Siegburger Stadtkirche eröffnet Neuer Glanz in Sankt Servatius

SIEGBURG · Die Sanierungs- und Renovierungsarbeiten im Innenbereich der Servatiuskirche sind abgeschlossen, alles steht an seinem angestammten Platz. Jetzt wird noch zusammengeräumt, gewischt und poliert, damit die Kirche zur feierlichen Wiedereröffnung am Sonntag in neuem Glanz erstrahlt. Überall herrscht hektische Betriebsamkeit.

Aber Stefan Groß, Verwaltungsleiter der Großgemeinde Sankt Servatius, ist sicher, dass pünktlich zum Pontifikalamt mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki alle Arbeitsspuren beseitigt sein werden. Noch nicht fertiggestellt ist bis dahin die Schatzkammer, die völlig umgebaut, modernisiert und auf die komplette Südempore ausgeweitet wird, wo bislang Kirchenbänke standen.

Lediglich durch ein Gitter abgesperrt, fällt zukünftig der Blick dort auf den Anno-Schrein sowie auf den Mauritius-, Benignus- und Honoratus-Schrein.

Der Apollinaris-Schrein soll nach seiner Restaurierung im Hochaltar einen neuen Platz finden. In der bisherigen Schatzkammer können alle Exponate, die zum Teil in Schubladen versteckt lagerten, nach Abschluss des Umbaus hinter Glas besichtigt werden. Dazu gehört auch der Bischofsstab des Heiligen Anno. Die Renovierung in Zahlen:

86 Wochen haben die aufwendigen Sanierungsarbeiten gedauert, die mit der Demontage aller nicht fest verbauten Teile inklusive Orgel begannen und mit dem Einbau der gereinigten und restaurierten Kirchenbänke sowie der Intonierung des Instruments abgeschlossen wurden.

68 Baubesprechungen, immer dienstags, an denen unter anderem Architekt, Denkmalpfleger und Vertreter des Kirchenvorstands teilnahmen, gab es während dieser Zeit. Nach Bedarf trafen sich die Verantwortlichen aber auch mehrmals in einer Woche.

74 Tonnen Gewicht brachten die Gerüste über sieben Etagen auf die Waage. Zwei Aufzüge waren installiert.

51 Firmen beteiligten sich an der Restaurierung: Statiker, Kunstschmiede, Elektroingenieure, Spezialisten für die Akustik, Glockenrestauratoren und viele mehr. Koordination und Zusammenarbeit funktionierten reibungslos.

1000 Liter Farbe wurden für den Anstrich des Innenraums benötigt. Allerdings nicht konzentriert, sondern verdünnt. Nach einer Grundierung mit Weiß musste die jeweilige Farbe anschließend noch zweimal aufgetragen werden.

45 Fenster bauten die Handwerker komplett aus, jedes einzelne wurde neu verbleit. Die fünf Chorfenster mussten zwar ebenfalls herausgenommen, aber nur gründlich gereinigt werden.

30 neue Glaslampen, speziell angefertigte Unikate, in den Kirchenschiffen sorgen ab sofort für helles Licht nach allen Seiten. Die bisher genutzten Kupferleuchten strahlten lediglich nach unten und reichten kaum zum Lesen der Liedtexte aus. Hinzugekommen sind auch zehn Spotleuchten, die den Chorraum mit Licht fluten. Die gesamte Beleuchtungseinrichtung kann stufenweise gedimmt werden.

44 Bänke wurden generalüberholt und mit neuen Sitzpolstern ausgestattet. Während die meisten von ihnen die gleiche Bankbekrönung, nämlich Laubblätter, aufweisen, sind sieben mit unterschiedlichen Schnitzereien verziert. Es handelt sich um allegorische Figuren, etwa eine Eule mit Spiegel, die daran erinnern soll, nicht eitel zu sein. Weitere Motive sind der Wolf im Schafspelz oder ein Schwein, das Eicheln frisst und für Völlerei steht.

14 Kreuzwegstationen, acht Apostelfiguren sowie die Mutter Gottes mit dem Jesuskind mussten sich in den Restaurierungswerkstätten des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland in Brauweiler einem "Facelifting" unterziehen und wirken jetzt wie neu.

Vier Überraschungen auf einen Streich erlebten die Restauratoren nach genauerem Hinsehen. Denn beim Kratzen an der millimeterdicken Farbschicht auf Säulen im nördlichen Anbau der Kirche, der jetzt als Marienkapelle dient, stießen sie auf sogenannten "Eifel-Marmor" (Sinter), einen Naturstein, der aus mineralischen Ablagerungen in der gemauerten Eifelwasserleitung der Römer über 190 Jahre entstand. Vor allem in der Größe von fast zwei Metern ist er eine Rarität.

Wiedereröffnung am Sonntag, 13. September; Pontifikalamt mit Rainer Maria Kardinal Woelki um 9.30 Uhr. Danach wird an der Kirche gefeiert.

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