Premiere in der Studiobühne Neues Talkshow-Format in Siegburg überzeugt

Siegburg · Die Studiobühne Siegburg wagte am Samstag ein Experiment: Paul Kieras traf drei unbekannte Gäste, tat mit ihnen Dinge, von denen er vorher nichts wusste, und kitzelte dabei Wissenwertes aus ihnen heraus. Ein neues Talkshow-Format, das überzeugt.

Paul Kieras und Thomas Bahlmann schwingen Pinsel, verteilen Farben auf der Leinwand und versuchen ein Aktmodell zu Papier zu bringen. „Der sieht aus, als hätte er einen Taucheranzug an“, amüsiert sich Kieras in gewitzter Manier über sein Kunstwerk. Gäste von nebenan, keine Prominente sollen in Siegburg auf die Bühne. „Hier geht es nicht um Selbstinszenierung, sondern darum, mit Menschen von der Straße ins Gespräch zu kommen“, begrüßt Moderator und GA-Mitarbeiter Paul Kieras sein Publikum bei der Showpremiere am Samstagabend in der Studiobühne Siegburg. Für ihn ist es das erste Mal, dass er als Talkmaster auf der Bühne steht. Dementsprechend sei „sein Puls kurz vor der Decke“.

„Unromantisch, uneitel, unbequem“ lauten die Stichworte, die Kieras über seinen ersten Gast erfährt. Eine Schauspielerin der Schauspielschule Siegburg sitzt im roten Kleid parat, Überraschungsgast Uwe Gödicke soll ihr die Nägel lackieren, sie schminken und frisieren. Nicht nur für Gödicke eine unerwartete Situation, auch Kieras fällt es zunächst etwas schwer, sich in seine Rolle als Talkmaster einzufinden. Doch mit jedem lackierten Fingernagel entwickelt sich auch der Gesprächsfluss. Gödickes beeindruckende Berufslaufbahn sorgt für Staunen unter den Zuschauern.

Aufgewachsen in der DDR wird ihm das Abitur verwehrt. „Mir wurde einfach die Ernsthaftigkeit aberkannt, Englisch zu lernen, weil ich einen Titel von Deep Purple übersetzen wollte“, erzählt er. Belustigt über das irritierte Publikum berichtet Gödicke davon, wie er in der Nationalen Volksarmee der DDR Panzer reparierte, nach der Wende im Rettungsdienst arbeitete, schließlich Vermessungstechniker, dann Heilpraktiker wurde und aktuell eine Umschulung zum Lokführer macht.

Bei Bier und Pralinen aus dem Nähkästchen plaudern

Simone Walleck, Kieras zweiter Gast, erzählt, sie schlafe eigentlich grundsätzlich zu wenig. Vor lauter Schlafmangel habe sie sich erst vor Kurzem Wattepads mit Nagellack- anstelle von Make-up-Entferner auf die Augen gelegt. Während beide gemeinsam Blumenzwiebeln stecken, berichtet sie von ihrem großen Wunsch, als Autorin von ihrer Leidenschaft leben zu können. Die redebegeisterte Walleck bringt Kieras dazu, über seinen ebenfalls sehr kommunikativen Friseur zu sprechen. „Der erzählt einem einen vom Pferd“, mokiert er sich belustigt. Paul Kieras, der sich nun sichtlich wohler in seiner neuen Rolle fühlt, greift beherzt in den Beutel mit Erde, um seiner Besucherin beim Einpflanzen der Blumenzwiebeln zu helfen.

Als er dann mit seinem dritten Gast, OP-Pfleger Thomas Bahlmann, einen Akt malen muss, ist er in seinem Element. „Er sitzt ja da wie im Wartezimmer“, fordert Kieras Bahlmann dazu auf, das Aktmodell aus der sitzenden in eine liegende Position zu bringen. Zu Siegburger Bier und Pralinen plaudert Bahlmann aus dem Nähkästchen und berichtet unterhaltsam vom Alltag im Operationssaal. So sehr, dass er fast vergisst zu malen. Angetrieben von der dynamischen Unterhaltung mischen sich zwischendurch auch Stimmen aus dem Publikum immer wieder ein.

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