Jugendarbeit in Siegburg Politik diskutiert über das Projekt „Bahnhof Brückberg“

Siegburg · Das Evangelische Jugendwerk hat im Jugendhilfeausschuss in Siegburg die Idee zur offenen Jugendarbeit in zwei ausrangierten Bahnwaggons auf dem Brückberg vorgestellt. Im Gremium gab es eine kontroverse Diskussion über das Projekt.

 Zwei ausrangierte Eisenbahnwaggons will die Stadt Siegburg auf dem Bolzplatz im Stadtteil Brückberg für die Jugendarbeit aufstellen.

Zwei ausrangierte Eisenbahnwaggons will die Stadt Siegburg auf dem Bolzplatz im Stadtteil Brückberg für die Jugendarbeit aufstellen.

Foto: Nadine Quadt

Die Idee, Kindern und Jugendlichen ein offenes Angebot zu machen, findet im Grunde auf breiter Basis Unterstützung. Gleiches gilt auch für das Evangelische Jugendwerk Sieg, Rhein, Bonn als erfahrenen Träger. Trotzdem gab es schon vor der Vorstellung des Projekts „Bahnhof Brückberg“ im Siegburger Jugendhilfeausschuss kritische Stimmen. Und auch im zuständigen Fachgremium setzte sich die kontroverse Diskussion über die Idee, in zwei ausrangierten Eisenbahnwaggons eine offene Jugendarbeit im Stadtteil Brückberg zu etablieren, fort.

Partizipation ist der Schlüssel des Projektes, das das Evangelische Jugendwerk auf dem Gelände hinter den beiden Brückberger Schulen anstoßen, betreuen und begleiten will. Das gelte für die Jugendlichen, die den „Bahnhof Brückberg“ künftig mit Leben füllen und gestalten sollen, aber auch für die Anwohner, Vereine und die Schulen, die beteiligt werden. „Es ist ein offener Prozess, wir wollen bewusst vorher nicht so viel festlegen“, erklärte die stellvertretende Jugendwerk-Leiterin Charlotte Dückers. Die Eisenbahnwaggons böten differenzierte Möglichkeiten für ganz unterschiedliche Angebote. Fest steht bislang nur, dass es an zwei Tagen in der Woche ein offenes Spielangebot für Kinder ab sechs Jahren und regelmäßig Workshops für Jugendliche geben soll.

„In den Prozess steigen wir jetzt ein“, sagte Bürgermeister Stefan Rosemann. Im Dialog solle dabei gemeinsam etwas entwickelt werden. Ein erster Schritt sei die Vorstellung im Fachgremium gewesen, als nächstes folge die Bürgerinformation. Nicht mitgenommen auf dem bisherigen Weg fühlte sich Petra Schonlau (CDU). Mit der Reservierung zweier Bahnwaggons habe die Verwaltung „Fakten geschaffen, ohne Jugendliche oder Anwohner mit einzubeziehen“, kritisierte sie. Sollte es am Ende keine Partizipation am Standort geben, fürchtet sie, dass die Waggons dort herumstehen und „verrotten“.

Eine Sorge, die andere Ausschussmitglieder nicht teilten. „Ich befürworte das Projekt ausdrücklich“, sagte etwa Sonja Boddenberg. Die Leiterin des Kinderheims Pauline von Mallinckrodt hat gezielt das Gespräch mit Jugendlichen vom Brückberg gesucht. „Die finden das Projekt richtig cool“, berichtete sie von ihren Gesprächen. Als „Highlight für Jugendliche“ bezeichnete Beate Gehrmann, Jugendleiterin und Diakonin der Evangelischen Kirchengemeinde Kaldauen, die Bahnwaggons. Markus Knittler sah sie als „Inbegriff der Mobilität“: „Im allerschlimmsten Fall gibt es sicher Möglichkeiten, sie anders zu verwenden.“

Die Idee fand auch Anna Diegler-Mai (CDU) grundsätzlich gut, nannte die bisherige Umsetzung allerdings ein „ziemliches Desaster“. Sie hätte sich eine Bedarfsanalyse, Beratung und die Mitnahme der Bürger gewünscht, bevor „Nägel mit Köpfen gemacht wurden“. Zwei Waggons seien gemessen an der Zahl der im Stadtteil lebenden Kinder und Jugendlichen „überdimensioniert“ gab sie zu bedenken. Deswegen forderte die CDU in einem Antrag eine fachliche Analyse, einen verbindlichen Plan für die Aufstellung der Waggons, durch den die bisherigen Angebote nicht eingeschränkt würden, die Verständigung mit der Interessengemeinschaft Brückberg und eine allgemeine Bürgeranhörung. Im Gremium fand der Antrag knapp keine Mehrheit.

Er habe das Gespräch mit Bürgern vor Ort und auch mit Vertretern der Interessengemeinschaft gesucht, stellte Rosemann klar. Und mit dem nun gestarteten Prozess hoffe er auf noch viele weitere Gespräche. In einem maßstabsgetreuen Plan zeigte Jugenddezernent Andreas Mast dem Gremium, wie sich der Platz nach Aufstellung der Bahnwaggons darstellen wird. „Alle bisherigen Funktionen bleiben erhalten“, versicherte er mit Blick auf Seilbahn, Fußballtore und Laufbahn. Letztere müsse lediglich verkleinert werden. Diegeler-Mais Forderung „alles muss bleiben, wie es ist“, stieß auf sein Unverständnis. „Das ist genau das, was ich nicht unter Jugendarbeit verstehe“, so Mast. Der Platz werde nicht in seinen Grundfesten erschüttert. Man müsse Plätze manchmal auch verändern.

Zum Projekt „Bahnhof Brückberg“ gibt es am Mittwoch, 15. Juni, ab 19 Uhr eine Bürgeranhörung in der Aula des Gymnasiums Alleestraße.

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