Kirche in Siegburg Orgelbauer demontieren Pfeifen in Sankt Servatius

SIEGBURG · Hoch über der Empore sind zurzeit Frank Retterath, Horst Hoffmann und Emanuel Zimmermann von der Bonner Orgelbaufirma Klais damit beschäftigt, die Orgel in der Kirche Sankt Servatius von Gerüsten aus zu demontieren. Denn für die anstehende Innensanierung des Gotteshauses muss das gesamte Inventar weggebracht und bis zum Abschluss der Arbeiten, die bis Ostern 2015 dauern sollen, zwischengelagert werden.

 Besonderer Arbeitsplatz: Mitarbeiter der Bonner Firma Klais bauen in Sankt Servatius die Orgel ab.

Besonderer Arbeitsplatz: Mitarbeiter der Bonner Firma Klais bauen in Sankt Servatius die Orgel ab.

Foto: Arndt

Mit der Zwischenlagerung kommt das imposante Instrument vorübergehend wieder "nach Hause". Denn es wurde 1990 von der Johannes Klais Orgelbau GmbH unter Verwendung des mehr als elf Meter hohen denkmalwerten Prospektes mit den beiden Posaunen-Engeln (von 1930), des Spieltisches (auch von 1930) und großer Teile des Pfeifenwerks (von 1894 und 1930) der Vorgängerorgeln, die ebenfalls von Klais stammen, gebaut.

Insgesamt 3071 Pfeifen müssen von den sogenannten Windladen, auf denen das Pfeifenwerk steht, abgenommen und nach Bonn transportiert werden. Die Podeste selbst, in denen die Technik untergebracht ist, zum Beispiel die Magnete für das Aufziehen und Schließen der Ventile, werden luftdicht abgedeckt, verbleiben aber vor Ort. Die größten unter den Pfeifen, die Bässe, sind rund sechs Meter lang und wiegen pro Exemplar etwa 80 bis 100 Kilogramm, schätzt Retterath.

Damit später auch jede von ihnen an ihren angestammten Platz zurückkehren kann, haben die drei Orgelbauer sie vorher mit einem Zettel markiert, auf dem die Position notiert ist. Alle Pfeifen sind aus Zink, da Zinn zur Zeit des Orgelbaus unerschwinglich war, erzählt Kantor Adolf Fichter. "Heute nimmt man eine Mischung aus Zinn und Blei, was auch den strahlenden Glanz der Pfeifen erklärt", berichtet er weiter.

Es habe Überlegungen gegeben, die matten Zinkpfeifen mit Zinn zu ummanteln, letztlich sei aber die Entscheidung zum Erhalt der zeittypischen Optik der Vorkriegsjahre getroffen worden. Die Wahl zwischen Zink und Zinn-Blei-Mischung hat auch Auswirkungen auf den Klang der Töne, weiß Fichter. Für die mittleren und hohen Töne sei Zinn geeigneter, weil das Material weicher sei als Zink, das dafür aber bei den Basspfeifen Vorteile biete.

Wenn feststeht, wann die Orgel wieder aufgebaut werden kann, ist laut Kantor mit rund zwei Wochen für die Installation zu rechnen. Zunächst müssen alle Pfeifen, die zwar sehr verdreckt sind, aber ansonsten einen sehr guten Eindruck machen, gründlich mit Staubsauger, Pressluft und Lappen gereinigt werden. Parallel wird die Technik in den Windladen Ventil für Ventil gesäubert.

Dann erfolgen die Wiederaufstellung der Orgel und deren Intonation, was man beim Klavier "stimmen" nennt. Dabei zeigen sich dann auch etwaige Schäden. Der Intonateur muss bei seiner Arbeit einen guten Klangsinn und ein Gespür für die Farbnuancen und Vokale jedes einzelnen Tons besitzen und das Instrument an die besonderen Gegebenheiten der Kirche anpassen.

Dauer der Sanierung

Während der Sanierungsarbeiten bleibt die Kirche Sankt Servatius bis voraussichtlich Ostern 2015 geschlossen. Gottesdienste werden in der Innenstadt in Sankt Anno (Nordstadt) sowie in der Abteikirche Sankt Michael auf dem Michaelsberg gehalten. Eine Übersicht der Gottesdienste aller Kirchen der Pfarrei Sankt Servatius unter www.servatius-siegburg.de.

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