Marktplatz in Siegburg Mit einem Großen Zapfenstreich verabschiedete sich das Wachbataillon

SIEGBURG · Es ist die höchste Form der militärischen Ehrerweisung: der Große Zapfenstreich. Am Samstagabend marschierten vor mehreren tausend Zuschauern auf dem Siegburger Markplatz das Musikkorps, der Spielmannszug und die Fackelträger des Wachbataillons auf, um sich nach 55 Jahren mit einem glanzvollen Schlusspunkt von der Kreisstadt zu verabschieden.

Das Verteidigungsministerium war durch den Parlamentarischen Staatssekretär Ralf Brauksiepe vertreten.

Vor dem feierlichen Akt ließen Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn sowie Oberstleutnant Axel Dohmen, Kommandeur des Wachbataillons, und Vizeadmiral Manfred Nielson, Inspekteur der Streitkräftebasis, bei einem Empfang im Stadtmuseum vor geladenen Gästen die 55 Jahre, die das Wachbataillon der Bundeswehr in der Brückberg-Kaserne stationiert war, Revue passieren.

Sichtlich bewegt nahm Huhn von Dohmen Abschiedsgeschenke entgegen: eine entmilitarisierte P 1-Pistole und das Verbandsabzeichen des Wachbataillons in seiner Urform aus dem Jahr 1959. "Das Wachbataillon hat Siegburg geprägt", sagte Huhn. Er freute sich darüber, dass Siegburg für das Wachtbataillon Heimat gewesen sei, nicht bloß Standort.

Genau das unterstich Oberstleutnant Dohmen, der in Siegburg selbst zwei Jahre gedient hatte. Man habe als Soldat in Uniform entspannt über die Straße gehen können. "Nicht überall sind Bevölkerung und Soldaten so eng miteinander verbunden wie hier", sagte der Kommandeur. Siegburg sei eine Stadt, deren Bevölkerung die Bundeswehr als "ihre" Bundeswehr begriffen habe. Es sei der Verlust von Heimat, der mit dem Wechsel nach Berlin einhergehe. Denn Heimat stifte Identität und sei ein Ort der Sicherheit "in einer Welt voller Unsicherheiten", so Dohmen.

Dass der Wechsel sein müsse, obwohl es nicht leicht falle, "wenn ein einzigartiger Verband und eine großartige Garnisonsstadt voneinander Abschied nehmen müssen", veranschaulichte Vizeadmiral Manfred Nielson, Inspekteur der Streitkräftebasis. "Die Neuausrichtung unserer Bundeswehr macht Einschnitte erforderlich und sie verlangt ohne Zweifel auch unseren Soldatinnen und Soldaten einiges ab", sagte er. Der Umzug sei notwendig, da der protokollarische Ehrendienst des Wachbataillons vornehmlich in Berlin in Anspruch genommen werde. Nielson versprach, dass die Patenschaft des Wachbataillons mit der Stadt auch nach dem Umzug nach Berlin Bestand haben werde.

Nach dem Empfang gingen die geladenen Gäste nach draußen, wo die Zuschauer den Markplatz säumten, um den Großen Zapfenstreich zu verfolgen. Daran waren insgesamt 300 Soldaten beteiligt.

Nach einer beeindruckenden Vorführung des Drillteams zogen das Fackelspalier sowie ein Musikkorps samt Spielmannszug mit einem zweizügigen Begleitkommando auf. Sie tauchten den Marktplatz mit weiteren Fackelträgern, der sogenannten "Perlenkette", in ein stimmungsvolles Licht.

Zur Serenade gehörten mit dem Fahnenmarsch des Bataillons, dem Marsch der Streitkräftebasis und "Am wunderschönen Rhein" drei Musikstücke. Am Ende der 45-minütigen Zeremonie hieß es "Helm ab zum Gebet" . Im Fackelschein erklang die Nationalhymne, mit der sich die Einheit aus Siegburg verabschiedete.

Der Umzug wird teilweise durch das Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr kompensiert. Künftig haben rund 370 Bundeswehrangehörige auf dem Brückberg ihren Dienstsitz. Vor der Bundeswehrreform 2011 waren es 780.

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