Fotos aus vier Projekten Pumpwerk zeigt in Siegburg Werke des Künstlers Josef Snobl

Siegburg · Der Kunstverein für den Rhein-Sieg-Kreis zeigt im Pumpwerk in Siegburg Arbeiten des verstorbenen Künstlers Josef Snobl, der in Köln lebte und dort sein Geld mit Nacht-Taxi-Fahrten verdiente. Das Taxifahren hat er gehasst und Fotos gemacht, „damit die Zeit nicht verloren ist“ – so lautet jetzt auch der Titel der Ausstellung.

 Ein Werk von Josef Snobl: Reinhard Lättgen (links), Vorsitzender des Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis, und Ralf Merian, Initiator der Ausstellung, schauen sich eine Fotografie aus einem Tunnel in Köln-Longerich an.

Ein Werk von Josef Snobl: Reinhard Lättgen (links), Vorsitzender des Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis, und Ralf Merian, Initiator der Ausstellung, schauen sich eine Fotografie aus einem Tunnel in Köln-Longerich an.

Foto: Paul Kieras

Der tschechische Künstler Josef Snobl, der 1954 in Prag geboren wurde und im Februar 2021 in seiner Wahlheimat Köln verstarb, sagte einmal selbst über seine Kunst, dass er damit wohl zu Lebzeiten keinen Erfolg haben werde. Seine Fotos seien „grau, verwackelt und schmuddelig“. Der Kunstverein für den Rhein-Sieg-Kreis widmet ihm nun in Siegburg eine Ausstellung im Pumpwerk – mit Fotos aus vier verschiedenen Projekten. „Was er macht, ist keine Studiofotografie, er hält drauf mit abgespecktem Equipment“, beschreibt der Vorsitzende des Kunstvereins, Reinhard Lättgen, die Arbeitsweise des Künstlers. Snobs Schnappschüsse bezeichnet er als „beliebig wirkend, ohne Dramaturgie und Inszenierung“, und Snobl sei „ein Archivar des Zufälligen.“

Ralf Merian, der die Ausstellung initiiert und kuratiert hat, fügt hinzu, Snobl gehe es um Stimmungen und nicht um den objektiven Blick auf die Dinge. Zu sehen ist das beispielsweise an Fotos aus Snobls Buchprojekt „Nachtfahrt – ein Taxi-Blues“. Um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, war der Künstler mit Abschluss eines Studiums für künstlerische Fotografie im Fachbereich Kunst und Design an der Fachhochschule Köln 25 Jahre lang Taxifahrer in Köln und dort ausschließlich nachts unterwegs. Mit einer kleinen Pocketkamera hat er, teils im Vorbeifahren, teils im Stehen, Schwarz-Weiß Fotos geschossen, von denen er 240 zusammen mit Texten in einer Art Tagebuch festgehalten hat.

Begegnungen mit asozialen Menschen

Merian, der mit Snobl befreundet war, berichtet, der habe das Taxifahren gehasst und Fotos gemacht, „damit die Zeit nicht verloren ist“, wie auch der Titel der Ausstellung lautet. So schreibt Snobl beispielsweise über seine Erfahrungen: „Die Begegnungen mit asozialen Menschen sind furchtbar und erschütternd. In der Taxe werden auch intelligente Menschen oft durch Alkohol und Drogen asozial“, die bösen, dämonischen und dunklen Seiten nähmen überhand.

Weitere Fotos gehören zum Projekt „Wirbellose“, bei dem 2009 im Garten der Schmetterlinge von Schloss Sayn großformatige Fotogramme und langzeitbelichtete Lochkameraaufnahmen mit eigenartiger Mystik entstanden. Das „Kalendarium“ besteht in Gänze aus 365 Bildern aus 17 Jahren, die in zwölf Blöcke geteilt sind, die jeweils für einen Monat stehen, und jedes Bild aus einer Auswahl von 17 entspricht einem Kalendertag. „Das Kalendarium ist eine Inventur meiner Tagesthemen und ein Versuch, die vergangene Zeit ein bisschen sichtbar zu machen“, schrieb Snobl im Jahr 2005. Der Monat Februar mit seinen 28 Tagen in Bildern hängt nun im Pumpwerk.

Fragile Porträts von verstorbenen Freunden

Abgerundet wird die Präsentation mit Fotos aus dem „Buch der Toten“. Es handelt sich um fragile Porträts von verstorbenen Freunden des Künstlers auf durchscheinendem, grobfaserigem und geknülltem beziehungsweise glattgestrichenem Papier. Die Porträts werden jeweils zwischen zwei unbearbeiteten und scharfkantigen Glasscheiben von zwei Drahtschlaufen gehalten. Eingefügt in die Reihe ist auch ein Porträt von Snobl selbst, das ihn auf dem Totenbett zeigt und von seiner Lebensgefährtin, der Fotografin Almut Lenz, gemacht wurde.

Der Kunstverein hat sich zur Präsentation der Porträts noch etwas Besonderes einfallen lassen: Unterstrichen wird die morbide Atmosphäre vom Abspielen der Kassetten seines Anrufbeantworters, die Snobl gesammelt und auf einer Kassette zusammengeschnitten hat.

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