Wegfall der Praxisgebühr Mehr Zeit für Patienten in Siegburger Arztpraxen

RHEIN-SIEG-KREIS · Neun Jahre lang haben sich Patienten und Arztpraxen mit der Praxisgebühr herumgeschlagen. Gefreut über die zehn Euro pro Patient und Quartal haben sich nur die Krankenkassen. Die Einnahmequelle ist nun versiegt. Mit dem neuen Jahr und dem ersten Quartal 2013 ist sie weggefallen. Jetzt freuen sich die Ärzteschaft, Praxisteams und die Patienten.

"Für uns ist das eine große Arbeitserleichterung. "Die Praxisgebühr hat schon sehr viel Zeit in Anspruch genommen", sagte Roswitha Ellersdorfer, Teamleiterin in der Siegburger Gemeinschaftspraxis Günter und Gabriele Klumm und Susanne Rump.

Die hausärztliche Praxisgemeinschaft für Innere Medizin und Allgemeinmedizin verzeichnete am Mittwoch zum Quartalsbeginn und nach den vielen Feiertagen, wie viele, den üblichen Patientenandrang. "Aber wir spüren schon eine gewisse Entlastung", so Ellersdorfer. Herbert Walgenbach, Zahnarzt in Siegburg, zeigt sich froh darüber, dass die Praxisgebühr ad acta gelegt worden ist. "Es war für uns doch mit einem enormen Verwaltungsaufwand verbunden." Er könne sich gut vorstellen, dass die Gebühr dazu geführt habe, dass gerade bedürftige Menschen Behandlungen verschoben oder gar nicht erst haben durchführen lassen.

Die Zustimmung bei den niedergelassenen Ärzten ist breit. "Nun können sich Ärzte und auch Psychotherapeuten wieder uneingeschränkt ihren Patienten widmen", sagt Bernhard Brautmeier, Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein. Gut 100 Stunden im Jahr hätten die Praxen für die Einziehung, Quittierung und Abrechnung der Praxisgebühr aufwenden müssen. Zeit, die für die Patienten fehlte. "Die Praxisgebühr hatte bereits nach kurzer Zeit ihre Steuerungswirkung verloren", so Brautmeier.

Günter Klumm sieht das etwas anders. "Die Praxisgebühr war schon ein Steuerungsinstrument, das jetzt fehlt." Er befürchtet, dass die Patienten wieder vermehrt direkt und ohne Überweisung zu den Fachärzten gehen. "Der Hausarzt war schon eine Schnittstelle, was sich auch sehr bewährt hat. Der Facharzt muss ohne Überweisungsschein keinen Befundbrief schreiben."

Er bittet alle Patienten, sich einen Überweisungsschein abzuholen. "Nur so können wir unsere Vermittlungsfunktion zur Sicherheit der Patienten auch ausfüllen." Reiner Cremer, Vorsitzender der KV Rhein-Sieg: "Man sollte deshalb eine Berichtspflicht für die Fachärzte einführen oder eine Pflicht zur hausärztlichen Überweisung."

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