Johann Paul Publikation des Geschichts- und Altertumsvereins für Siegburg

SIEGBURG · "Es war mein Wunsch, eine Lücke zu schließen." Johann Paul ist Historiker und hat sich in den vergangenen zwei Jahren in seiner Freizeit vor allem mit einem Thema beschäftigt: Der Siegkreis in der frühen Nachkriegszeit von 1945 bis 1948. Zusammengefasst hat er die Ergebnisse in seinem Buch "Das Wort ?unmöglich? gibt es nicht".

 Sie blicken zurück in die Geschichte: Autor Johann Paul und Siegburgs Stadtarchivarin Andrea Korte-Böger.

Sie blicken zurück in die Geschichte: Autor Johann Paul und Siegburgs Stadtarchivarin Andrea Korte-Böger.

Foto: Monika Zierden

Dieses ist jetzt als Band 33 der Monografie-Reihe des Geschichts- und Altertumsvereins für Siegburg und den Rhein-Sieg-Kreis erschienen und in der Geschäftsstelle im Siegburger Rathaus erhältlich. Dabei hat der Autor den Kreis als Einheit betrachtet. Über die einzelnen Städte gebe es bereits zahlreiche Aufzeichnungen.

Paul verwendete Quellen aus dem Kreisarchiv, um den Wiederaufbau zu beschreiben. Wichtig ist ihm dabei zu zeigen, wie Verwaltung und Politik im damaligen Siegkreis den Aufbau einer demokratischen Gesellschaftsordnung in die Wege leiteten. Dies geschah damals unter Aufsicht und Anleitung der Alliierten.

Dabei stieß er auch auf die Antwort eines britischen Offiziers aus dem Jahr 1946: "Das Wort ?unmöglich? gibt es in den Wörterbüchern der Militärregierung nicht!" Damit wies der Offizier die Einwände des damaligen Oberkreisdirektors Josef Clarenz gegen eine Anordnung der Militärregierung zurück.

Für Johann Paul selbst, der 13 Jahre lang in Troisdorf lebte, kamen Dinge ans Licht, die ihm vorher nicht bekannt waren. So wurden aufgrund politischer Interessen Flüchtlinge im damaligen Honnef abgelehnt. "Sie passten nicht ins Ortsbild." Das Kreishaus übte damals Druck auf die Verwaltungschefs der Gemeinden aus.

Doch der Wohnungsmangel herrschte überall. Wo zu Beginn des Krieges noch zehn Quadratmeter Wohnfläche pro Person gerechnet wurden, waren es nach dem Krieg nur noch vier. Allein in Siegburg, wo zu Kriegsbeginn 150.000 Einwohner gezählt wurden, waren es mit den Evakuierten 80.000 mehr.

Schritt für Schritt wurden im Kreis die Städte wieder aufgebaut. "Es ist für mich sehr spannend, weil es die Zeit beleuchtet, in der man nur in Schutt und Trümmern saß", sagt Stadtarchivarin Andrea Korte-Böger. Als geschäftsführende Vorsitzende des Geschichtsvereins freut sie sich, mit Johann Paul jemanden gefunden zu haben, der sich aus Verwaltungssicht dieser Zeit annahm. Umfangreiches Material bot neben dem Kreisarchiv auch das Siegburger und Troisdorfer Stadtarchiv sowie das NRW-Landesarchiv.

Der Geschichts- und Altertumsverein veröffentlicht jährlich die "Heimatblätter für den Rhein-Sieg-Kreis". Unregelmäßig erscheinen die Monografien, die sich einzelnen Themen widmen.

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