Defekte Orgel in der Auferstehungskirche macht Platz für Nachfolgerin Neue Klänge ab Dezember

SIEGBURG · Während des Gottesdienstes in der Auferstehungskirche vor einigen Wochen gab die "Walker-Orgel", Baujahr 1961, den Geist auf. Ein Motorbrand hatte das Instrument außer Betrieb gesetzt.

 Abschied von der alten, nach einem Motorbrand defekten Orgel: Manuel Handwerker und Willi Menne (hinten von links) sowie Matthias Gruttmann zerlegen die alte Orgel in ihre Einzelteile.

Abschied von der alten, nach einem Motorbrand defekten Orgel: Manuel Handwerker und Willi Menne (hinten von links) sowie Matthias Gruttmann zerlegen die alte Orgel in ihre Einzelteile.

Foto: Paul Kieras

Zum Glück sei der Küster anwesend gewesen, der gleich die Sicherung herausgedreht habe, "sonst hätte es leicht zu einem Feuer kommen können", berichtet Pfarrer Joachim Knitter. Aus heiterem Himmel wurde die Gemeinde allerdings nicht überrascht, denn schon 2003 hatte der Sachverständige der Evangelischen Kirche Rheinland, Günter Eumann, nach einer Inspektion geraten, einen Orgelbauverein zu gründen, um Spendengelder für eine Neuanschaffung zu generieren.

Denn eine Reparatur lohne sich laut Aussage des Experten nicht. "Jetzt mussten wir schnell handeln", so Knitter.

Eine fabrikneue Orgel hätte allerdings den finanziellen Rahmen gesprengt. Auf dem Gebrauchtorgelmarkt sei man auf eine Orgel der bekannten niederländischen Orgelbaufirma Flentrop aufmerksam geworden, die sogar ein Jahr älter ist als das ausrangierte Instrument.

Sie stand in einer Kirche der reformierten Gemeinde in Bloemendaal/Holland, aus der wöchentlich Radiogottesdienste gesendet wurden, die aber aufgrund rückläufiger Zahlen der Gemeindemitglieder geschlossen wurde. Da die Kirche mittlerweile verkauft ist, musste die Siegburger Gemeinde sich kurzfristig entscheiden.

Zwar standen auch romantische Orgeln aus England zum Verkauf, aber "weil der Preis mit 29 000 Euro sehr günstig war, die Orgel sowohl von den Maßen als auch von der Stilistik her ausgezeichnet in unsere Auferstehungskirche passt und außerdem aus Mahagoni statt Sperrholz besteht", wie der Pfarrer es mit einem Augenzwinkern bei einer Besichtigung der Kirche salopp ausdrückte, sei die Wahl der Flentrop-Orgel nach Meinung aller die richtige gewesen.

Da auch sie nicht mehr die Jüngste ist, wird sie zurzeit bei der niederländischen Orgelbaufirma van den Heuvel generalüberholt. Bevor sie im September eingebaut werden soll, musste zunächst das alte Instrument ausgebaut werden.

Fast die ganze vergangene Woche waren Mitarbeiter der Firma Orgelbau Gruttmann damit beschäftigt, die Walker in ihre Einzelteile zu zerlegen und fein säuberlich zum Abtransport zu einem Wuppertaler Orgelbauunternehmen zu verpacken, wo sie eingelagert wird.

Insgesamt 1386 Pfeiffen, die Manuale und Pedale, Pfeifenstöcke, Rasterbretter, Ventile und Registerwellen sowie das komplette Gehäuse wanderten in Kisten. Ob die Orgel, deren Verkaufswert Knitter mit 4000 bis 5000 Euro beziffert, einen Abnehmer finden wird, kann er nicht sagen.

Vor allem, weil ein neuer Eigentümer "natürlich ein Vielfaches in die Restauration stecken muss", wie der Seelsorger zu bedenken gibt. Die Auferstehungskirche wird ab dem 6. Juli geschlossen, denn zum Einbau der Flentrop sind einige vorbereitende Arbeiten erforderlich.

So wird unter anderem die Empore nach vorne erweitert und aufgrund des hohen Gewichts verstärkt sowie das Geländer, das den Sicherheitsanforderungen nicht mehr entspricht, erneuert. Die bis dahin anstehenden Hochzeiten finden nach Aussage von Pfarrer Knitter "nur noch in Klavierbegleitung statt". Parallel zu den Orgelarbeiten erhält das Gotteshaus eine neue LED-"Konzerthausbeleuchtung", die auch erheblich weniger Betriebskosten verursacht.

Alle anfallenden Kosten schätzt Knitter auf rund 450 000 Euro.

Für die baulichen Maßnahmen kommt die Kirchengemeinde auf, der Orgelbauverein finanziert allein die Anschaffung der Orgel. Durch Spenden und besonders durch sogenannte "Pfeifenpatenschaften" hat er bisher etwa 130 000 Euro eingenommen. Gegen einen Obolus zwischen 25 und 300 Euro konnte und kann sich jeder eine Orgelpfeife unterschiedlicher Größe aussuchen und darüber eine Patenschaft übernehmen. Dokumentiert wird die in einer Urkunde.

Knitter hofft, insgesamt eine Summe von 240 000 Euro erzielen zu können. Wenn alles nach Plan läuft, wird die neue Orgel am ersten Adventssonntag erstmals in der Auferstehungskirche ertönen.

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