Siegburg Peter Grunewald und seine Familie zeigen Werke im Atelier an der Kaiserstraße

SIEGBURG · Ist das Kunst, oder kann das weg? Dieser Ausspruch ist inzwischen so beliebt wie die Diskussion um die Auslegung des Kunstbegriffes selbst. Nicht nur Joseph Beuys berühmte "Fettecke" fiel irgendwann dem Putzwahn eines Hausmeisters zum Opfer, auch andere abstrakte Kunst gehört für einige Menschen eher auf den Müll als in eine Galerie.

 Erste gemeinsame Ausstellung (v. links): Bettina Warnecke, Georg Ehrmann und Peter Grunewald. Barbara Ehrmann fehlt.

Erste gemeinsame Ausstellung (v. links): Bettina Warnecke, Georg Ehrmann und Peter Grunewald. Barbara Ehrmann fehlt.

Foto: Christine Siefer

Peter Grunewald dreht den Spieß um. Wenn er durch Siegburg unterwegs ist, hält er Ausschau nach Borsten von Kehrmaschinen, Federn oder anderen vermeintlich unbrauchbaren Resten, um daraus Kunst zu erschaffen.

So entstehen seine Skulpturen aus Holzschichten, Stahl, Draht und eben auch aus Weggeworfenem. Ähnlich gehen auch sein Neffe Georg Ehrmann und seine Schwester Bettina Warnecke vor, wenn sie künstlerisch aktiv werden. Die Hobbykünstlerin nutzt alte Teepackungen oder Joghurtbecher als formgebende Materialien für ihre Pappmaschee-Figuren. Ihr 30-jähriger Neffe und Kunstpädagogik-Student fand erst kürzlich in ihrem Gewächshaus einen Besenstiel, aus dem er Räder für seine beweglichen Holz-Fabelwesen sägte.

Da auch Grunewalds Schwester Barbara Ehrmann als Künstlerin arbeitet, lag eine gemeinsame Ausstellung der vier Familienmitglieder nahe. Im ehemaligen Café Hausmann an der Siegburger Kaiserstraße befindet sich heute das Atelier von Grunewald, indem die vier Künstler zum ersten Mal gemeinsam ausstellten. In den unterschiedlichen Stilen taucht immer wieder ein gemeinsames Motiv auf: Ironie. So soll eine von Grunewalds Holzfiguren mit riesigem aufgerissenen Mund seinen ehemaligen Mathelehrer darstellen, eine andere Skulptur trägt den Titel "Eva-Maria Malkurs" und ist eine Anspielung auf Hobbykunstkurse für Gelangweilte.

In einer anderen Ecke des Ateliers häufen sich die Figuren. "Ich wollte mir mein eigenes Publikum bauen, wenn mal niemand vorbeikommt", sagt der Künstler augenzwinkernd um direkt zu ergänzen, dass er für die Aquarell-Reihe "Dicke Männchen" seines Neffen Modell gestanden hätte. Georg Ehrmann nutzte Aquarell in der Bilderreihe, anders als häufig verwendet, mit wenig Wasser und schuf damit deckend knallige Farben, die die nackten Männer in verschieden Posen in Szene setzen. Bei seinen beweglichen Fabelfiguren inspirierte ihn ein Buch über altes Spielzeug aus Tirol.

Drei Skelettfiguren mit den Namen "Trio del Morte" spielen sogar ihre Instrumente, wenn an einer Kurbel gedreht wird. Sein einjähriger Neffe hätte auch schon mit Freude damit gespielt. "Holz ist zwar eine Diva, aber glücklicherweise gut zu reparieren", sagt Ehrmann. Für den künstlerisch begeisterten Nachwuchs in der Familie ist also schon gesorgt.

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