Verschärfte Kontaktregeln Rhein-Sieg-Kreis zieht die Notbremse schon ab Donnerstag

Rhein-Sieg-Kreis · Landrat Sebastian Schuster hatte sich am Dienstagmorgen mit den Bürgermeistern des Rhein-Sieg-Kreises beraten und eigentlich geplant, die eingeschränkte Notbremse ab kommendem Samstag zu ziehen. Jetzt kam ihm das Land zuvor.

 Auch der Rhein-Sieg-Kreis hat zunächst einen Impfstopp von Frauen unter 55 mit Astrazeneca verordnet. (Symbolfoto)

Auch der Rhein-Sieg-Kreis hat zunächst einen Impfstopp von Frauen unter 55 mit Astrazeneca verordnet. (Symbolfoto)

Foto: Holger Arndt

Der Rhein-Sieg-Kreis hat die Impfung von Frauen unter 55 Jahren mit Astrazeneca ausgesetzt. Der Leiterin des Kreis-Gesundheitsamts, Kirsten Hasper, zufolge sind alle Impftermine für diese Personengruppe aufgehoben worden. „Das bleibt solange, bis wir neue Informationen zu dem Impfstoff vom Paul-Ehrlich-Institut bekommen“, sagte sie am Dienstag in der Pressekonferenz zur Coronasituation im Kreis. Damit schließt sich der Rhein-Sieg-Kreis dem Impfstopp im Kreis Euskirchen und der Stadt Bonn an, nachdem zuvor eine geimpfte Frau gestorben und eine weitere schwer erkrankt war. Bei der Verstorbenen handelte es sich um eine 47-Jährige, bei der Frau, die schwer erkrankte, um eine 28-Jährige aus Bonn.

Zudem hat das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW (MAGS) am Dienstagnachmittag für den Rhein-Sieg-Kreis ab Gründonnerstag, 1. April, die sogenannte Notbremse verordnet. Diese wird für Kommunen verhängt, in denen die 7-Tages-Inzidenz der Neuinfektionen an drei Tagen hintereinander über dem Wert von 100 liegt. Im Kreis war das zunächst nicht eindeutig. Die Inzidenz ging zwischenzeitlich wieder unter die 100er Marke, lag am Dienstag aber dann bei 107,4. Allerdings waren die Zahlen aufgrund einer technischen Umrüstung in der Kreisverwaltung vermutlich nicht vollständig, hieß es. Jetzt gelten wieder verschärfte Kontaktbeschränkungen. Kontakte sind – abgesehen von Ostern – ab Donnerstag nur zwischen einem Hausstand und maximal einer weiteren Person erlaubt. Allerdings wird es im Rhein-Sieg-Kreis die neu geschaffene, sogenannte Test-Option geben.

Landrat Sebastian Schuster hatte sich am Dienstagmorgen mit den 19 Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern des Rhein-Sieg-Kreises beraten und eigentlich geplant, die eingeschränkte Notbremse ab kommendem Samstag zu ziehen. Jetzt kam ihm das Land zuvor. Wer Museen besuchen oder sich eine neue Kamera oder ein Sommerkleid kaufen will, kann dies also weiterhin per „Click & Meet“ tun, muss aber einen aktuellen negativen Coronatest vorweisen. Diese Regelung gilt nicht für Lebensmittelgeschäfte und andere Läden des täglichen Bedarfs, betonte Schuster: „Mit aktuell 151 Bürger-Teststellen sind wir im Rhein-Sieg-Kreis gut aufgestellt.“

Flächendeckende Bürger-Teststellen

Und das Angebot wurde in der vergangenen Woche von doppelt so vielen Menschen angenommen wie in der Vorwoche: 13 363 mal – etwa 0,5 Prozent der Getesteten hatten einen positiven Befund, so Schuster. Mit der Vorgabe, nur gegen einen aktuellen Test shoppen zu können, hoffe man, mehr Menschen zu den Tests zu bekommen. Denn die aggressiveren Mutanten sind auf dem Vormarsch: Ihr Anteil liegt bereits bei 67,4 Prozent. Und das Durchschnittsalter der Infizierten sei um fünf Jahre auf nunmehr 40 gesunken.

Irritierende Inzidenzwerte

Für Irritationen hatten zunächst die Inzidenzwerte der vergangenen Tage gesorgt. Wie berichtet, kann das Gesundheitsamt wegen einer Softwareumstellung noch nicht alle Daten übermitteln. Aktuelle Neuinfizierungen würden zwar ans Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG) übermittelt, aber es habe „kleine Überschneidungen“ gegeben, so Gesundheitsdezernent Dieter Schmitz. 

Kritik an falscher Impfstatistik

Für Irritationen und Verärgerung beim Landrat und seinen Dezernenten, aber wohl auch bei der Landesregierung, hat die Impfstatistik gesorgt, die auf aktuellen Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) Nordrhein und Westfalen basierten. Wie berichtet, liegt danach NRW im Ländervergleich ziemlich weit hinten. Auf einem der letzten Plätze aller Kommunen in NRW rangiert demnach der Rhein-Sieg-Kreis.

Das sei „alles falsch“, sagte der Landrat. Im Kreis seien nachweislich 92.401 Menschen geimpft worden, davon knapp 43.000 im Impfzentrum. Der Fehler liege bei der KV. Diese habe eine Großzahl von Impfungen noch nicht registriert. „Mir liegt der Erlass aus Düsseldorf vor, nach dem die KV angemahnt wird, die Zahlen bis zum 1. April aufzuarbeiten und die erfolgten Impfungen nachzumelden“, sagte Schuster.

Über Ostern wird durchgeimpft

Im Impfzentrum des Rhein-Sieg-Kreises, das in der Kinderklinik Sankt Augustin untergebracht ist, würden im Übrigen über die Ostertage durchgeimpft. Dem Koordinator des Impfzentrums, Martin Bertram, zufolge werden von Karfreitag bis Ostermontag rund 6000 Menschen geimpft. Darüber hinaus werden 600 Senioren über 80 Jahren aus dem Rhein-Sieg-Kreis im Impfzentrum Bonn mit Biontech geimpft. Hasper weist darauf hin, dass es am Karfreitagvormittag noch freie Termine gibt. Wer seinen Termin vorverlegen möchte, muss das über die KV tun. Das gehe nicht über das Gesundheitsamt, sagte sie mit Blick auf zahlreiche Anfragen.

Lösung für Personen mit Vorerkrankung

Rund 2000 Anfragen gibt es auch von Menschen mit Vorerkrankungen, die fragen, wie und wann sie geimpft werden können. „Wir bitten um Verständnis, dass wir sie nicht über Nacht abarbeiten können“, sagte die Leiterin des Gesundheitsamts. Härtefälle würden alle amtsärztlich geprüft. Rund 90 Menschen hätten jetzt dadurch einen Impftermin erhalten. Schmitz sagte, der Kreis sei im Gespräch mit den niedergelassenen Ärzten. Es werde nach Ostern Klarheit darüber geben, wie es mit dieser vulnerablen Personengruppe weitergehe und wie Termine ab Mitte April vergeben werden.

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