Landgericht Bonn Raub nach Bordellbesuch - Lange Haftstrafe für Haupttäter

RHEIN-SIEG-KREIS/BONN · Knapp brachte Wolfgang Schmitz-Justen, Vorsitzender Richter der 2. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht, auf den Punkt, warum vier junge Fußballer in Köln eine Frau brutal überfallen und ausgeraubt hatten. Am Montag wurden die aus Lohmar, Siegburg und Troisdorf stammenden Angeklagten wegen besonders schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung beziehungsweise Beihilfe zu diesen Handlungen verurteilt.

Der 22 Jahre alte Haupttäter erhielt mehrere Strafen, da er und sein 19 Jahre alter Halbbruder zwei weitere Straftaten begangen hatten: Sie hatten in Siegburg eine Tankstelle überfallen und waren in Lohmar in ein luxuriöses Einfamilienhaus eingebrochen.

Der 22-Jährige bekam für den Raubüberfall drei Jahre und neun Monate Haft. Da er für die weiteren Taten zu zwei Jahren und neun Monaten verurteilt wurde, muss er nun insgesamt mehr als sechs Jahre ins Gefängnis. Zudem droht der Widerruf einer noch offenen einjährigen Reststrafe, die zur Bewährung ausgesetzt worden war. Sein jüngerer Halbbruder wurde zu einer dreijährigen Jugendstrafe verurteilt. Die beiden 21 Jahre alten Komplizen erhielten Jugendstrafen von zwölf beziehungsweise 18 Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurden.

Das Quartett war laut Urteil in der Nacht auf den 1. Juni 2011 nach dem Fußballtraining in ein Kölner Bordell gefahren. Nach dem sogenannten "Flatratesaufen" war das Geld ausgegangen. Gegen 5 Uhr hatten die Angeklagten das Bordell verlassen und sich kurz darauf entschlossen, einen Überfall zu begehen. Die Fußballer wollten dadurch an Geld gelangen, um die Dienste der Prostituierten in Anspruch nehmen zu können.

Mit einem 60 Zentimeter langen Hartplastikrohr, das sie in einem Gebüsch gefunden hatten, waren zwei Angeklagte - die beiden anderen hatten auf der gegenüberliegenden Straßenseite gewartet - auf eine 48-Jährige losgegangen, die "zur falschen Zeit am falschen Ort war", so der Kammervorsitzende.

Die Frau war gerade aus ihrem Auto gestiegen, um zur Arbeit zu gehen, als sie zusammengeschlagen und ausgeraubt wurde. Die erbeuteten 350 Euro hatten die Täter tatsächlich im Bordell ausgegeben. Zu den Folgen für die Frau sagte Schmitz-Justen: "Ich habe selten erlebt, dass jemand so traumatisiert ist. Die Tat hatte katastrophale Auswirkungen." Das Gericht ordnete an, dass zwei Angeklagte 1800 Euro an das Opfer zahlen müssen. Zudem muss ein 21-Jähriger 120 Sozialstunden ableisten.

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