Protestaktion auf dem Siegburger Markt Mahnmal gegen die Flüchtlingspolitik

Siegburg · Der Siegburger Künstler Hermann Josef Hack protestiert gegen die Flüchtlingspolitik Deutschlands und der EU. Auf dem Marktplatz baute er am Freitag umzäunte Betten mit Stachedraht auf.

 Christa Feld und Hermann Josef Hack möchten mit dem Mahnmal auf dem Siegburger Markt möglichst viele Menschen für die Flüchtlingskatastrophe sensibilisieren.

Christa Feld und Hermann Josef Hack möchten mit dem Mahnmal auf dem Siegburger Markt möglichst viele Menschen für die Flüchtlingskatastrophe sensibilisieren.

Foto: Paul Kieras

„Es ist ein Skandal, dass wir daran gehindert werden, unschuldigen Kindern und Opfern von Folter, Vergewaltigung und Vertreibung eine Zuflucht zu gewähren, obwohl wir das ohne Probleme können und wollen“, sagt der Siegburger Künstler Hermann Josef Hack. Damit meint er die Flüchtlingstragödie, die sich gerade in Bosnien abspielt und die „Abschreckungsstrategie“ der Europäischen Union.

In Zusammenarbeit mit der Flüchtlingsinitiative Siegburg-Lohmar und der Seebrücke hat der Künstler in Erinnerung an das Schicksal der schutzsuchenden Menschen im Flüchtlingslager Lipa im bosnischen Bihac unter dem Titel „Helfen verboten!“ ein Mahnmal auf dem unteren Markt in Siegburg errichtet: Drei fertig bezogene Betten, die symbolisch für die Aufnahmeplätze hier bei uns stehen, mit Stacheldraht umwickelt, sodass diese nicht nutzbar sind.

In diesem Zusammenhang betont Hack die Unterstützung der Stadtverwaltung, die für die Aktion drei Betten beigesteuert hat, die im Aufnahmelager Neuenhof im Jahr 2015 zum Einsatz kamen. Um die Betten ist ein Gitterzaun aufgestellt, der nicht nur als Trennelement dient, sondern laut Hack auch als Kommunikationsfläche genutzt werden soll. „Hier können Informationen, Aufrufe, Petitionen, Sympathiebekundungen in Form von Blumen und Kerzen, aber vor allem Hinweise, wie wir aktiv helfen können, angebracht werden, damit Passanten, ohne sich den Coronaauflagen entsprechend zu nahe zu kommen, einbezogen werden“ so Hack.

Die Kunstaktion findet auf Initiative von Christa Feld, Geschäftsführerin der Flüchtlingsinitiative, statt und soll nach ihren Worten ein Aufruf an die Bürger sein, „gegen die Haltung der Politik aufzustehen“. Allein in Deutschland seien über 200 Städte und Gemeinden bereit, Flüchtlinge aufzunehmen und auch der Rat der Stadt Siegburg habe sich einstimmig für die Aufnahme von Geflüchteten ausgesprochen „aber der Bundesinnenminister verbietet die Rettung und Aufnahme dieser Opfer von Krieg und Vertreibung“, lautet ihr Vorwurf.

Die Politiker müssten begreifen, dass sie gewählt worden seien, um den Willen der Bürger umzusetzen. Zur Visualisierung der katastrophalen Zustände in Lipa hat Feld sich an die Limburger Fotografin Alea Horst gewandt, die in Bosnien erschütternde Fotos gemacht hat und in einem Interview mit dem SWR gesagt hatte: „Ich habe keine Antwort darauf, wie man Menschen so behandeln kann. In meinen Augen gibt es keine Entschuldigung dafür.“ Einige ihrer Fotos sind am Gitterzaun zu sehen.

An diesem Samstag wenden sich Balkanbrücke, Seebrücke und Pro Asyl auch an die Bundesregierung und die EU. In seinem Appell fordert das Bündnis unter anderem einen Stopp der gewaltsamen illegalen Zurückweisungen an den europäischen Außengrenzen und das Recht aller Menschen auf Zugang zu einem fairen Asylverfahren in der EU.

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