Landwirtschaft im Rhein-Sieg-Kreis Neuer Rekordertrag für Rübenbauern

RHEIN-SIEG-KREIS · Die Bilanz des Zuckerrübenkampagne 2014 ist gemischt. Zwar erzielten die rheinischen Bauern mit knapp 90 Tonnen Zuckerrüben pro Hektar Feld einen Rekordertrag, doch die Absatzmenge für Zucker stagniert seit Jahren. Des Weiteren liegt der Zuckergehalt der Rüben aus dem vergangenen Jahr bei 16,9 Prozent, ein leicht unterdurchschnittlicher Wert.

 Die Landwirte in der Region ziehen eine gemischte Bilanz der Rübenernte im Winter 2014/15.

Die Landwirte in der Region ziehen eine gemischte Bilanz der Rübenernte im Winter 2014/15.

Foto: Gausmann

Das bedeutet, das ein Kilo Rüben aus dem Jahr 2014 169 Gramm Zucker enthält. Der Zuckergehalt der Rüben aus dem Jahr 2011 lag vergleichsweise bei 17,8 Prozent. "Wir sehen die Zuckerrübenkampagne 2014 und die Entwicklung des Zuckermarktes mit gemischten Gefühlen", sagt Peter Kasten, Geschäftsführer des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes (RRV). Grund für den Spitzenertrag seien vorrangig die milden und feuchten Klimabedingungen in der zweiten Jahreshälfte gewesen, mit deren Hilfe die Rüben durchwachsen konnten. "Rüben machen eine Wachstumspause, wenn das Wetter zu trocken oder zu nass ist", erklärt Kasten. "In diesem Jahr aber konnten sie pausenlos wachsen." Das Zuckerrübenjahr dauerte aufgrund der hohen Erträge im vergangenen Jahr zudem besonders lange. Es startete am 15. September und endete 130 Tage später, denn die Zuckerfabriken können nur eine gewisse Menge Rüben am Tag verarbeiten.

Der Rekordertrag bringt jedoch auch Probleme mit sich. "Der Zuckerverbrauch pro Kopf in Deutschland ist seit Jahren konstant", berichtet Kasten. "Wir haben jetzt allerdings so viele Zuckerrüben geerntet, dass wir den Zucker nicht vermarkten können." Das Angebot an Zucker steigt also, während die Nachfrage nicht weiter wächst. Ein Überschuss an Zucker entsteht, der sogenannte Nichtquotenzucker. Johannes Brünker, Landwirt aus Swisttal-Hohn und Zuckerrübenbauer, will dennoch in den kommenden Jahren Zuckerrüben anbauen. "Wir lagern den überschüssigen Zucker ein", erklärt er. "Und im nächsten Jahr bauen wir weniger Zuckerrüben an. Gerade so viel, dass der Markt gesättigt ist." Insgesamt werden in diesem Jahr 15 Prozent weniger Rüben angebaut als im vergangenen Jahr. Der Nichtquotenzucker wird den Landwirten im kommenden Jahr von den Zuckerfabriken abgekauft. Kasten: "Die Bauern können ihre Verträge mit den Zuckerfabriken im Jahr 2015 zum Teil schon aus dem Ertrag vom Vorjahr decken." Was Johannes Brünker mehr Sorgen bereitet sind die sinkenden Zuckerpreise. Peter Kasten klärt auf: "Die Zuckerpreise sind seit Sommer 2013 um über 30 Prozent gefallen. Auf diesem Niveau ist der Anbau von Zuckerrüben eigentlich schon gar nicht mehr wirtschaftlich."

Im europäischen Vergleich sei das Rheinland aber sehr wettbewerbsfähig. Wie Andrea Bahrenberg, Pressesprecherin des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes, erklärt, ist die Struktur der Zuckerfabriken im Rheinland ein Grund, weswegen sich der Anbau der Rüben dort noch lohnt. Die geringen Transportkosten zwischen Feld und Fabrik stellen einen wichtigen Wettbewerbsfaktor dar. "Brasilianischer Zucker ist zwar günstiger in der Produktion, der Transport geht aber wieder ins Geld", sagt Bahrenberg. Hinzu komme der ökologische Aspekt.

Aber der Wettbewerb verschärft sich: Im September 2017 fällt die Europäische Zuckermarktordnung weg, die die heimische Produktion von Zucker derzeit durch Quoten, Zölle und Subventionen noch schützt. Die rheinische Zuckerrübe muss sich dann stärker als zuvor gegen Rüben aus anderen Anbaugebieten und vor allem auch gegen konkurrenzfähige Feldfrüchte wie Winterweizen, Mais, Raps oder Gerste durchsetzen. Auch alternative Süßstoffe wie Stevia und Maissirup konkurrieren mit der Zuckerrübe. Doch Peter Kasten ist optimistisch, was die Konkurrenz auf dem Acker angeht. "Wir sind hier nicht umsonst eines der ältesten Anbaugebiete für Zuckerrüben."

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