Neues Gesicht für alte Christusfigur Restaurierung der Kreuzigungsgruppe an der Klosterkirche Siegburg

Siegburg · Nach fünf Jahren im Kühlhaus, beginnt nun die Restaurierung der Kreuzigungsgruppe vor der ehemaligen Klosterkirche in Siegburg Seligenthal. Durch Frosteinwirkung war das Gesicht der Jesus-Skulptur abgeplatzt.

 Nehmen Christus vom Kreuz: Die Restauratoren Christian Rubin (links) und Dietmar Krauthäuser in Siegburg-Seligenthal.

Nehmen Christus vom Kreuz: Die Restauratoren Christian Rubin (links) und Dietmar Krauthäuser in Siegburg-Seligenthal.

Foto: Nadine Quadt

Fast fünf Jahre war sie unter Planen verborgen. Ein so genanntes Kältehaus versperrte den Blick auf die dreiteilige Kreuzigungsgruppe vor der Seligenthaler Klosterkirche Sankt Antonius – und schützte das vom Frost beschädigte Denkmal vor Witterungseinflüssen. Bei Sonnenschein standen der gekreuzigte Christus sowie Maria zu seiner Rechten und Johannes an seiner Linken nun am Donnerstag wieder unter freiem Himmel. Aber nur für kurze Zeit. Dann hing die steinerne Jesusskulptur am Haken des Autokrans, schwebte davon und ihrer Restaurierung in der Kölner Werkstatt von Dietmar Krauthäuser entgegen.

Für Stadtarchivarin Andrea Korte-Böger und Anja Göbel von der Unteren Denkmalbehörde ist es ein besonderer Moment. Sie verfolgen jeden Handgriff von Krauthäuser und seinem Kollegen Christian Rubin. Fünf Jahre haben sie darauf gewartet. „Es hat so lange gedauert, bis wir einen Restaurator gefunden haben“, sagt Andrea Korte-Böger. Im Winter 2012 hatte Frost den Kopf der Christusfigur regelrecht gesprengt. „Das Gesicht ist abgebrochen“, sagt Anja Göbel. Um die Skulptur bis zu einer Entscheidung über den Umfang der Restaurierung vor weiteren Schäden zu schützen, kam die Gruppe dann Winter 2013 ins Kältehaus.

„Über die Kreuzigungsgruppe ist wenig bekannt“, sagt Andrea Korte-Böger. Vermutlich steht sie seit Ende des 19. Jahrhunderts vor der ab 1231 gebaute früheren Franziskaner-Klosterkirche. In Reisebeschreibungen zu Seligenthal aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts findet sie keine Erwähnung, lässt sich aber seit Ende des 19. Jahrhunderts kartographisch nach-weisen. Vermutlich ist sie im frühen 16. Jahrhundert entstanden. „Wie sie nach Seligenthal kam, ist nicht überliefert“, so Korte-Böger. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei die Gruppe umfassend saniert worden. 1961 platzte das Gesicht der Christusgestalt schon einmal ab. „Damals wurde es mit einem Eisendübel wieder angebracht“, so Korte-Böger. Dieser sei mit der Zeit gerostet, weswegen die Figur erneut ihr Gesicht verloren hat.

150 Kilogramm schwere Skulptur

In einer Kiste am Fuße der Gruppe liegen Stücke der Dornenkrone. „Die ist abgebrochen, als wir den Transport vorbereitet haben“, sagt Restaurator Dietmar Krauthäuser, der mit seinem Team auch an der Sanierung der Siegburger Pfarrkirche Sankt Servatius beteiligt war. Stücke der rechten Hand Jesu liegen in einer weiteren Kiste. „Die Figur ist stark beschädigt“, so der Fachmann. „Früher hatte die Gruppe über hohe Kiefern ein natürliches Dach“, sagt Korte-Böger. Als die gefällt werden mussten, sei der Schutz weggefallen und der Frost habe der Gruppe aus Tuffstein zugesetzt. Bei vorherigen Sanierungen sei auf ein für das großporige Gestein falsches Verfahren gesetzt worden, erklärt Krauthäuser und zeigt auf Risse.

Ehe die Christusfigur den sie flankierenden Assistenzfiguren Maria und Johannes entschweben kann, muss Christian Rubin sie vom Kreuz nehmen. Dazu greift er zu einer Säge und durchtrennt die Berührungspunkte zwischen dem Basaltkreuz und der 2,20 Meter hohen Figur. Vorsichtig hebt der Kran sie anschließend an. Dabei büßt sie ein Stück ihres rechten Armes ein. Das wandert zur Hand in die Kiste – und die 150 Kilogramm schwere Skulptur schwebt dem Anhänger entgegen, der sie nach Köln bringt.

„Wir ersetzen die rostigen Eisendübel durch Edelstahl, entfernen lose Kittungen und erneuern sie und schließen Risse“, erläutert Krauthäuser, was dort in den nächsten Wochen mit der Figur aus Seligenthal geschieht. Mit Konstruktionsmörtel bringen die Fachleute das Gesicht wieder an, modellieren es, wo nötig mit mineralischem Mörtel neu. Rund 20 000 Euro sind für die Restaurierung veranschlagt. „Die Kosten trägt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Ehemalige Klosteranlage Seligenthal“, sagt Korte-Böger, während Rubin und Krauthäuser auch das Kreuz vom Sockel lösen. Das wandert mit Christus in die Werkstatt. Maria und Johannes bleiben vorerst allein zurück in Seligenthal.

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