Prozess vor dem Amtsgericht Siegburg Mann fuhr mit Führerschein vom „preußischen Verkehrsminister“

Siegburg · Ein 43-jähriger fuhr in einem Auto mit gefälschten Papieren und Kennzeichen eines „Freistaates Preußen“. Das Siegburger Amtsgericht hat den Mann nun verurteilt.

 Mit dem preußischen Adler hatte der Angeklagte seinen Führerschein und die Kennzeichen am Auto geschmückt

Mit dem preußischen Adler hatte der Angeklagte seinen Führerschein und die Kennzeichen am Auto geschmückt

Foto: dpa

Einstellung gegen die Auflage, binnen zweier Monate 40 Sozialstunden im Krankenhaus zu leisten: So lautete das Urteil, das Richter Hauke Rudat gestern gegen den 43-jährigen Markus F. aussprach. Der war angeklagt wegen Urkundenfälschung und Fahrens ohne Führerschein.

Im Herbst des vergangenen Jahres war einem aufmerksamen Bürger in Neunkirchen-Seelscheid aufgefallen, dass dort ein Auto mit einem merkwürdigen Kennzeichen, "IZ" und weitere Markierungen, und vor allem mit einem preußischen Adler darauf herumfuhr. Misstrauisch geworden, informierte der Bürger die Polizei.

Die fand das Auto schließlich an der Wahnbachtalstraße und stellte fest, dass die Kennzeichen ungültig waren, das Fahrzeug nicht versichert war und der Fahrer keinen gültigen Führerschein hatte. Nur ein Papier, ausgestellt vom "Verkehrsminister" eines "Freistaates Preußen". Vier Wochen später trafen die Beamten den Mann samt Fahrzeug und ohne Führerschein wieder an, diesmal an einer Werkstatt in Much. Dort weigerte er sich, den Anordnungen der Beamten Folge zu leisten.

Der arbeitslose Angeklagte hatte sich weismachen lassen, die BRD gebe es nicht

Im Prozess am Dienstag kam nun heraus, dass der arbeitslose Angeklagte einem Mann aus Schleswig-Holstein auf den Leim gegangen war. Der hatte ihm erzählt, dass es die "BRD" gar nicht gebe, die Behörden alle unrechtmäßig seien und er am besten im "Freistaat Preußen" aufgehoben sei. Sogar umfangreiche Schulungen habe es gegeben. Die Märchen erschienen plausibel, erklärte der Angeklagte. Vor allem glaubte er, richtig zu handeln, wenn er seine "BRD"-Papiere vernichtet, um Papiere des ominösen "Freistaates Preußen" zu verwenden.

Die Autokennzeichen mit einem entsprechenden Siegel könne er "ruhig an seinem Auto anbringen", und der Führerschein sei auch gültig, weil vom "Verkehrsministerium" des "Freistaates" ausgestellt, so der Mann aus Schleswig-Holstein. Mittlerweile habe er aber erkannt, gab der Angeklagte vor, "Bauernfängern aufgesessen" zu sein. Schließlich habe er für die neuen "Dokumente" auch einen Haufen Geld hingelegt.

Sogenannte "Reichsbürger" seien das aber nicht gewesen, erklärte der Angeklagte auf Nachfrage des Richters, aber dass einer von denen einen Polizeibeamten erschossen habe, sei ohnehin nur Medienpropaganda.

Stress habe er aber nach seinem Ausscheiden aus dem "Freistaat" nicht gehabt. Staatsanwaltschaft und Gericht ließen den Vorwurf der Urkundenfälschung schließlich fallen und erkannten auf Kennzeichenmissbrauch und Fahren ohne Führerschein.

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