Mit Optimismus zur Integration Musa Ataman gründete die Kurdische Gemeinschaft Rhein-Sieg/Bonn

Rhein-Sieg-Kreis · Musa Ataman hat 1989 die Kurdische Gemeinschaft Rhein-Sieg/Bonn gegründet. Seither ist er zusammen mit seinen Mitstreitern im Einsatz für Toleranz und Völkerverständigung.

Wenn Musa Atamann über Deutschland redet, gerät er ins Schwärmen. Mit einem Lächeln erzählt er, wie er mit 15 Jahren aus der Osttürkei nach Deutschland gekommen ist. Sein Vater war Gastarbeiter und wohnte in Köln-Porz. Eigentlich wollte er nur Urlaub bei ihm machen. „Mein Vater fragte mich, ob ich bleiben wolle. Ich sagte sofort zu“, erinnert sich Ataman. Von da hat er Deutschland als seine Heimat angesehen. Das demokratische System, die Sicherheit im Land und die wunderschöne Natur haben den heute 56-Jährigen sofort begeistert. Seine Begeisterung teilt er seit vielen Jahren mit zahlreichen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund im Rhein-Sieg-Kreis. Ataman ist Gründer und Vorstandsvorsitzender der Kurdischen Gemeinschaft Rhein-Sieg/Bonn.

Sein Verein setzt sich für die sozialen, politischen und rechtlichen Belange von Menschen jeder Nation und jeder Glaubensrichtung ein. Es gibt Kurse und Angebote in der Sprachförderung, zur politischen Bildung und kulturelle Zusammentreffen. Ziel ist es, die Integration zu fördern. 1989 hat der Kurde Musa Atamann die Gemeinschaft in Troisdorf gegründet. Seit 2000 hat der Verein seinen Sitz in der alten Fabrik an der Lindenstraße in Siegburg.

Vorurteile abbauen

„Ich habe schnell gemerkt, was man alles mit dem Ehrenamt schaffen kann“, sagt der Mann, der mit seiner Familie in Troisdorf lebt. „Ich habe hier in Deutschland Rechte, aber auch Pflichten. Ich schaue also immer, was man verbessern könnte und was ich dazu leisten kann“, erklärt Ataman. 2004 wurde er für sein Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Schon vor der Gründung der Kurdischen Gemeinschaft war der 56-Jährige aktiv. Er setzte sich für kurdische Frauen und Kinder ein und gründete mit seiner Frau Theatergruppen und Schwimmkurse, um die Eigenständigkeit von Frauen zu stärken – eine Aufgabe, die der Verein dann übernahm. Grundidee der Gemeinschaft war und ist, deutsch-kurdische Freundschaften zu fördern und Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen. Im Rhein-Sieg-Kreis gebe es rund 10 000 Kurden, schätzt Ataman. Genau sagen könne man das nicht, weil Migranten nicht als Kurden, sondern als Angehörige ihres Herkunftslands, also als Türken oder Iraker, registriert würden. Ataman betont aber: „Die Kurdische Gemeinschaft ist für alle da. Wir haben Mitglieder aus insgesamt 20 Nationen.“

Das NRW-Landesministerium für Arbeit hat 2015 im Kreis rund 55 000 nicht-deutsche Bürger und 123 000 Menschen mit Migrationshintergrund gezählt. Aus der Mischung vieler Kulturen profitiere ein Land, sagt Ataman, der im Hauptamt bei der Arbeiterwohlfahrt das Integrationsprojekt der Altkleidersammlung leitet. Man könne das Beste der anderen Kultur annehmen, müsse sich aber immer gegenseitig respektieren. „Wir merken im Verein, dass die meisten gar nicht negativ gegenüber anderen eingestellt sind, sondern nur in der Verständigung etwas schief läuft“, sagt der Kurde. Er hat es stets als Aufgabe der Gemeinschaft angesehen, Probleme offen anzusprechen. „Wir müssen miteinander und nicht gegeneinander sein.“

Arbeitskreis Antirassismus

Geredet wird auch über Rassismus. Auf Initiative des Vereins hat sich etwa vor drei Jahren der Arbeitskreis Antirassismus in Siegburg gegründet. Er fördert demokratische Werte, Akzeptanz, Integration und das friedliche Zusammenleben ohne Diskriminierung. „Rassismus ist eine Krankheit, die es leider immer geben wird. Aber die ist unabhängig von der Nation oder der Religion“, sagt Ataman. Trotzdem habe die Kurdische Gemeinschaft durch den vor zwei Jahren eingesetzten Flüchtlingsstrom vermehrt rassistische Stimmungen im Land wahrgenommen und mit dem Arbeitskreis darauf reagiert. „Jeder hat die Aufgabe, sich gegen solche Gesinnungen zu stellen und klar zu sagen, dass rassistisch Denkende auf dem falschen Weg sind.“

Die Kurdische Gemeinschaft hat inzwischen rund 200 Mitglieder, 25 ehrenamtliche Helfer, die Kurse und andere Angebote leiten, und zudem drei hauptamtliche Mitarbeiter. Ataman ist stolz, dass „sein“ Verein es so weit geschafft hat. Sein Rezept dafür ist sein unerschütterlicher Optimismus.

„Es bringt nichts, das Negative in den Fokus zu rücken. Wir müssen das Positive sehen und daran glauben“, sagt er. Der 56-Jährige gewinnt auch der Flüchtlingskrise etwas Positives ab: Der Kreis sei mit der Situation gut umgegangen. „Wir Deutschen können viel verkraften“, meint Ataman. „Wenn Menschen in Not sind, müssen wir helfen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort