Gärten der Nationen Pflanzen aus aller Welt

SANKT AUGUSTIN · Gärten der Nationen in Mülldorf zeigen nach fast einjährigem Bestehen eine bunte Vielfalt

 Ein Blick vom Hochhaus auf die Gärten der Nationen: 70 Parzellen werden an der Ankerstraße bestellt.

Ein Blick vom Hochhaus auf die Gärten der Nationen: 70 Parzellen werden an der Ankerstraße bestellt.

Foto: Holger Arndt

Querbeet - Johannes Düsterdich benutzt dieses Wort sehr oft. Es passt gut zu dem Verein "Gärten der Nationen", dessen Vorsitzender er ist. Türken, Deutsche, Polen, Iraner, Russen und viele weitere Nationen bauen auf 70 Parzellen an der Ankerstraße in Mülldorf eine bunte Mischung aus Zier- und Nutzpflanzen an. Am Samstag gewährten sie beim Tag der Offenen Tür Einblick in ihre Gärten.

Meist nutzen Familien die zwischen 70 und 150 Quadratmeter großen Einheiten. "Im Gegensatz zu anderen Kleingärten gibt es hier jedoch keine hohen Zäune und eigene Hütten", sagt Düsterdich: "Bei uns geht es um die Gemeinschaft und die Integration." Auch die Kunst und Arbeitsweise jedes Einzelnen sei wichtig und es sei spannend, wie sich die Gärtner untereinander ergänzten.

So gab etwa der Mülldorfer Klaus Rafeldt dem Nachbarn Ableger seines Kürbis, während in der eigenen Parzelle nun marokkanische Pfefferminze von nebenan steht. "Die duftet leicht nach Orange", findet Rafeldt, der seit der Eröffnung der Gartenanlage im September 2013 dabei ist. Er hat hier einen Bauerngarten verwirklicht, für den der eigene Garten zu klein ist. Mit viel Fachwissen erklärt er den symmetrischen Aufbau seiner Parzelle und wie wichtig es sei, die Plätze der Gemüsepflanzen im Garten zu wechseln. "Die Erdbeeren liefen sehr gut, und bisher konnten wir fast ausschließlich Salat aus eigenem Anbau essen", sagt er, pflückt ein paar Johannisbeeren und zeigt danach die erste Birne der Saison. Den Nachbargarten zu seiner Linken nennt er den schönsten der ganzen Anlage.

Es ist die Lernparzelle des Abenteuerspielplatzes Wellenstraße, in dem es sogar rollstuhlgerechte Hochbeete gibt. Schnell stellt Klaus Rafeldt ein paar Gestelle wieder auf, die durch den Wind umgekippt sind. Dabei erzählt er, dass die Gärtner sich gegenseitig beim Gießen helfen, wenn jemand im Urlaub sei. Das Wasser stellt der Verein zur Verfügung. Rafeldt hat mitgeholfen, einen Wassertank anzuschließen, indem das Regenwasser gesammelt wird.

Die Gärten der Nationen sind in der Mitte durch einen Weg, der zum Grünen C gehört, unterteilt. "Auf unserer Seite ist es am schönsten", sagt Aysel Güler, die aus der Türkei stammt und nun in Menden wohnt: "Aber das sagen, glaube ich, alle von ihrer Seite." Sie möchte mit ihren Nachbargärtnern bald ein kleines Fest veranstalten. Das Essen dafür soll hauptsächlich aus den Gärten kommen. "Ich komme mit allen gut klar", sagt sie und erzählt dann von ihrem russischen Nachbarn auf der einen Seite und der deutschen Familie auf der anderen. Letztere hat die Parzelle extra für ihre zwei Jungs gemietet, die den Garten selbst bepflanzen.

9 000 Quadratmeter Gartenland können die Vereinsmitglieder insgesamt benutzen. Dazu kommen 11 500 Quadratmeter Gemeinschaftsflächen. Das sind etwa die Wege, die bunten Container für Gartenwerkzeug, die Regenunterstände, die Grillplätze und die wilden Blumenwiesen mit den Obstbäumen, die die Gartenparzellen einrahmen.

Damit aus den Blüten auch Früchte werden können, haben die Gärten der Nationen sogar zwei eigene Bienenvölker. Welche Sprache die Besitzer der Pflanzen sprechen, ist den Bienen wohl egal - sie genießen die Vielfalt und fliegen einfach querbeet.

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