20 Jahre ICE-Strecke Köln-Frankfurt Mit 300 Stundenkilometern durch den Rhein-Sieg-Kreis
Rhein-Sieg-Kreis · Vor 20 Jahren fuhr der erste ICE mit 300 Stundenkilometern von Frankfurt nach Köln – allerdings ohne Stopp in Siegburg. Auch heute noch zählt die 2002 eröffnete Trasse zu den modernsten Europas. Doch deren Planung und Eröffnung verliefen nicht reibungslos.
Mehr als 170 Kilometer ist sie lang, sieben Jahre lang wurde sie gebaut, die Kosten beliefen sich auf rund sechs Milliarden Euro: Vor 20 Jahren wurde die ICE-Trasse zwischen Köln und Frankfurt eröffnet. Am 25. Juli 2002 glitt der Intercity-Express zum ersten Mal mit 40 Stundenkilometern am Siegburger Hauptbahnhof vorüber. Ein zuvor lang diskutierter Halt in der Kreisstadt war letztendlich ausgeblieben. Die Begründung des damaligen Bahn-Chefs Hartmut Mehdorn lautete, dass mit dem Start des ICE in Frankfurt, dem Ziel in Köln und dem Halt in Montabaur bereits alle drei Bundesländer in den Genuss eines Stopps des Jungfern-Zuges gekommen sein würden. Auch dass sich der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder für einen Halt in Siegburg stark gemacht haben soll, änderte schließlich nichts mehr an der Entscheidung.
Anstelle des Kanzlers, der in Berlin mit einer Vereidigung beschäftigt war, und erst später in Köln zur Gratulation erschien, saß seine Frau, Doris Schröder-Kopf, ganz gespannt bei Tempo 300 mit an Bord, wie der damalige GA-Korrespondent Ekkehard Kohrs exklusiv berichtete. Weitere Promis waren die beiden Ministerpräsidenten Roland Koch und Wolfgang Clement, Verkehrsminister Kurt Bodewig, die Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann und Bahnchef Hartmut Mehdorn. Korrespondent Kohrs schildert seine Eindrücke von der Jungfernfahrt mit dem ICE 3 von Frankfurt nach Köln wie folgt: „Das neue Flaggschiff der Bundesbahn ist ein Zug, stromlinienförmig. Abfahrt 11.36 Uhr. 700 Zuggäste. Um 11.59 Uhr ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Sie wird durchgesagt. Ein Tacho fehlt im Abteil. Tunneleinfahrt. Kein Knall, nur ein leises Rauschen. Ein BGS-Hubschrauber eskortiert das rasende Wunderwerk, kommt bei 300 kaum noch mit. Taunus, Westerwald, Siebengebirge – alles husch husch vorbei.“
Eine der modernsten Hochgeschwindigkeitsstrecken
Diese Schilderungen sind nun 20 Jahre alt. Dennoch gehört die Trasse mit ihrem Spitzentempo von 300 Stundenkilometern noch immer zu den modernsten Hochgeschwindigkeitsstrecken Europas. Köln und Frankfurt müssten sich an den Gedanken gewöhnen, gegenseitig als Vororte bezeichnet zu werden, habe der damalige Ministerpräsidenten Roland Koch gescherzt. Tatsächlich ist das Siegburger Umland inzwischen auch zu einem bevorzugten Wohnort für Menschen geworden, die in Frankfurt arbeiten.
Aber diese Geschwindigkeit hat auch ihren Preis: Ursprünglich schätzte ein Projektleiter der Bahn die Kosten für die ICE-Trasse auf 2,7 Milliarden Euro. Doch bis zur Eröffnung des Shuttle-Dienstes zwischen Köln und Bonn am 1. August 2002 hatte die Bahn AG bereits sechs Milliarden Euro in die Strecke investiert. Gründe für die Kostensteigerungen und auch Bauzeitverzögerungen gab es genug. In den Bauabschnitten zwischen Königswinter und Dierdorf musste die Bahn im Durchschnitt 46,5 Monate auf das Baurecht warten. Auf den Abschnitt im Siebengebirge fiel eine Bauzeit von 29 Monaten.
„Die Forderungen von Kreisen, Bürgern und Initiativen haben die Kosten auch mit nach oben getrieben“, berichtete damals Udo Kampschulte, Sprecher der DB-Projekt GmbH. Einerseits wollte die Region gerne an das internationale Schnellbahnnetz angekoppelt werden. „Andererseits waren die Eingriffe in die Landschaft doch erheblich”, sagte der damalige Landrat Franz Möller. Teuer wurden auch einige Tunnelprojekte. Einzelne Röhren wurden länger gebaut als ursprünglich geplant. „Im letzten Moment haben die Bahnvertreter zugesagt, den Pleisbach-Tunnel von 500 Meter auf zwei Kilometer zu verlängern”, freute sich zu jener Zeit Landrat Möller. „Auch die Tieferlegung der Trasse auf Königswinterer und Bad Honnefer Gebiet haben wir in letzter Sekunde durchbekommen.“ Kostentreibend wirkte sich laut Kampschulte auch aus, dass manche Gebirge härter gewesen seien als erwartet.
Diskussion seit den 1970er Jahren
Die Diskussion um den Bau einer neuen Schnellbahnstrecke startete bereits Anfang der 1970er Jahre. Zu dem Zeitpunkt war die Strecke Köln-Rhein/Main an ihrer Belastungsgrenze angekommen war. Mit dem Spatenstich am 13. Mai 1997 startete schließlich die sechsjährige Bauzeit der 177 Kilometer langen Strecke mit 30 Tunneln. Die Anfänge am ICE-Halt Siegburg im Juli 2002 waren zunächst noch mit einigen Hindernissen verbunden. Das Bahnhofsgebäude war noch nicht fertig, in den ersten Monaten gab es nur einen provisorischen Fahrplan. Gerade einmal drei ICE nach Frankfurt und drei nach Köln stoppten zu Beginn jeden Tag in Siegburg.
Heute ist Siegburg fest in den Plänen des ICE-Netzes integriert, täglich halten mehr als 70 ICE-Züge in der Kreisstadt, mehrere zehntausend Bahnreisende nutzen pro Tag die Schnellverbindung zwischen Köln und Frankfurt. Der Regelbetrieb mit Stopp in der Kreisstadt begann am 15. Dezember desselben Jahres. Aber der verlief nicht reibungslos: Immer wieder blieben die Fahrgäste des ICE am Siegburger Bahnhof einfach stehen, weil der ICE an ihnen vorbeifuhr ohne anzuhalten. Scheinbar hatten einige Fahrer den neuen Stopp noch nicht verinnerlicht gehabt.