siegburg vor dem Restaurant Pintxo von Samir Bahri. Vermittelt von Roland Bebak, der den „Tünn“ (Anton Claaßen) managt.

Am Donnerstagabend, zwei Stunden vor der Halbfinalbegegnung Deutschland-Frankreich, nahmen der „Tünn“, Bernd Cullmann, FC Köln-Urgestein und ehemaliger Nationalspieler, sowie Schauspieler Ralf Richter Platz auf dem Podium. Martin Schlüter moderierte. „Der Ralf is ne leeve Kääl, ävver von Fußball hät der keine Ahnung“, stellte Claaßen gleich zu Beginn fest – und dann ging es rund. Von Joachim Löw bis zu den einzelnen Spielern bekam jeder sein Fett weg, mit derben Sprüchen meist weit unter der Gürtellinie. „So isser, der Tünn“, sagte ein Muskelprotz, der mit einigen Herren gleicher Statur und getönter Sonnenbrille extra aus Köln angereist war.

Angenervt zeigte „Tünn“ sich beispielsweise von den stundenlangen Taktikanalysen der Fernsehsender. „Viererkette oder Fahrradkette, dat is mir egal, die sollen dat Tor treffen“, echauffierte er sich. Schauspieler Richter hatte keine wirkliche Meinung zum Fußball, flachste mehr rum. Lediglich Cullmann und Schlüter blieben beim Thema. Irgendwann war aber alles dazu gesagt, und der Tünn plauderte aus der Zeit zwischen den 1960er und den 1980er Jahren, als er der Türsteher- und Zockerszene angehörte.

Aus diesem Grund waren wohl auch die meisten der rund 200 Besucher gekommen. In die Rotlichtszene war „Tünn“ durch den „Dummse Tünn“ geraten, der nett, aber „etwas hohl im Karton war“, so die lebende Legende. Ob er einen Bezug zu Siegburg habe, wollte Schlüter wissen. Nein, aber er konnte pikante Details über einen bekannten Unternehmer aus Troisdorf berichten, der Stammgast im Bordell war und dort auch seine Frau kennengelernt und für 85 000 Mark von den Betreibern des Etablissements „ausgelöst“ habe.

Die Meinungen über den Verzäll gingen weit auseinander. Petra Vetter fand Claaßen „authentisch, wie er aus dem Bauch heraus redet“, aber grenzwertig, „dass er Leute ohne Hemmungen verletzt“. Marianne Pütz hätte „gerne mehr gehört“ und bezog sich auf Geschichten aus Tünns Buch „Wenn es Nacht wird in Köln“, das nach der Veranstaltung reißenden Absatz fand.

Ludwig Kall kannte den Kölner vorher nicht und meinte: „Sind schon interessant, die Storys aus dem Milieu.“ Als „völlig unpassend und ordinär“ bezeichnete dagegen Achim Binte Tünns Ausführungen. „Über die kann man vielleicht beim Herrenabend im Pascha lachen, hier gehören die nicht hin.“

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