Wilhelmstraße 75 in Siegburg Musikproduzent Moorlampen will Altbau renovieren

SIEGBURG · Abertausende Tonträger stapeln sich in dem Haus mit der Nummer 75 in der Wilhelmstraße. Der vermeintliche Schandfleck von Siegburg dient derzeit dem Musikproduzenten Ulrich Moorlampen als Lager. Er ist seit Dezember 2005 auch Eigentümer des markanten Gebäudes und will den Altbau originalgetreu renovieren.

 Derzeit ist das Gebäude in der Wilhelmstraße 75 ein wahrer Schandfleck in Siegburg. Die lilafarbenen Türen und Fensterrahmen im Erdgeschoss sind sein Markenzeichen.

Derzeit ist das Gebäude in der Wilhelmstraße 75 ein wahrer Schandfleck in Siegburg. Die lilafarbenen Türen und Fensterrahmen im Erdgeschoss sind sein Markenzeichen.

Foto: Ariane Fries

An der Fassade erinnern Einschusslöcher an den Zweiten Weltkrieg. Auch Spuren von Ösen in der Hauswand, durch die einst die Oberleitung der Straßenbahn führte, bezeugen das hohe Alter. Keine Frage, das Haus ist ein Stück Stadtgeschichte.

"Ich habe mich sofort in das Gebäude verliebt", sagt Moorlampen bei einer Ortsbesichtigung. "Ich musste es kaufen." Später nennt er die anstehende Renovierung seine Passion, und dass er schon als Kind immer gerne handwerklich gearbeitet habe. 2004 sei ihm das Haus aufgefallen.

Eigentlich habe er nur seinem Geschäftspartner Thorsten Schotten bei seiner Immobiliensuche geholfen. Und dann habe eben dieses Haus einfach so dagestanden. Recherchen ergaben, dass die Familie des einstigen Besitzers das Erbe ausgeschlagen hatte. Da das Haus noch belastet war, befand es sich in der Zwangsverwaltung. Im Dezember 2005 kaufte Moorlampen die vermeintliche Ruine. Für wie viel, das möchte er nicht sagen.

1880 soll das Gebäude errichtet worden worden sein. "Ganz genau kann mir das aber niemand sagen", meint der 53-Jährige. Von knarzenden Böden, moderigem Geruch oder gar abgesperrten, gefährlichen Stellen ist nichts zu sehen. Obwohl jahrelang an dem Gebäude nichts getan wurde, ist es gut in Schuss. "50 Zentimeter Ziegelmauerwerk halten ewig", ist sich der Hitproduzent sicher, der unter anderem für Oliver Franks "Italienische Sehnsucht" verantwortlich ist.

Die Fassade steht unter Denkmalschutz. Alles, was dahinter ist, nicht. Tauben haben das Domizil längst für sich entdeckt. Ihr Kot auf den Möbeln in der zweiten Etage ist Beweis genug. Und auch sonst erinnert in dem Stadthaus einiges an die vorherigen Eigentümer. Ein Architekt und seine Mutter wohnten dort.

In einer Kiste drängen sich alte, zusammengerollte Bauzeichnungen, dicht an dicht, auf Regalen und zwischen den Fachwerkbalken stehen Bücher über Wohnbau, über die Geschichte der Kunst, der "Fischer Weltalmanach" sowie "Politische Architektur in Europa". Das Wohnzimmer hat Moorlampen nahezu im Originalzustand gelassen. "Ich habe ein bisschen die Möbel verschoben", räumt er ein. Ein Zimmer weiter führt der Weg in die Küche, dann ins Schlafzimmer.

Das Bett ist nicht gemacht. Die Türen des Kleiderschranks stehen einen Spalt weit auf. Ein flüchtiger Blick verrät, dass der Inhalt hauptsächlich aus Kleidern besteht. Neben dem Bett erinnert eine uralte Föhnhaube an die 60er Jahre. So eine, wie sie beim Friseur oftmals als Dekoaccessoire in einer Ecke steht. Dahinter kommt das Badezimmer. Gekachelt in rosa Mini-Fliesen - feinster Retroschick.

Moorlampen spaziert durch die Zimmer, streicht hier über einen Tisch, deutet dort auf einen Sessel. Er freut sich sichtlich über die ganzen alten Schätzchen. In der zweiten Etage kleben an den Wänden die Reste von Foto- und Blümchentapeten sowie undefinierbarer Wandschmuck in glänzender, futuristischer Optik. Zeitzeugen der unterschiedlichen Moden, eine 300 Quadratmeter große Erinnerungskammer. "Hier haben auch Fotoshootings stattgefunden", sagt Moorlampen. Selbstverständlich, solche Nostalgieschätzchen als Kulisse sind selten.

Und was hat der diplomierte Finanzwirt nun damit vor? "Ich werde es wieder instand setzen und dann wohl vermieten", sagt Moorlampen. Alles soll so bleiben wie bisher. Unten ein Geschäft, darüber Wohnraum, der in seiner Aufteilung nicht verändert wird. Dort, wo es geht, sollen die alten Dielen und Türen restauriert werden.

"Ich will das hier möglichst originalgetreu erhalten", sagt der Mann. Das Haus habe Charakter und Flair, das solle bleiben. Er selbst werde eher nicht darin wohnen. Sein Tonstudio und Wohnhaus sind in Hennef. 2014 will Moorlampen in der Wilhelmstraße mit der Renovierung beginnen. Ein festes Datum für die Fertigstellung möchte er indes nicht nennen. "Ende offen, weil es gut werden soll", entgegnet er knapp. Doch dann ist ihm ein leises "Irgendwann in 2015 soll's schon fertig sein" zu entlocken. Vorbei ist der Dornröschenschlaf. Her mit neuem Leben.

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