Stadtentwicklung Lüghausen-Areal in Siegburg: Baustart in Sicht

Siegburg · Nach vielen Jahren Stillstand soll der Siegburger Planungsausschuss endlich den Bebauungsplan für das Mühlengraben-Quartier beschließen. Der sieht weniger Gewerbe und mehr Wohnungen vor.

Das Schild steht wacker, auch wenn das darauf ausgewiesene Datum längst verstrichen ist. 2016 sollte das von Lidl geplante Fachmarktzentrum auf dem früheren Lüghausen-Gelände eigentlich fertig sein. Bislang sind aber nur vier Stadthäuser entlang des Mühlengrabens realisiert.

Ansonsten liegt das Areal zwischen Brückberg-, Wilhelmstraße, Zum Hohen Ufer und Mühlengraben nach wie vor brach. Statt Gewerbe wächst Unkraut. Doch nach 15 Jahren Stillstand scheint nun Bewegung in das so genannte Mühlengraben-Quartier zu kommen. Der Planungsausschuss soll am Montag, 19. Juni, grünes Licht für den Bebauungsplan geben.

So weit waren die Planer vor rund einem Jahr schon einmal. Im Herbst 2016 hatte Siegburgs Technische Beigeordnete Barbara Guckelsberger mit der Verabschiedung des Bebauungsplans gerechnet und auf einen ersten Spatenstich noch 2016 gehofft. Vergeblich. Der Planungsausschuss knüpfte im Dezember sein Ja zum Bebauungsplan an die Fertigstellung des Mühlengrabenbegleitwegs.

Das Projekt stockte wegen privatrechtlicher Aspekte. „Dafür gibt es nun eine Lösung“, sagt Stephan Marks, Leiter des Siegburger Planungs- und Bauaufsichtsamtes. Der Mühlengrabenbegleitweg könne vollendet und an die Fußgängerbrücke an der Brückbergstraße angeschlossen werden.

Sollte der Planungsausschuss der Empfehlung der Verwaltung folgen und Ende des Monats auch der Rat, könnte der erste Spatenstich für das langwierige Projekt tatsächlich folgen und der lange, steinige Weg beendet sein. 2002 hatte die insolvente Firma Lüghausen das Gelände an Lidl verkauft. Seither ist der Konzern gewillt, dort zu bauen, und fast ebenso lang spielen sich Stadt und Lidl die Bälle hin und her. Vor zehn Jahren schienen die Pläne schon einmal konkret, wurden aber für gut drei Jahre auf Eis gelegt.

Überarbeitete Pläne

Erst nachdem die Idee vom ECE-Einkaufszentrum 2010 am Bürgerwillen gescheitert war, legte Lidl mit dem Mühlengraben-Quartier überarbeitete Pläne auf den Tisch. Das sollte bis 2012 stehen. Es dauerte aber weitere drei Jahre bis zum ersten Spatenstich im April 2015: für vier Mehrfamilienhäuser mit 44 Eigentumswohnungen. Die sind inzwischen bezogen – vom Fachmarktzentrum aber fehlt jede Spur.

Ursprünglich sollten auf 7500 Quadratmetern neben einem Lidl-Markt sechs Geschäfte einziehen. Da die Vermarktung sich schwierig gestaltete, reduzierte der Konzern 2015 die Fläche und schaffte so Platz für vier weitere Mehrfamilienhäuser. In die Gewerbefläche sollen neben Lidl ein Elektrofachmarkt, ein Geschäft für Heimtierbedarf und ein Drogeriemarkt einziehen. An der Ecke Wilhelm-/Brückbergstraße erhält das Gebäude einen Turm. Dessen Erdgeschoss soll Lidl als Lagerfläche nutzen, in den oberen Etagen plant die Stadt eine Großpflegestelle für Kinder unter drei Jahren.

Die zusätzlichen Wohnhäuser sollen optisch den vorhandenen Stadthäusern gleichen und zusammen 54 Wohnungen bieten. Ein Gebäude ist an der Brückbergstraße vorgesehen, die anderen drei werden über den neuen Kreisverkehr am Hohen Ufer erschlossen. Investor ist die MN Siegburg GmbH aus Vettelschoß.

Mehr Verkehr befürchtet

Mit Sorge blickten im vergangenen Jahr Anwohner der Brückbergstraße auf die Pläne für die weitere Wohnbebauung. Sie fürchteten mehr Verkehr auf der ohnehin schon engen Brückbergstraße und hatten zudem nach Starkregen mit Wasser zu kämpfen, das vom Baugrundstück die Straße flutete. „Wasser muss auf dem eigenen Grundstück entsorgt werden“, stellt Stephan Marks klar. Die Verwaltung habe mit dem Bauherrn gesprochen und eine Nachbesserung eingefordert. Der daraufhin errichtete minimale Wall scheine Wirkung zu zeigen.

Auf den Verkehr werde die neue Bebauung keinen großen Einfluss haben, versichert Marks noch einmal. Das habe ein Verkehrsgutachten ergeben. Nur eines der neuen Häuser werde über die Brückbergstraße erschlossen, was 15 zusätzliche Autos bedeute. Dafür fielen 30 kostenfreie Stellplätze und damit Verkehr weg. „Ich arbeite seit zehn Jahren für die Stadt“, sagt Marks. Ebenso lange begleite ihn das Projekt Mühlengraben-Quartier. Daher hoffe die Verwaltung auf ein Ende des Stillstands.

Der Planungsausschuss tagt am Montag, 19. Juni, ab 18 Uhr im großen Sitzungssaal im Rathaus.

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