Siegburger Turmcenter Neues Leben in der "Bronx"

SIEGBURG · Mehr als zwei Jahre nach dem damals von Bürgermeister Franz Huhn begleiteten "Startschuss" geht es im Ostflügel des Turmcenters auf dem ehemaligen Phrix-Gelände voran: Eigentümer Hannspaul Egge hat - diesmal allerdings ohne den frisch wiedergewählten Bürgermeister - den ersten Mieter vorgestellt .

 Die Bauarbeiten laufen noch: Ende Juni soll der Sozialpsychiatrische Dienst in den Ostflügel des Siegburger Turmcenters ziehen.

Die Bauarbeiten laufen noch: Ende Juni soll der Sozialpsychiatrische Dienst in den Ostflügel des Siegburger Turmcenters ziehen.

Foto: Holger Arndt

Ende Juni soll das Sozialpsychiatrische Zentrum (SPZ) des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Bonn/Rhein-Sieg/Eifel dort einziehen, wo bis Anfang der 1970er Jahre Zellwolle produziert wurde. Der Ostflügel wurde aufwendig saniert, das 15 Meter hohe Treppenhaus musste komplett entkernt und neu erschlossen werden, ein Aufzug wurde eingebaut.

Noch immer laufen die Bauarbeiten auf Hochtouren, doch Egge zeigte sich zuversichtlich, dass bis zum Einzugstermin alles fertig ist - auch formell: "Es fehlt nur noch der finale Stempel", sagte Egge, der in der Vergangenheit mehrmals mit der Verwaltung aneinandergeraten war.

Dort wollte man die Darstellung des Turmcenter-Eigentümers so zunächst nicht bestätigen. Stadtsprecher Wolfgang Hohn sagte nach Rücksprache dann aber doch: "Mitte Mai ist der prüffähige Bauantrag bei uns eingegangen, derzeit wird der Brandschutz geprüft." In "zwei bis drei Wochen" könne Egge mit der Genehmigung rechnen.

Besichtigt werden konnten die neuen Räume jedenfalls bereits. Auf 500 Quadratmetern hofft Sandra Schmid-Alex, Leiterin des SPZ, ihre Klienten noch besser betreuen zu können als bisher am Siegdamm: "Hier sind wir viel besser zu erreichen und können die Räumlichkeiten optimal nutzen, weil sie auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten wurden."

Im Turmcenter werden die 15 SPZ-Mitarbeiter mehr Gruppenräume als bisher zur Verfügung haben und dadurch neue Angebote für die psychisch Erkrankten, die sie betreuen, machen können.

Monatlich etwa 200 Menschen, hauptsächlich aus Siegburg, Hennef und Sankt Augustin, nutzen laut Schmid-Alex die verschiedenen Möglichkeiten, die das SPZ bietet. Diese reichen von der Tagesstätte über Selbsthilfegruppen und den "ambulant aufsuchenden Dienst", den der ASB im Auftrag des Kreises durchführt, bis hin zu Angeboten für Kinder psychisch kranker Eltern.

Ebenfalls positiv aus Sicht des Sozialpsychiatrischen Zentrums ist die räumliche Nähe zur LVR-Tagesklinik und einer Werkstatt für Menschen mit psychischen Behinderungen. Mit beiden bestünden Kooperationen, so die Leiterin, die vom Turmcenter aus noch intensiviert werden könnten.

Hannspaul Egge ist seinerseits zuversichtlich, dem Ostflügel nun endlich "neues Leben einhauchen" zu können. "Das Phrix-Gelände sah früher ja immer aus wie in der Bronx", sagte der Unternehmer. Den Industrie-Charme und die alten Ziegelwände erhält er, gibt den Räumen aber einen neuen, modernen Charakter.

Für das Erdgeschoss sei er mit einem weiteren Mieter "in sehr guten Gesprächen". Und auch den Weggang der Firma Allesklar.com AG, die im Hochhaus des Turmcenters 4500 leere Quadratmeter hinterließ, glaubt er kompensieren zu können. "Immer unter der Voraussetzung, dass die Siegburger Politik und Verwaltung mitspielen", merkte Egge an.

Streit mit der Stadt

Um das Plangebiet in Siegburg zwischen dem früheren "Praktiker" und der Wohnbebauung "Am Turm" gibt es nach wie vor Streit zwischen Turmcenter-Besitzer Hannspaul Egge und der Stadt. Egge will dort Wohnungen bauen, die Stadt lässt nur Gewerbe zu. Egge hat gegen diese Veränderungssperre geklagt. Die Siegburger Verwaltung wollte sich mit Verweis auf das schwebende Verfahren dazu nicht äußern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort