Prozess in Bonn Räuber klingelten und überfielen Frau in ihrem Haus

BONN/NEUNKIRCHEN-SEELSCHEID · Es ist ein Kriminalfall, wie ihn die 3. Große Bonner Strafkammer auch noch nicht erlebt hat. Zwei junge Männer überfallen eine Frau in ihrem Haus, lassen Beweise zurück, werden auf der Rückfahrt geblitzt, schließlich gefasst - und erklären vor Gericht: Ihr Nachbar sei in Wahrheit der Drahtzieher.

Er habe sie gezielt zu dem Haus dirigiert, von dem er eine genaue Skizze hatte, um dort eine große Waffensammlung zu rauben. Ihre Bezahlung sollten einige tausend Euro sein. Und plötzlich steht die Frage im Raum: Was hatte der Mann mit mehr als 30 Waffen vor und woher hat er die Skizze?

Tatsächlich hatten die beiden 23 und 24 Jahre alten Männer keine einzige Waffe erbeutet, als sie nach dem Überfall abzogen. Und ein Opfer zurückließen, das bis heute unter dem traumatischen Erlebnis des 17. November 2013 leidet.

Denn so kaltblütig, wie sich die 62-Jährige den Tätern gegenüber gab, ist die Frau nicht. Das zeigt sich, als sie in den Zeugenstand tritt. Sie ringt erkennbar um Fassung, als sie berichtet: Sie war allein an jenem Abend, als es klingelte. Sie dachte, es es sei ihr Sohn. Doch als sie öffnete, standen dort die beiden Angeklagten, drückten sie ins Haus und zwangen sie auf den Boden und sagten: "Wir wollen dir nichts tun, wir wollen Geld, Gold und Schmuck."

Danach hätten sie trotz des Waffenauftrags gefragt, um etwas nebenbei zur Drogenfinanzierung zu erbeuten, erklären sie nun. "Ich habe gekämpft um mein Leben", schildert die Zeugin weiter und bricht in Tränen aus. Während der 24-Jährige das Haus durchsucht habe, habe der 23-Jährige ihr den Mund zugehalten. "Doch ich habe randaliert und Krach gemacht", sagt sie. Und plötzlich habe das Handy des Mannes geklingelt, und er habe auf Italienisch telefoniert. Der 23-Jährige erklärt dem Gericht, er habe mit seinem Vater das Abendessen besprochen.

Sie habe weiter Krach gemacht, sagt die 62-Jährige. Da habe ihr der 24-Jährige eine Pistole vorgehalten. Und da sie sich als Jägerin auskenne, habe sie den Lauf gepackt, um nachzusehen, ob sie scharf war. Sie war es nicht. Doch der 24-Jährige habe sie ihr auf die Stirn gesetzt und abgedrückt.

Sie erlitt eine blutende Verletzung, die genäht werden musste. Der 23-Jährige habe ihr den Bademantel so um den Kopf gewickelt, dass sie kaum Luft bekommen habe. Die Täter hätten nach den Tresorschlüsseln gefragt, doch sie habe immer nur gesagt: Die hat mein Sohn. Als die Räuber auch ihren Laptop mitnehmen wollten, entriss die 62-Jährige ihnen das Gerät. Die beiden sollen zwei Handys, Schmuck und 4000 Euro erbeutet haben, geben jedoch nur die Handys zu.

Dann tritt der Nachbar aus Dortmund in den Saal, der nur als Zeuge geladen ist. Und ehe er sich's versieht, klicken die Handschellen, und er ist als möglicher Anstifter festgenommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort