Nicht von dieser Welt

SIEGBURG · Die in Köln lebenden Künstlerin Uta Schotten zeigt jetzt ihre Arbeiten im Siegburger Stadtmuseum. Die Vernissage ist am Sonntag.

 Mehr als nur Grau: Uta Schotten gewährt im Stadtmuseum Einblicke in längst vergangene Zeiten - und weckt Erinnerungen.

Mehr als nur Grau: Uta Schotten gewährt im Stadtmuseum Einblicke in längst vergangene Zeiten - und weckt Erinnerungen.

Foto: Holger Arndt

Sie kann auch mit Farbe. Beinahe trotzig blickt Uta Schotten auf das Bild eines Fußballstadions. Mit seinen grellen Grüntönen sticht es aus ihren Werken heraus. Grau in all seinen Schattierungen ist eigentlich die dominierende Farbe in den Arbeiten der in Köln lebenden Künstlerin. Sie lassen mal mehr, mal weniger deutlich Szenen, Landschaften und Augenblicke erkennen, die an längst vergangene Zeiten erinnern. Und sehr viel Raum für eigene Erinnerungswelten lassen. "Mein Reich ist nicht von dieser Welt" hat Uta Schotten ihre Ausstellung genannt, mit der sie ab Sonntag die Wechselausstellung im Stadtmuseum gestaltet.

Es ist nicht ihr erster Besuch in Siegburg. Vor 15 Jahren war die Meisterschülerin von Siegfried Anzinger Teil einer Gruppenausstellung im Stadtmuseum, seither hat Museumsleiterin Gundula Caspary den Weg der 1972 in Haarlem Geborenen verfolgt. Es ist der rückwärtsgewandte Blick in unterschiedliche Lebenssituationen, der Caspary an den Arbeiten Schottens fasziniert. "Zeit, Vergangenheit, Verschwundenes spielen eine Rolle", sagt Caspary. Schotten male sehr reduziert, aber mit einer Eindringlichkeit, dass ihre Bilder bisweilen wie Erscheinungen wirkten.

Es sind Fotos, Beobachtungen oder Momentaufnahmen, die Uta Schotten inspirieren. Dabei arbeitet sie mehr oder weniger dicht am Original. "Oft entfremden sich die Motive sehr extrem", beschreibt sie ihre Arbeit im Atelier. Ein Beispiel ist ihr Bild einer Tänzerin. Eigentlich gehört es in die Reihe ihrer "Ballerinas". Doch beim Malen habe sie sich immer weiter davon entfernt. Jetzt wirkt die Tänzerin wie ein Geist.

Ein Effekt, den Schotten durch unterschiedliche Techniken erreicht. Mal ergeben ihre Verwischungen geschlossene Oberflächen, dann wieder wirken sie unvollendet. Dabei begibt sie sich stets auf eine Gratwanderung, die sie selbst so beschreibt: "Wie viel Konkretes braucht es, um es noch erfassen zu können?" Da ist das Bild einer Familie im Badeanzug. Eine Aufnahme, wie sie in vielen alten Fotoalben zu finden ist. Das Motiv ist zu erkennen, nicht aber die Menschen dahinter. Sie verschwinden hinter einem Nebel.

"Die Motive kann man einfach nicht in anderen Farben malen", findet Uta Schotten. Und nur auf den ersten Blick bewegen sich ihre Ölgemälde in Grautönen zwischen Schwarz und Weiß. Schotten setzt viele Untertöne ein, um auf den ersten Blick unsichtbare Akzente und Details zu setzen. "Ich möchte, dass die Menschen mit meinen Bilder leben", erklärt sie. Sie seien so gestaltet, dass man auch nach 30 Jahren immer wieder etwas Neues in ihnen entdecken könne.

Den Titel ihrer Ausstellung hat sie ganz bewusst gewählt. "Meine Arbeiten zeigen Situationen, die so nicht mehr existieren", sagt Schotten. Sie halten Dinge fest, die sich durch den Wandel der Zeit langsam auflösen. Eben dieser Auflösungsprozess vereint Schottens Arbeiten, er wohnt jedem einzelnen Bild inne.

Uta Schotten "Mein Reich ist nicht von dieser Welt". Vernissage am Sonntag ab 11.30 Uhr im Stadtmuseum, Markt 46, in Siegburg. Die Ausstellung läuft bis Sonntag, 15. November. Zur Finissage gibt es ab 15 Uhr ein Künstlergespräch.

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