Neuer tierischer Mitarbeiter Polizeihund Nilo soll Unfallopfern im Rhein-Sieg-Kreis helfen

Siegburg · Die Polizei Rhein-Sieg hat jetzt in Siegburg Opferschutzhund Nilo vorgestellt. Das Tier soll künftig Kindern und anderen traumatisierten Unfallteilnehmern helfen. Die aktuelle Verkehrsunfallstatistik zeigt: Die Zahlen haben 2021 fast wieder das Niveau vor Corona erreicht.

 Präsentieren Opferschutzhund Nilo (von links): Landrat Sebastian Schuster, Pressesprecher Stefan Birk und Rolf Müller (Leiter Führungsstelle der Direktion Verkehr).

Präsentieren Opferschutzhund Nilo (von links): Landrat Sebastian Schuster, Pressesprecher Stefan Birk und Rolf Müller (Leiter Führungsstelle der Direktion Verkehr).

Foto: Marius Ochs

Eine Uniform trägt er nicht, dafür hat er sehr weiches Fell. Die Rede ist von Pudel Nilo, dem neuen Opferschutzhund der Polizei Rhein-Sieg. Er soll in Zukunft Kindern und anderen traumatisierten Unfallteilnehmern helfen, ihre Erfahrungen zu verarbeiten. „In Gütersloh und Essen gibt es schon Opferschutzhunde“, sagt Frauchen Nadine Liboth. Der Essener Hund sei beispielsweise bei den Befragungen zu den Missbrauchsfällen im Bergischen Land erfolgreich zum Einsatz gekommen. „Die Kinder streicheln den Hund, während sie erzählen. Das beruhigt und lenkt ab“, sagt die Hauptkommissarin.

Der Hund wird Ende des Monats ein Jahr alt. Liboth sagt: „Er ist sehr lebensfroh, zutraulich und empathisch. Bald wird er seinen ersten Einsatz haben.“ Das laufe dann so ab: Ein Opferbeauftragter fragt bei Betroffenen an, ob der Hund kommen darf. „Nilo soll den jungen Opfern dann durch Kuscheln und gute Laune helfen, während sie mit uns sprechen“, erklärt Liboth. Nilo habe jedoch keine Ausbildung zum Therapiehund und kann deshalb keine längerfristige Begleitung sein. „Er wird als Türöffner zum Einsatz kommen, um den Kontakt zur Polizei angenehmer zu gestalten“, sagt sie.

Unfallzahlen erreichen Niveau vor der Pandemie

Die Polizei hat Nilo am Montag in Siegburg der Öffentlichkeit vorgestellt. Darüber hinaus legte sie die Verkehrsunfallstatistik für das vergangene Jahr vor – mit einer unerfreulichen Entwicklung. Sorgte die Corona-Pandemie und das damit verbundene Homeoffice 2020 noch für einen massiven Rückgang bei den Unfallzahlen, wurde jetzt wieder das Niveau von 2018 erreicht. 9441 Verkehrsunfälle zählte die Polizei 2021. Das sind 733 Unfälle mehr als im Jahr zuvor und 54 mehr als 2018. Damit liegt der Rhein-Sieg-Kreis im Vergleich zu den anderen 46 Kreispolizeibehörden in Nordrhein-Westfalen auf dem neunten Platz.

Diese Zahlen entsprechen auch dem Langzeittrend. Denn von 2012 bis 2019 stieg die Anzahl der Verkehrsunfälle fast ununterbrochen an. Im Jahr vor der Pandemie gab es so mit 10.163 Unfällen den Spitzenwert der vergangenen zehn Jahre. Ähnlich sieht es bei den Getöteten und Verletzten aus – von 2013 bis 2019 betrug ihre Zahl immer mehr als 1300 Menschen. 2020, im ersten Jahr der Pandemie, wurde diese Marke erstmals deutlich unterschritten. Doch 2021 kamen wieder 1351 Personen zu Schaden. Davon starben neun Menschen, was leicht über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre liegt (8,6).

Zweiradfahrer besonders gefährdet

Unter den neun Toten ist eine Frau. Eine 19-jährige Beifahrerin erlag am 29. August ihren Verletzungen am Unfallort zwischen Windeck und Eitorf, nachdem der 24-jährige Fahrer alkoholisiert die Kontrolle über seinen Wagen verloren hatte. Doch nicht Autofahrer, sondern Motorradfahrer sind 2021 am häufigsten im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Fünf Motorradfahrer starben 2021 im Rhein-Sieg-Kreis, 2020 war es nur einer. Unter anderem endete eine Kollision zwischen Much und Euskirchen endet für beide Motorradfahrer tödlich.

Auch eine andere Gruppe von Zweiradfahrern ist im Straßenverkehr stark gefährdet. Bei den Pedelec-Fahrern gab es im Vergleich zum Vorjahr 91 Prozent mehr Verletzte. „Der Pedelec-Boom in der Corona-Zeit spiegelt sich jetzt auch in den Unfallzahlen wider“, sagt Rolf Müller, Leiter der polizeilichen Führungsstelle Verkehr dazu. „Immer wieder kommt es hier zu Stürzen, ohne dass ein zweiter Verkehrsteilnehmer beteiligt ist.“ Insgesamt gab es 2021 so 105 Verletzte nach Unfällen mit dem Pedelec. Davon waren 62 Personen zwischen 25 und 64 Jahre alt und 35 Personen über 65 Jahre. In Siegburg und in Troisdorf kam es am häufigsten zu Pedelec-Unfällen. 

Keine Kinder im Straßenverkehr gestorben

Doch es gibt auch erfreuliche Nachrichten: Starb 2020 noch ein vierjähriges Mädchen auf einem Tretroller, weil der Fahrer eines Sattelzugs sie übersah, kam 2021 kein Kind zu Tode. Der unsicherste Ort für Kinder im Straßenverkehr bleibt derweil der Pkw. Von den verletzten Kindern kamen 39 als Mitfahrende im Pkw zu Schaden. 35 Kinder wurden beim Fahrradfahren verletzt und 29 als Fußgängerinnen und Fußgänger.

Landrat Sebastian Schuster sagte, dass im Rhein-Sieg-Kreis im vergangenen Jahr viel unternommen worden sei, um die kleinsten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer auf die Gefahren aufmerksam zu machen. „So wurden zum Beispiel Elternabende im Freien am Feuerkorb abgehalten. Und wir haben Fahrradprüfungen absolviert – das war mit den Corona-Vorschriften nicht leicht“, sagte Schuster. So erhielten 3240 Kinder ihren Fahrradführerschein. Für die Kinder, die in Unfälle verwickelt werden, soll in Zukunft Opferschutzhund Nilo zuständig sein. Sollte sich sein Einsatz bewähren, könnte er in Zukunft auch bei den Opfern krimineller Straftaten helfen. Besitzerin Nadine Liboth ist schon jetzt sicher: „Tiere wirken.“

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