Preisgekrönter Bildhauer aus Siegburg Mit viel Liebe zum Gestein

SIEGBURG · Bildhauergeselle Enrique Saß arbeitet in der Werkstatt von Markus Weisheit in Siegburg. Und er gewann schon einen Leistungswettbewerb auf Kammerebene. Wie es für ihn ab September weitergeht, ist aber noch unklar.

 Modell und Original: Enrique Saß mit seinem Gesellenstück in Gips (links) und aus Stein.

Modell und Original: Enrique Saß mit seinem Gesellenstück in Gips (links) und aus Stein.

Foto: Holger Arndt

Kann ein Stein samtig weich sein? Enrique Saß muss nicht lange überlegen. Wenn er seine Hände über sein liebstes Werk streichen lässt, fühlt er einen samtig weichen Stein, der ebenso sanft von einer runden in eine dreieckige Form wechselt. Das Objekt, das linker Hand am Anfang des Nordfriedhofs steht, hat der 23-Jährige während seiner Ausbildung zum Steinmetz und Bildhauer geschaffen. Die hat er inzwischen mit einer erfolgreichen Gesellenprüfung gekrönt. Note eins. Und mit seinem Gesellenstück hat Saß auf Kammerebene den ersten Platz beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks NRW belegt. Nun stellt er sich dem Landeswettbewerb.

Noch steht sein Gesellenstück in der Werkstatt von Markus Weisheit. Dort hat Enrique Saß in den vergangenen drei Jahren sein Handwerk gelernt. Klassische Musik im Hintergrund, rhythmisch anmutende Schläge auf Stein, die Geräuschkulisse wirkt beruhigend. "Ich sehe am Abend immer, was ich den Tag über gemacht habe", erklärt Saß, was ihn an seinem Beruf fasziniert.

Nach dem Abitur hat der Mucher zunächst Biotechnologie studiert. Die Lust daran sei ihm schnell vergangen, erklärt er seinen Schritt weg von der Uni hinein in die Steinmetz- und Bildhauereiwerkstatt. Der bodenständige Beruf habe es ihm schon zu Schulzeiten angetan. Nach einem zweiwöchigen Praktikum hatte er den Ausbildungsplatz bei Markus Weisheit in Siegburg.

Punktiergerät als Hilfe

Zwischen den beiden ägyptischen Büsten, die das Ende seiner Ausbildung dokumentieren, steht ein sogenanntes Punktiergerät. Mit diesem hat Saß sein zuvor in Gips geformtes Gesellenstück gleichsam in den Stein übertragen: einen Obernkirchner Sandstein. "Den habe ich wegen seiner Farbigkeit ausgewählt", erklärt der 23-Jährige.

Mit ihr assoziiere er Wüste und Pyramiden. Das perfekte Material für eine Büste, die dem ägyptischen Pharao Echnaton nachempfunden ist. "Ich habe den Echnaton abstrahiert und nicht als klassisch ägyptische, sondern naturalistische Skulptur gestaltet", sagt Enrique Saß.

Die Gipsvorlage hat er in der Werkstatt zusammengesetzt. Und auch die grobe Form des steinernen Originals hat er in Siegburg aus dem Block geschlagen. "Bei der Prüfung habe ich das Gesicht und den Falken ausgestaltet", sagt Saß.

Insgesamt 54 Stunden hatte er dafür Zeit. Dabei geht es um Genauigkeit. Details, die am Gipskopf nicht mehr gefallen, dürfen am Steinpendant nicht korrigiert werden. "Meine größte Sorge war, dass ich den Vogelschnabel zerstöre." Daher habe er diesen langsam und bedacht per Hand geschlagen und nicht mit einem Drucklufthammer.

Das erste Jahr seiner Ausbildung setzte Enrique Saß allein auf Muskelkraft statt auf Druckluft. "Ich habe Muskeln gespürt, von denen ich vorher gar nicht wusste, dass ich sie habe", erinnert er sich. An die körperliche Anstrengung gewöhne man sich mit der Zeit. "Es gehört eben dazu, dass auf einem Friedhof auch einmal ein 500 Kilogramm schwerer Stein bewegt werden will", so Saß.

Nun stellt sich die Frage: Akademie für Handwerksdesign oder eine andere Werkstatt? Wohin sein Weg ihn nun führt, weiß Enrique Saß noch nicht. Sicher ist nur, dass seine Zeit in Siegburg Ende August endet. Sein Gesellenstück nimmt er mit, das Modell bleibt - und wandert hoch zu den anderen Gipsbüsten im Regal.

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