Investitionen in Sieburger Schullandschaft Planer stellen Einsparpotenziale vor

Siegburg · Die gestiegenen Baupreise lassen die Kosten für die Erweiterung und Sanierung des Siegburger Schulzentrums Neuenhofs und auch für den Turnhallenneubau am Gymnasium Alleestraße in Millionenhöhe steigen. Die Projektsteuerer zeigen nun auf, wo gespart werden könnte – und welche Konsequenzen das haben würde.

 Das Schulzentrum Neuenhof soll erweitert und saniert werden. Angesichts steigender Baukosten stellen die Planer mögliche Einsparpotenziale und ihre Konsequenzen vor.

Das Schulzentrum Neuenhof soll erweitert und saniert werden. Angesichts steigender Baukosten stellen die Planer mögliche Einsparpotenziale und ihre Konsequenzen vor.

Foto: Nadine Quadt

Die angesichts der Corona-Pandemie explodierenden Baupreise wirken sich auch in Siegburg aus: Sowohl beim lange geplanten Neubau einer Doppelturnhalle für das Gymnasium Alleestraße als auch bei der zwingend notwendigen Erweiterung und Sanierung des Schulzentrums Neuenhof zum Bildungscampus Neuenhof sind die Kosten in den vergangenen Monaten in Millionenhöhe gestiegen. Deshalb hat die Politik die Verwaltung damit beauftragt, prüfen zu lassen, wo es in beiden Projekten Einsparpotenziale gibt. Die präsentieren die jeweiligen Projektsteuerer am Donnerstag in einer Sondersitzung des Bau- und Sanierungsausschusses.

Die Technische Beigeordnete Barbara Guckelsberger nannte Ende Juni zwei Gründe für die Kostensteigerungen: die „aktuell extrem hohe Baukostensteigerung“ sowie die Weiterentwicklung der Projekte und ein Fortschreiten in der Planung. So trieb im Fall der neuen Sporthalle für das Gymnasium Alleestraße etwa die notwendig gewordene stärkere Sicherung der Baugrube die Kosten in die Höhe. Im März noch hatte der Projektsteuerer sie auf rund 8,7 Millionen Euro geschätzt, im Juni waren es schon rund zwölf Millionen Euro.

Beim Schulzentrum Neuenhof hatten die Planer die Gesamtkosten im März auf rund 61,3 Millionen Euro geschätzt, im Juni sprachen sie von 77,6 Millionen Euro. In ihrer neuesten Kostenschätzung, die die im Juni beschlossene Gestaltung der Außenanlagen und die Erweiterung der Dreifachturnhalle um einen vierten Hallenteil berücksichtigt, sind sie nun bei 87,05 Millionen Euro angelangt.

Sparen nicht ohne Qualitätsverlust möglich

Viele Möglichkeiten, Kosten zu sparen, hatte Barbara Guckelsberger bereits im Juni nicht gesehen. Zumindest nicht ohne Konsequenzen für die Qualität und die spätere Nutzung. Ein ähnliches Fazit ziehen jetzt auch die Projektsteuerer, deren Berichte in den Ausschussunterlagen einzusehen sind. Mehr Details und eine nähere Erläuterung liefern sie in der Sitzung.

Bis dahin soll auch ein von einem Fachplaner erstelltes Baugrubenkonzept vorliegen. Er hat Varianten entwickelt, die den neuen Turnhallenbau an der Alleestraße auch ohne oder mit einem geringeren Eingriff in den Baugrund möglich machen könnten. Die neue doppelstöckige Halle darf aus Denkmalschutzgründen eine gewisse Höhe nicht überschreiten. Um aber dennoch in beiden Hallen eine Deckenhöhe von sieben Metern realisieren zu können, muss der Bau nach aktuellem Stand weiter in die Tiefe gehen. Das zieht mit Blick auf den Grundwasserstand eine aufwendige Baugrube und Wasserhaltung mit sich, was die Kosten erhöht hat.

Ohne das neu erarbeitete Konzept ließen sich beim aktuell bekannten Planungsstand etwa 178.000 Euro sparen, indem bei einer der Hallen die Deckenhöhe reduziert würde, so die Projektsteuerer. Dann wäre die niedrigere Halle aber nicht mehr ballsporttauglich, zeigen sie die Folgen auf. Die Idee, beim Material der Außenfassade zu sparen, werten sie als „bauphysikalisch schlechtere Lösung“. Und auch bei den Sparoptionen in der Innenausstattung sehen sie negative Auswirkungen auf die Qualität. Insgesamt summieren sich die gefunden Sparmöglichkeiten an der Alleestraße auf 492.481 Euro.

Auch beim Schulzentrum Neuenhof, in dem die Alexander-von Humboldt-Realschule und die Gesamtschule sitzen, haben die zuständigen Projektsteuerer vom Büro Hitzler Ingenieure Möglichkeiten aufgetan, die Kosten zu reduzieren. Sie halten in ihrem Bericht indes vorab fest, dass die „derzeitige Planung bereits kostenoptimiert“ sei. Grundsätzlich seien einzelne Einsparungen möglich, allerdings „mit wesentlichen Eingriffen in das vorgesehene pädagogische Konzept“ verbunden. Der in diversen Workshops erarbeitete Bedarf könne dann nicht mehr gedeckt werden. Daher raten sie von einer Reduzierung der Qualitätsstandards bei den Gebäuden und auf den Freiflächen ab.

Schulzentrum braucht vierten Hallenteil

Wenig Spielraum hatte auch Barbara Guckelsberger beim 1973 errichteten Schulkomplex gesehen, der saniert und um einen Anbau erweitert wird. „An Flächen für die Schulen kann nicht gespart werden“, sagte sie. Schon seit dem vergangenen Sommer begegnet die Stadt der akuten Raumnot auf dem Campus mit einem Container mit insgesamt neun Klassenräumen. Auch die geplante Erweiterung der Dreifachturnhalle ist unabdingbar. Mit dem Beginn des neuen Schuljahres ist die Gesamtschule nun voll ausgebaut: Das heißt, es werden mindestens 45 Klassen am Neuenhof unterrichtet. Laut Schulamt ergibt sich daraus ein Bedarf für vier Turnhallen. „Ein Verzicht auf die Erweiterung der Dreifach-Sporthalle gefährdet in letzter Konsequenz die Einhaltung der Lehrpläne für das Fach Sport“, so das Schulamt.

Allein im Bereich der Sporthallen haben die Planer Einsparpotenziale in Millionenhöhe ermittelt, indes nur kurzfristig gesehen. Denn, dass sie saniert und erweitert werden müssen, steht fest. „Es handelt sich lediglich um eine Kostenverschiebung auf die Folgejahre“, so die Planer.

Fördermittel in Millionenhöhe

Mit Blick auf die gestiegenen Bau- und Sanierungskosten hatte der Ausschussvorsitzende Dieter Thiel (Grüne) im Juni aber auch auf Fördermittel in Millionenhöhe verwiesen. So erfüllen beide Projekte die Kriterien der Bundesförderung für effiziente Gebäude – was laut Thiel 15 bis 17 Millionen Euro an Zuschüssen für das Schulzentrum und 1,5 bis zwei Millionen Euro für die Turnhalle an der Alleestraße bedeutet. Zudem seien für die Verlegung des Vereins Theaterschatz, der unter seinem Dach Studiobühne, Schauspielschule und das Theater Tollhaus vereint, Fördermittel in Höhe von etwa fünf Millionen Euro aus der Städtebauförderung beantragt.

Der Bau- und Sanierungsausschuss tagt am Donnerstag, 19. August, ab 18 Uhr im Rhein-Sieg-Forum, Bachstraße 1.

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