Corona-Situation im Rhein-Sieg-Kreis Die Zahl der Corona-Infektionen steigt rasant

Rhein-Sieg-Kreis · Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt rasant an. Gleichzeitig haben die Arztpraxen mit einer heftigen Erkältungswelle zu tun. Aber jede zweite Infektion ist Corona, so Jacqueline Hiepler, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Rhein-Sieg und Hausärztin in Hennef.

 Corona-Infektionen nehmen wieder zu.

Corona-Infektionen nehmen wieder zu.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Die Zahl der Corona-Infektionen steigt rasant. „Es ist, als wäre ein Schalter gedrückt worden“, staunt selbst Jacqueline Hiepler, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Rhein-Sieg und Hausärztin in Hennef. „Jeden Morgen steht eine Traube von Erkrankten vor meiner Praxis.“ Der Rhein-Sieg-Kreis zählte am Mittwoch 5067 aktuelle Corona-Fälle. Die vom RKI als Sieben-Tage-Inzidenz für den Kreis angegebenen Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner sprangen von Dienstag auf Mittwoch von 426,6 auf 581,8. Das ist der höchste Wert seit Mitte April. Experten zufolge dürfte die Dunkelziffer aber weitaus höher liegen. Das Kreisgesundheitsamt weist daraufhin, dass in die Sieben-Tages-Inzidenz nur positive PCR-Testungen einfließen, nicht aber die positiven Antigen-Schnelltestungen. Auch deshalb bilde die offizielle Inzidenz das Infektionsgeschehen im Rhein-Sieg-Kreis „nicht vollständig ab“.

Mediziner vermelden neben Sars-CoV-2 bei Erkrankten häufig auch die für Erkältungen hauptverantwortlichen Krankheitserreger Rhinoviren und Parainfluenzaviren, die vor allem bei Kindern auftreten. „Das stimmt. Es sind vermehrt junge Leute, die zurzeit erkranken – und Ältere, die Kontakt zu Jüngeren haben“, sagt Hiepler. Der Anteil der Corona-Infektionen sei im Vergleich zur Vorwoche von zehn auf 50 Prozent gestiegen, sagt die Hausärztin.

Steigende Belastung der Kliniken

In seinem aktuellen Report warnt das RKI vor der steigenden Belastung von Kliniken. In dieser Woche lag die Rate bei 3,5 Hospitalisierungen pro 100.000 Einwohnern. Tatsächlich schaltet das Intensivbettenregister für Bonn und den Rhein-Sieg-Kreis am Mittwoch auf Rot: 15 Patienten werden in den Kliniken der Region intensivmedizinisch betreut, davon müssen vier invasiv beatmet werden. Im Rhein-Sieg-Kreis waren am Mittwochnachmittag noch sieben Intensivbetten frei, in Bonn sechs. Seit Beginn der Pandemie gibt es kreisweit 213.561 laborbestätigte Infektionen mit Sars-CoV-2, 207.661 Personen gelten als genesen. Die Zahl der Verstorbenen stieg in den vergangenen 14 Tagen um drei auf 829.

Wie es mit der Pandemie weitergehen könnte, haben Forscher an der Universitätsmedizin Halle untersucht und drei Szenarien simuliert: Im ersten beherrscht Omikron weiter das Geschehen, und es treten keine neuen Varianten auf. Dann kommt es laut Simulation zwar zu einer Herbst- und Winter-Welle, jedoch ohne übermäßige Belastung der Krankenhäuser.

Aufruf zum Booster

Bei einem zweiten möglichen Szenario prägen neue Virusvarianten die Welle. Den Forschern zufolge führen sie dennoch nicht zu deutlich schwereren Krankheitsverläufen. Die Spitzenwerte bei der Sieben-Tages-Inzidenz könnten vergleichbar mit denen Anfang 2022 sein. Die Forscher gehen aber davon aus, dass auch dann die Impfkampagnen mit angepassten Vakzinen greifen.

Schwierig würde es bei Szenario drei, wenn neue Virusvarianten mit starkem Immune Escape auftreten, also neue Mutanten des Coronavirus, die nicht vom Immunsystem erkannt werden oder bei denen keine ausreichende Immunantwort durch die Impfung erfolgt. Das würde wieder zu schwereren Verläufen führen.

„Das Virus will ja nicht den Wirt (Menschen) töten, sondern es will sich nur fortpflanzen. Daher wird Covid immer ansteckender werden, weil es auf immune Menschen trifft und sich immer mehr an die Ansteckungsmöglichkeit anpasst, um sich im Wirt zu vermehren. Dabei verliert es aber auch seine Aggressivität“, erklärt Hiepler, die auch darauf verweist, dass man mittlerweile mit Paxlovid ein Medikament habe, mit dem man Erwachsene behandeln könne, bei denen sich ein schwerer Covid-19-Verlauf entwickelt. Gleichzeitig ruft sie dazu auf, den Impfstatus zu überprüfen. Auffrischungsimpfungen sind sechs Monate nach der letzten Impfung oder nach einer Corona-Erkrankung möglich.

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