Appell von Landrat Schuster Arztpraxen im Rhein-Sieg-Kreis werden mit Impfanfragen bombardiert

Rhein-Sieg-Kreis · Die Arztpraxen im Rhein-Sieg-Kreis und das Impfzentrum in Sankt Augustin werden mit Anfragen nach Impfterminen bombardiert. Landrat Sebastian Schuster appelliert nun an die Bevölkerung, das einzustellen.

 Zur Zeit gibt´s nur Impfstoff für Zweitimpfungen.

Zur Zeit gibt´s nur Impfstoff für Zweitimpfungen.

Foto: Meike Böschemeyer

Es gibt keinen Impfstoff – jedenfalls keinen für Erstimpfungen und erst recht keine überschüssigen Dosen. Landrat Sebastian Schuster (CDU) appelliert an die Bevölkerung, nicht ohne Termin zum Impfzentrum nach Sankt Augustin zu kommen. Es habe keinen Zweck, sich vor die Anmeldung zu stellen und zu warten oder nachzufragen. Auch wenn am Montag die Priorisierung aufgehoben werde, könnten der Kreis und die Arztpraxen den Bürgern keine Angebote zur Erstimpfung machen.

Völlig überlastet seien in diesen Tagen auch die Praxen der Kinderärzte, die mittlerweile häufig einfach nur den Anrufbeantworter laufen ließen, sagte Schuster am Mittwoch bei der wöchentlichen telefonischen Pressekonferenz zur Coronasituation im Rhein-Sieg-Kreis. Die massenhaften Anfragen störten lediglich den Praxisalltag, so Schuster.

Für die nächsten zwei Wochen gebe es ausschließlich Impfstoff für die Zweitimpfungen und da blieben, so der Leiter der Covid-Fachstelle beim Rhein-Sieg-Kreis, Ralf Thomas, keine Impfdosen übrig. Das Land NRW habe darauf hingewiesen, dass in allen Impfzentren des Landes bis mindestens Mitte Juni 2021 keine Termine für Erstimpfungen zur Verfügung stehen.

Restliche Dosen gehen an Mitarbeiter im Impfzentrum

„Es kommt ganz selten mal vor, dass ein bis drei Spritzen übrigbleiben, diese werden dann aber an Mitarbeiter aus den Impfzentren verimpft“, sagte Thomas. Das Land NRW habe Impfstoff für die Zweitimpfungen zurückgelegt, sodass diese auch auf jeden Fall gesichert sei. Pro Tag würden 1250 bis 1350 Impfungen in der Asklepiosklinik in Sankt Augustin vorgenommen. Hinzu komme ein geringer Anteil von Impfstoff der Firma Johnson & Johnson, der für Obdachlose und Flüchtlinge vorbehalten sei. Eine weitere sehr geringe Anzahl an Impfdosen gebe es für Erstimpfungen von Feuerwehrleuten und Menschen in Altenheimen.

Impfzentren erhalten vom Bund über das Land die Impfdosen, Arztpraxen und privatärztliche Praxen werden von Apotheken und dem pharmazeutischen Großhandel versorgt und impfen in Eigenverantwortung ihre Patientinnen und Patienten in den Praxen, so Thomas. Ab dem 7. Juni kommen die Betriebsärzte hinzu, die ebenfalls über die Apotheken und den pharmazeutischen Großhandel mit Impfdosen versorgt werden, die Impfungen aber in Absprache mit den ansässigen Impfzentren dort durchführen sollen.

Unterdessen weist die Sieben-Tage-Inzidenz im Rhein-Sieg-Kreis am Mittwoch den fünften Tag in Folge einen Wert unter der 35er Marke auf, sodass ab Freitag die Inzidenzstufe 1 greifen kann. Das bedeutet, dass dann unter anderem „private Veranstaltungen auch in Form von Partys und vergleichbaren Feiern ohne Verpflichtung zur Einhaltung des Mindestabstands mit bis zu 100 Gästen im Freien und bis zu 50 Gästen in Innenräumen mit Negativtest“ möglich sind. Auch Theater und Kinos können dann öffnen, Freibäder können ohne Test besucht werden.

Weiter Kontrollen in Testzentren

In den rund 300 Bürgertestzentren führt der Kreis weiterhin Kontrollen durch, hieß es. Von 50 bislang überprüften Zentren seien bei dreien ordnungsbehördliche Verfahren eingeleitet worden. Es handele sich aber um kleinere Mängel wie etwa, dass die Einbahnstraßenregelung nicht richtig markiert worden sei.

Schuster betonte, dass der Kreis nur für hygiene-technische und organisatorische Belange zuständig sei. „Die Überprüfung der Abrechnungen war zu keinem Zeitpunkt Sache der Kommunen, sondern ist Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigungen und des Bundes. Wir verfügen in unseren Gesundheitsämtern weder über die personelle Kapazität, noch ist es eine originär kommunale Aufgabe“, so der Landrat, der Gesundheitsminister Jens Spahn heftig für dessen Äußerungen in der TV-Talkshow Anne Will kritisierte. Dort hatte der CDU-Politiker gesagt: „Ich kann nicht von Berlin aus alle Testzentren kontrollieren.“ Zuständig seien die Behörden vor Ort. Schuster: „Das ist Ausdruck seiner Hilflosigkeit.“

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