Rhein-Sieg-Halle in Siegburg Musical "Sissi" bedient sämtliche Klischees

Siegburg · Das Musical „Sissi“ in der Rhein-Sieg-Halle erfüllt nicht die Erwartungen. Zwar überzeugt das Ensemble, doch sind die Liedtexte banal bis zur Schmerzgrenze.

 Die "Sissi"-Inszenierung in der Rhein-Sieg-Halle hatte so manche Schwäche.

Die "Sissi"-Inszenierung in der Rhein-Sieg-Halle hatte so manche Schwäche.

Foto: Holger Arndt

Noch heute, mehr als 60 Jahre nachdem die „Sissi“-Filme die Kinokassen klingeln ließen, schmelzen jedes Jahr Tausende Zuschauer vor ihrem Fernseher dahin, wenn die „Sissi“-Trilogie, eine Mischung aus Heimatfilm, Melodram und Märchen, sie in die Welt der Kaiserin Elisabeth von Österreich entführt. Die hatte allerdings nur wenig mit der historischen Figur gemein.

Auf diesen Erfolgszug der Herz-Schmerz-Happy-End-Story ist der österreichische Komponist George Amade aufgesprungen, der das Musical „Sissi“ produziert hat, zu dem Jean Müller das Buch und die Liedtexte lieferte. Am Dienstagabend war das Musiktheater zu Gast in der Rhein-Sieg-Halle.

In der Ankündigung hieß es: „Das märchenhafte Leben der jungen Kaiserin Sissi hat Künstler oft inspiriert. Bisher war es allerdings nur den weltberühmten Filmen mit Romy Schneider möglich, den Glanz der Monarchie und das menschliche Schicksal der geliebten Kaiserin Elisabeth glaubwürdig zu reproduzieren. George Amade nahm diese Herausforderung an und schuf eines der mitreißendsten Musicals dieser Zeit. Ihm gelingt das durch authentische Kostüme und Bühnenbilder. Modernste Licht- und Tontechnik, fantasievolle Frisuren, ein großes Tanzensemble sowie erstklassige Darsteller runden die über zweistündige Aufführung ab.“

Erfüllung der klebrigen Klischees

Das war allerdings ziemlich dick aufgetragen. Die im Programmheft vollmundig angekündigte „bühnentechnische Raffinesse“ und der „ungewöhnlich hohe technische Aufwand“ mit der die „opulente Welt“ der Kaiserin Elisabeth von Österreich „mit modernster Projektionstechnik auf der Bühne visualisiert“ werden sollte, entpuppte sich als ein einfacher Beamer, der royal anmutende Hintergrundmotive auf eine Leinwand zwischen verschiebbaren Wandelementen projizierte.

Die Musik Amades kombiniert Operette, Polka, Walzer, Csárdás und Ballade mit modernem Schlager, ergänzt um Melodien etwa von Johann Strauß und Johannes Brahms. Diese haben natürlich einen hohen Erkennungswert, während die Amade-Kompositionen durchweg nicht das Zeug zum Ohrwurm haben. Die Liedtexte gingen in ihrer Banalität zum Teil an die Schmerzgrenze. So säuselte Franz seiner Sissi beispielsweise ins Ohr: „Die Nacht ist sternenklar, nur du bist da.“ Und die Schwester der späteren Kaiserin, Nené, die sich selbst schon als die Gattin von Franz wähnte, trällerte: „Ach, wie fiel ich aus allen Wolken, als mein Wunschtraum mich verließ.“

Gesanglich wie schauspielerisch konnte das Ensemble inklusive der Tänzer überzeugen. Das zweistündige Stück selbst bot lediglich seichte Unterhaltung, die selten emotionalisierte, dagegen süß-klebrig sämtliche Klischees bediente und – ebenso wie die Filme der 50er Jahre – wenig mit der Realität zu tun hat.

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