Warnstreik in der Region Pendler stellten sich auf Streik ein

RHEIN-SIEG-KREIS · Das große Chaos ist am Dienstag ausgeblieben. Die Streikankündigungen hatten offenbar gefruchtet, Pendler und Schüler hatten rechtzeitig umgeplant: Die Auswirkungen des Streiks, zu dem die Gewerkschaft Verdi die Beschäftigten im öffentlichen Dienst aufgerufen hatte, hielten sich im Kreisgebiet in Grenzen.

 Ungläubige Blicke auf die Anzeigentafel, dann der Griff zum Handy: Fahrgäste warten vergeblich im Siegburger Bahnhof auf die bestreikte Linie 66.

Ungläubige Blicke auf die Anzeigentafel, dann der Griff zum Handy: Fahrgäste warten vergeblich im Siegburger Bahnhof auf die bestreikte Linie 66.

Foto: Kieras

"Wir fahren ja mit fünf Linien nach Bonn. Da mussten die Fahrgäste in der Spitze mit 45 Minuten Verspätungen klarkommen", sagte Frank Wiedemann, Betriebsleiter bei der Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG). In Meindorf war die Landesstraße 16 gegen 7.30 Uhr dicht, und auf der B56 in Richtung Bonn ging es auch nur im Schneckentempo voran.

Am Siegburger Bahnsteig der Stadtbahnlinie 66 war während des Berufsverkehrs gegen 7.15 Uhr zwar deutlich weniger los als normalerweise, dennoch warteten viele vergeblich auf ihre Bahn, wie zwei Bundespolizeibeamte berichteten. Denn bei den Stadtwerken Bonn, die den Betrieb auf der Linie 66 durchführen, fielen rund 90 Prozent der Fahrten aus. Einige Wartende fotografierten mit ihren Smartphones den Streikhinweis auf der Anzeigentafel, vermutlich um so ihre Verspätung oder das Fernbleiben von Arbeit oder Schule entschuldigen zu können.

Elfi Oberdörster war zwar informiert, wollte sich aber dennoch ein Bild von der Lage am Siegburger Bahnhof machen. Sie überlegte, sich ein Taxi nach Sankt Augustin zu nehmen. Ebenfalls vom Streik gewusst haben Sabine Persch und Daniela Scheid, die eigentlich zur Berufsschule nach Bonn wollten. "Man kann es ja mal versuchen", sagten beide und mussten dabei grinsen. Weniger lustig ging es bei der RSVG zu, die mit dem Streik überhaupt nichts zu tun hatte.

Eine Kundenberaterin, die seit 6.30 Uhr im Dienst war, berichtete von 30 bis 40 Personen, die innerhalb einer Stunde in ihrem Büro am Siegburger Busbahnhof vorstellig geworden seien und sich zum Teil lautstark über den Ausfall der Buslinie 640 von Siegburg nach Bonn beschwert hätten.

"Einige haben sich massiv im Ton vergriffen", berichtet sie empört. Seit Tagen sei der Streik in den Medien kommuniziert worden, aber anscheinend habe nicht jeder davon Kenntnis erhalten. Die meisten der Fahrgäste hätten eine Bescheinigung für den Arbeitgeber oder die Schule gefordert, die "ich natürlich nicht ausstellen konnte", so die RSVG-Mitarbeiterin.

Keine spürbaren Auswirkungen hatte der Warnstreik in der Verwaltung der Stadt Hennef, obwohl sich 40 Kollegen beteiligt haben. "Es mussten keine Einrichtungen geschlossen werden", bestätigte Stadtsprecher Dominique Müller-Grote auf Nachfrage. Es habe keine gravierenden Störungen gegeben. "Die Kollegen haben das aufgefangen." Für heute sind ihm keine Streikankündigungen bekannt.

Ähnlich ist es in Sankt Augustin und Siegburg, wo der Streik bereits am Dienstag keine Auswirkungen hatte. In Troisdorf haben etwa 100 der insgesamt 1200 Mitarbeiter gestreikt, sagte Stadtsprecher Peter Sonnet. Im Rathaus sei davon indes nichts spürbar gewesen, die Ämter seien wie gewohnt weiter gelaufen. Allerdings seien 17 der insgesamt 30 städtischen Kindertagesstätten geschlossen gewesen. Für berufstätige Eltern hat die Stadt einen Notdienst eingerichtet: "Die Kinder wurden auf andere Kindergärten verteilt."

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