Rhein-Sieg-Kreis stellt Mobilitätskonzept vor Neues Angebot für Unternehmen in der Pendlerregion

Rhein-Sieg-Kreis · Mehr als 100.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer pendeln täglich in der Rhein-Sieg-Region. In den kommenden Jahren wird die Verkehrssituation durch Baustellen noch schlimmer. Das Programm "Jobwärts" will Unternehmen helfen, ihre Mobilitätskonzepte zu verbessern.

 Staus sind in der Region an der Tagesordnung. Wie kann man dem entgegentreten? Der Kreis empfiehlt „Jobwärts“.

Staus sind in der Region an der Tagesordnung. Wie kann man dem entgegentreten? Der Kreis empfiehlt „Jobwärts“.

Foto: Benjamin Westhoff

André Berbuir hält nacheinander drei Presseartikel in die Luft: „Es ist klar, dass in den nächsten Jahren etwas auf die Pendler zukommt - bei 13 größeren Baustellen. Und in diesem Artikel steht, dass Pendeln krank macht.“ Er ist Leiter des Fachbereichs Verkehr und Mobilität beim Rhein-Sieg-Kreis. Nüchtern, aber mit Sorge blickt er auf die wachsenden Staus in der Region. Eines der Projekte, um dieser Überlastung entgegenzutreten, stellte er am Donnerstag vor: „Jobwärts. Einfach. Besser. Pendeln.“

Das gemeinsame Projekt des Rhein-Sieg-Kreises und der Bundesstadt Bonn startete 2019 mit einem Auftakttermin im Post Tower. Mittlerweile nehmen 34 Arbeitgeber teil, die größten davon sind die Deutsche Post, die Universität Bonn und die Telekom. Gefördert wird „Jobwärts“ über das Lead-City-Programm des Bundes, aber die Unternehmen müssen auch einen Eigenanteil zahlen. Dieser beläuft sich auf zehn Euro pro Mitarbeiterin oder Mitarbeiter, umfasst aber maximal 5000 Euro.

Dafür erhalten die Unternehmen mehrere Leistungen. Das Projekt veranstaltet sogenannte „Mobilitätswochen“ in den Unternehmen. Angestellte können dann für vier Wochen verschiedene Fahrzeuge wie Lastenräder und E-Bikes ausprobieren und auch digitale Tickets für den öffentlichen Personennahverkehr testen. Außerdem erstellt „Jobwärts“ Mobilitätsanalysen für die Unternehmen, damit diese sich ein besseres Bild davon machen können, wie die Belegschaft den Weg zur Arbeit antritt und wahrnimmt.

„Wenn wir das Mobilitätsverhalten der Menschen verändern wollen, dann darf es sich nicht als Einschränkung anfühlen. Wir brauchen keinen Zwang, sondern ein positives Begleiten“, erklärt Berbuir diese Herangehensweise. Auch Landrat Sebastian Schuster glaubt an den Erfolg und die Möglichkeiten dieser Kooperation. „Jeder Stau kostet Lebenszeit und Geld. ,Jobwärts‘ soll die Pendler entlasten und die Unternehmen in unserer Region dadurch attraktiver machen“, sagt er.

Und Pendler gebe es genug, sagt Herrmann Tengler, der das Referat für Wirtschaftsförderung in der Region leitet. Von 300.000 Arbeitnehmern in der Region pendeln seinen Angaben nach 160.000, davon der Großteil nach Köln oder Bonn. „In dieser Größenordnung wird Stau dann zum ökonomischen Problem. Sind die Arbeitnehmer unzufrieden und zu spät, leidet auch die Produktivität“, sagt er. Außerdem werde der Kampf um die Arbeitskräfte heutzutage auch über die Erreichbarkeit der Unternehmen geführt – eine attraktive Mobilitätsstrategie sorge deshalb auch für attraktive Unternehmen.

Dem stimmten auch die Vertreterinnen und Vertreter der fünf Unternehmen zu, die neu bei „Jobwärts“ mitmachen. Die Vorteile seien aber weitreichend. Für Ralf Klösges von der Kreissparkasse Köln war der größte Vorteil des Projekts das gemeinsame Netzwerk mit anderen Unternehmen aus der Region. Monika Hansen vom Stahlunternehmen Mannstaedt hob insbesondere hervor, dass durch Fahrräder die Gesundheit der Belegschaft verbessert werde und man der CO2-Neutralität näherkomme. Auch die Vertreter von Reifenhäuser, der RSAG und der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung versprechen sich positive Entwicklungen von einer Teilnahme am Programm. Für die bisherigen Leistungen des Programms wurde ein unabhängiges Gutachten erstellt, sagte Berbuir noch. „Am 17. März wird es vorgestellt. Und so viel kann ich schonmal verraten: Die Ergebnisse sind besser als erhofft.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort