Auststellung im Siegburger Stadtmuseum Ri Meuser von Eschmar zeigt Retrospektive ihres Schaffens

Troisdorf/Siegburg · Als Künstlerin hat Ri Meuser von Eschmar ein Leben lang mit Farben gearbeitet. Am Sonntag wird die Grande Dame 90 Jahre alt. Sie zeigt im Siegburger Stadtmuseum eine Retrospektive ihres Schaffens seit den 68er Jahren.

Wieso feiern Sie als Troisdorfer Künstlerin Ihre Retrospektive in Siegburg?

Ri Meuser: Hier fing für mich als Künstlerin das regionale Wirken an, sodass ich einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde. Mit meinem Mann und unseren beiden Söhnen waren wir aus Aachen nach Troisdorf gekommen. Ich hatte erst in Darmstadt und dann in Aachen Kunst studiert und dort schon einiges gemacht. 1976 stellte ich nach verschiedenen, von mir initiierten Gemeinschaftsausstellungen erstmals alleine im Siegburger Rathaus aus und kurze Zeit später gestaltete ich das erste Plakat zu den dort erstmals stattfindenden Siegburger Literaturwochen.

Wie haben Sie die Retrospektive zusammen getragen?

Meuser: Nach mehr als 350 Ausstellungen auf der ganzen Welt, in den USA, China und quer durch Europa habe ich zwar vieles verkauft, aber ich habe einige Lieblingsstücke über all die Jahre behalten. Mein Sohn Tommy hat eine Ausstellung aus vielen Zeitabschnitten zusammengetragen.

Haben Sie immer gemalt, oder auch anders künstlerisch gearbeitet?

Meuser: Ich habe unter anderem Mosaike, Glasfenster, Skulpturen und Wandmalerei gemacht. Sie finden ein 60 Quadratmeter großes Wandmosaik von mir im Unfallkrankenhaus Hamburg-Bergedorf und hier in der Region bin ich ebenfalls mit Kunst am Bau vertreten. Das Schwimmbadmosaik des Hallenbads in Lülsdorf stammt von mir, auch die Bleiglasfenster in der Friedhofskapelle in Hennef Geistingen, auch die Bronzeleuchter und das Taufbecken in der ehemaligen evangelischen Markus Kirche im Altenforst.

In der Malerei finden sich bei Ihnen häufig Fabelwesen, wie Feen und Elfen, oder Vögel und Schmetterlinge. Woher kommt dieser Hang zum Märchenhaften und Schönen?

Meuser: Als Kind habe ich den Krieg erlebt und diese unglaublich schrecklichen Bilder des zerstörten Darmstadts mit all seinen Kriegstoten gesehen. Da war die Kunst eine Art Eskapismus für mich. Sie war die Bewältigung der Vergangenheit. Heute ist sie die Bewältigung der Gegenwart.

Sie haben auch Kunst und Malerei unterrichtet. Kinder und Senioren lernten von Ihnen in der Troisdorfer Malschule und erwachsene Studenten in der chinesischen Metropole Nantong (kooperative Partnerstadt Troisdorfs). Wer lernt leichter?

Meuser: In Nantong habe ich eine Professur an der Hochschule. Da habe ich mit einem Simultandolmetscher gelehrt. Das war eine tolle Erfahrung. Und in meiner Troisdorfer Malschule habe ich sowohl mit Kindern, als auch mit Erwachsenen und Senioren gearbeitet. Die größte Freiheit und Unvoreingenommenheit besitzen die Kinder.

Können Sie heute trotz ihrer Erblindung noch malen?

Meuser: Zum Glück besitze ich ein „Lesegerät“ und ein sehr starkes „Lichtboard“, mit dem ich noch arbeiten kann. Schon als Kind habe ich festgestellt, dass ich ein synergetisches Gedächtnis habe. Für mich haben auch Gerüche, Stimmen oder Wochentage Farben. Diese Farben leuchten noch in mir. Und mit dieser Erinnerung in mir kann ich noch in schwarz-weiß zeichnen und meine zahlreichen Erlebnisse in Kurzgeschichten umzusetzen, in dem ich diese vorab auf Kassette spreche.

Was hat die Diagnose der Erblindung mit Ihnen gemacht?

Meuser: Nach dem ersten Schock über die Diagnose habe ich mich einer Gruppe von Blinden in Siegburg angeschlossen. Das hat mir sehr geholfen. Wir treffen uns regelmäßig und erzählen unglaublich viel. Ich bewundere viele Blinde, die schon von Geburt an ohne Augenlicht auskommen mussten und bin dankbar, diese Menschen über das gemeinsame Schicksal kennengelernt zu haben.

Eine Retrospektive ihrer Werke zeigt Ri Meuser von Eschmar ab Sonntag, 8. Oktober, 11.30 Uhr, im Siegburger Stadtmuseum am Markt 46. Die Ausstellung ist dort bis zum 5. November zu sehen.

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